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EZB gegen die Inflation

6. Juni 2007

Zum achten Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen erhöht, um der Inflation entgegenzuwirken. Aber die Gefahr sei noch nicht gebannt, hieß es aus Frankfurt. Sparer und Anleger können sich freuen.

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EZB-Präsident Jean-Claude Trichet
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet (Archivbild)Bild: AP

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen zum achten Mal in Folge angehoben. Der wichtigste Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft in der Eurozone mit Zentralbankgeld steigt um 0,25 Prozentpunkte auf 4,00 Prozent. Das teilte die EZB am Mittwoch (6.6.2007) nach ihrer Ratssitzung in Frankfurt mit. Diese Entscheidung war von Ökonomen erwartet worden, nachdem EZB-Präsident Jean-Claude Trichet die Märkte bereits im Mai auf die Zinserhöhung eingestimmt hatte.

Grund dafür ist vor allem der unerwartet kräftige Wirtschaftsaufschwung. Die Währungshüter erwarten im Euro-Raum noch mehr Wachstum als bisher und werden voraussichtlich ihre Prognose anheben. Bislang rechnen sie mit einem Wachstum von 2,5 Prozent für die Wirtschaft in den 13 Euro-Ländern. Auch die Inflation dürfte bald wieder die kritische Zwei-Prozent-Marke überschreiten. In den anziehenden Ölpreisen sowie den Lohnsteigerungen sehen die Währungshüter Risiken für die Inflation.

Inflationsrisiken bleiben bestehen

Auch nach der Zinserhöhung hat EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vor Inflationsrisiken im Euro-Raum gewarnt. Die Preisstabilität bleibe Aufwärtsrisiken ausgesetzt, sagte Trichet. Die Geldpolitik der EZB stützte noch die Konjunktur. Der EZB-Rat werde die Lage weiter "genau beobachten", damit die Inflationsrisiken nicht einträten. Dazu sei rechtzeitiges und entschlossenes Handeln geboten. "Wir sind frei, das angemessene zu tun, wenn die Zeit dazu kommt", ergänzte Trichet.

Euroscheine in einer Kasse
EZB: "Preisstabilität in Gefahr"Bild: AP

Die Teuerungsrate im Euro-Raum lag im April bei 1,9 Prozent. Damit bewegt sie sich knapp unter der Zwei-Prozent-Marke, bei der die EZB die Preisstabilität gewahrt sieht. Die Mehrheit der Volkswirte rechnet mit weiteren Zinsschritten im September und Dezember auf dann 4,5 Prozent.

Gewinner und Verlierer

Eine Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB hat für die Verbraucher unterschiedliche Folgen. Bei kurzfristigen Anlagen und Krediten bekommen sie den Dreh an der Zinsschraube traditionell schneller zu spüren als bei langfristigen. Wer einen Raten- oder Überziehungskredit in Anspruch nimmt, wird die gestiegenen Zinsen schnell bemerken, weil die Banken und Sparkassen die Erhöhung hier normalerweise besonders rasch an die Kunden weitergeben. Denn sie müssen ihrerseits künftig mehr für Kredite bei der Notenbank bezahlen.

Sparer und Anleger können sich dagegen freuen, wenn die Zinsen klettern. Nach Einschätzung von Verbraucherschützern lässt die Geschwindigkeit, mit der Banken auch ihre Kunden in den Genuss der Erhöhung kommen lassen, allerdings zu wünschen übrig. Am ehesten dürften noch Tagesgeldkonteninhaber vom Anziehen der Zinszügel profitieren. Wer sein Geld noch auf das gute alte Sparbuch einzahlt, wird wohl kaum unmittelbar von der Erhöhung profitieren. Doch auch hier sollte den Verbraucherschützern zufolge auf lange Sicht etwas von den Zinserhöhungen ankommen. Langfristige Kreditnehmer wie Häuslebauer müssen sich nach Einschätzung der Experten weniger Sorgen machen. Denn in der Regel läuft der Kredit über einen längeren Zeitraum zu festgelegten Konditionen. (vem)