1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

EURO 2016 wird zum Turnier der Neulinge

Jan-Hendrik Raffler14. Oktober 2015

Ohne Holland fährt Deutschland zur EM! Dafür mit Albanien, Island, Nordirland, Wales und der Slowakei. Die Europameisterschaft wird dadurch zum Turnier der Debütanten. Leider - findet DFB-Manager Oliver Bierhoff.

https://p.dw.com/p/1Gnih
Quali EM 2016 Island vs Kasachstan
Bild: picture-alliance/dpa

So viele Neulinge gab es noch nie bei einer Europameisterschaft. Fünf kleine Fußballnationen dürfen sich über die erste EURO-Teilnahme überhaupt freuen. Riesenjubel zum Beispiel bei den Slowaken: Im sechsten Anlauf hat es endlich mit der Teilnahme bei dem großen Endturnier geklappt. Oder Wales: Der EM-Coup der Kicker um Superstar Gareth Bale verdrängte sogar die Rugby-WM im eigenen Land von den Titelseiten der Zeitungen. In Albanien hat der Staatspräsident die albanischen Fußballhelden den Nationalorden verliehen. Auch Underdog Nordirland freut sich über die erste EM-Qualifikation. Das größte Fußballwunder schreibt jedoch Island (Foto). 23 Mal hatte Island bislang an Qualifikationen zu den Endrunden von Welt- und Europameisterschaften teilgenommen - und war 23 Mal gescheitert. Der 24. Versuch brachte nun den lang ersehnten Erfolg und stürzte gleichzeitig die Niederlande in die Krise!

Niederlande verdient raus

Erstmals seit 30 Jahren ist Oranje nicht bei einer EM dabei. Und das völlig verdient! Wer gegen die Top drei in der Gruppe weder das Hin- noch das Rückspiel gewinnt, der braucht sich über ein Ausscheiden in der Quali nicht zu wundern. Oliver Bierhoff, der Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, bedauert es, dass so viele kleinere Nationen bei der EM in Frankreich am Start sind. "Die Turniere werden etwas verwässert". Er vergleicht die von 16 auf 24 Mannschaften aufgeblähte Endrunde im kicker mit der Gruppenphase der Champions League. Die findet er "auch nicht mehr so prickelnd", weil es höchstens in einer Vorrundengruppe mal spannend werde. "Ähnlich dürfte es bei der EM sein", sagt Bierhoff, im Grunde beginne das Turnier für den Weltmeister "erst so richtig mit der K.o.-Runde". Wobei: In Frankreich kommen - anders als in der Königsklasse - ja auch noch die vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale.

Wesley Sneijder hält sich die Hand vor sein Gesicht: Seit Torwart ist sauer. Foto: AFP / Getty Images
Fährt nicht zur EM: Superstar Wesley Sneijder (L) und seine Niederlande.Bild: Getty Images/AFP/van Weel

Der von der FIFA vorläufig für 90 Tage suspendierte UEFA-Boss Michel Platini sieht in der Aufstockung naturgemäß kein Problem. "Das wird die Qualität der Spiele nicht beeinflussen". Außerdem sei es nun einmal seine Aufgabe, "den Sport weiterzuentwickeln". Was der Franzose eigentlich meinte: Geld zu verdienen - und an der Macht zu bleiben. Eine EURO mit 24 Mannschaften bringt schlicht mehr Einnahmen, weil sich für sie noch mehr Fans interessieren. Der ein oder andere müde Vorrundenkick wird da gerne in Kauf genommen. Das zusätzlich eingeführte Achtelfinale garantiert weitere achtmal Nervenkitzel - und weitere Zusatzgelder von Sponsoren und vor allem vom Fernsehen. Zudem kann der Gastgeber wieder mehr Spielorte (in Frankreich zehn wie zuvor nur bei der EM 2004 in Portugal) mit EM-Partien belohnen.

Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen

"Das Rad lässt sich wahrscheinlich nicht mehr zurückdrehen", vermutet Bierhoff deshalb richtig. Für große Teams wie das deutsche wird durch die größere Zahl an "Zwergen" im Turnier die Fallhöhe höher, wie das DFB-Team beim 0:0 gegen Debütant Lettland 2004 schmerzlich erfahren musste. Grundsätzlich wird der Weg ins Viertelfinale aber wohl weniger steinig. Es sei denn, die UEFA macht irgendwann auch noch mit einer weiteren Schnapsidee ernst, die intern bereits diskutiert worden sein soll: EM-"Wildcards" für Brasilien oder Argentinien.