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Europa Interview

Ruth Reichstein10. August 2007

Über die Senkung der Auslandshandytarife hat Ruth Reichstein mit dem Europaabgeordneten Alexander Alvaro gesprochen. Er sitzt für die Fraktion der Liberalen im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie.

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Bild: EU

Herr Alvaro, der erste Sommer mit neuen, billigeren Roaming-Gebühren – haben Sie sich darüber gefreut?

Ich persönlich verzichte im Urlaub grundsätzlich darauf zu telefonieren, weil ich meine Ruhe haben möchte. Ich denke aber, dass sich die meisten Menschen, die im Urlaub waren, schon über ihre Rechnung freuen werden, wenn sie jetzt Ende August kommt.

Wie viel darf denn Telefonieren noch kosten?

Ich glaube, letzten Endes muss das der Verbraucher entscheiden. Ich glaube persönlich, dass die Preise sinken würden, wenn man mehr Wettbewerb zulassen würde und der Verbraucher sich dann auch den günstigsten Tarif aussuchen würde. Also, alles in allem: Die Höchstgrenze muss schon der Verbraucher entscheiden.

Sollte die EU überhaupt so konkret und so tief in solche letztendlich Markt- und Preisentscheidungen eingreifen?

Ich glaube nicht, dass das die EU machen sollte. Andererseits man muss sagen, dass gerade über die Roaming-Debatte deutlich wurde, dass es auch ein billiger Punkt war für die Kommission, Europa als verbraucherfreundlich darzustellen, als nicht ein abstraktes Gebilde, sondern als etwas, das sich für die Bürger einsetzt und gleichzeitig haben so auch sehr viele Kollegen im Europäischen Parlament billig im Wahlkreis Punkte sammeln können, wenn man Ende Juni kurz vor Beginn der Sommerferien in die Wahlkreise zurück kommt und sagen kann: Wir haben die Preise für Euch gesenkt. Ob da immer marktwirtschaftliches Verständnis dahinter steckt, das möchte ich durchaus in Frage stellen, weil wir wissen nicht, wie sich das langfristig auswirken wird. Und ich glaube, dass man das gleiche Ergebnis auch auf andere Art und Weise hätte erreichen können.

Was meinen Sie genau damit?

Es ist immer noch so, dass wir keinen europäischen Mobilfunkmarkt haben. Das sieht man ja auch in dem Moment, wenn man aus Deutschland herausfährt oder jetzt auch wieder aus dem Urlaub zurück kommt, dann wechselt der Anbieter. Das sieht man in seinem Display. Das liegt unter anderem auch daran, dass ausländische Unternehmen ihre Produkte nicht in Deutschland anbieten können - zumindest nicht so, dass es sich das lohnen würde und man wirklich in Wettbewerb treten könnte. Wenn es also möglich wäre, dass jedes Telekommunikationsunternehmen oder jeder Mobilfunkanbieter in jedem europäischen Land zu den gleichen Bedingungen seine Produkte anbieten kann, dann hätten wir eine Vielfalt der Anbieter, der Modelle, der Preise, die es dem Verbraucher wirklich ermöglichen würde, sich das günstigste Angebot auszusuchen unter all den Unternehmen, die auf dem Markt sind.

Was kann die EU tun, damit das irgendwann mal funktioniert?

Wir werden jetzt im Oktober über die Nachbetrachtung des Telekommunikationspaketes diskutieren, werden auch Richtlinien auf den Weg bringen. Das Telekommunikationspaket selber regelt die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte. Innerhalb dieses Paketes ist eine Richtlinie dabei, die sich Zugangsrichtlinie nennt. Wenn wir dort die Hindernisse für Markteintritte von Unternehmen wegnehmen, können wir damit auch eine Stärkung des Wettbewerbs und zugleich des Verbrauchers erreichen.