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Euro-Geldregen für die Banken

24. Juni 2009

Über 442 Milliarden Euro hat die Europäische Zentralbank den Geschäftsbanken zur Verfügung gestellt. Mit dem frischen Geld soll die Wirtschaft versorgt werden. Ob dies auch rasch passiert, ist noch längst nicht sicher.

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Das Verwaltungsgebäude der Europäischen Zentralbank in Frankfurt/Main ( Foto: BilderBox-Bildagentur)
Das Verwaltungsgebäude der Europäischen Zentralbank in Frankfurt/MainBild: Bilderbox

Die Laufzeit der Kredite betrage ein ganzes Jahr, teilte die Europäische Zentralbank am Mittwoch (24.06.2009) in Frankfurt am Main mit. Bisher hatte sich die Branche bei der Zentralbank lediglich mit Krediten für die Dauer von höchstens sechs Monaten mit Geld eindecken können. Wegen der Finanzkrise beschlossen die Währungshüter jedoch, die Verleihdauer deutlich auszuweiten.

Das neue Geschäft mit verlängerter Laufzeit gilt als einer der spektakulärsten Schritte der EZB im Kampf gegen die Finanzkrise. Sie will damit die Kreditvergabe zwischen den Banken und von den Banken an die Verbraucher wieder in Schwung bringen, die nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers im September ins Stocken geraten ist.

"Wir ersaufen im Geld!"

Insgesamt 1121 Institute hätten sich mit Darlehen zur Finanzierung ihrer Geschäfte versorgt, hieß es in Frankfurt weiter. Kein Antrag sei abgelehnt worden. Entsprechend fielen die Reaktionen der Banker aus. "Das war ein extrem großzügiges Angebot von der EZB", sagte Analyst Julian Callow von Barclays Capital. Und ein Händler meinte kurz und knapp: "Wir ersaufen im Geld!"

Die bisherige Rekordsumme für Finanzgeschäfte bei der Zentralbank lag im Jahr 2007 bei 349 Milliarden Euro bei einer Laufzeit von zwei Wochen. Durch die neue verlängerte Laufzeit haben die Banken mehr Planungssicherheit bei ihrer Refinanzierung.

Steinbrück denkt schon an Exit-Strategien

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet (Foto: AP)
Lässt den Finanzmarkt fluten: EZB-Präsident Jean-Claude TrichetBild: AP

Allerdings sind mit der Geld-Flut der Frankfurter Währungshüter um EZB-Präsident Jean-Claude Trichet auch große Erwartungen an die Geldinstitute verbunden. Bundesbank-Präsident Axel Weber drohte den Banken mit einer härteren Gangart, sollten sie die Zinssenkungen nicht weitergeben. Im negativen Fall würden dann nämlich die Zentralbanken die einzelnen Geschäftsbanken umgehen und die Wirtschaft direkt stützen müssen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ergänzte: "In Deutschland gibt es keinen Grund, Kredite zu verweigern, weil angeblich nicht genügend Kapital vorhanden ist."

Tatsächlich beobachteten Experten in den vergangenen Monaten die Tendenz, dass sich die Banken bei der EZB günstig mit Geld versorgten, diese guten Konditionen aber kaum an Wirtschaft und Verbraucher weitergeben und dadurch viel Geld verdienen. Steinbrück wies auch darauf hin, dass angesichts der enormen Liquidität im Zuge der Anti-Krisenprogramme weltweit die Gefahr von Preissteigerungen bestehe. Auf mittlere Sicht müsse die schwierige Frage beantwortet werden, wie die Geldmassen wieder vom Markt genommen werden könnten, um nicht in eine weltweite Inflation zu kommen. Der SPD-Politiker empfahl daher, schon jetzt über Ausstiegs-Strategien für die Zeit nach der Krise nachzudenken. (sti/ako/rtr/dpa/ap/afp)