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Politik

EU will gegen Tachobetrug vorgehen

31. Mai 2018

Ein günstiger Gebrauchter, älteres Modell und mit wenig Kilometern? Durch geschönte Kilometerstände entsteht Autokäufern in der EU jährlich ein Milliardenschaden. Die EU hat Ideen, Manipulationen künftig zu verhindern.

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Symbolbild | Tachometer
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Das EU-Parlament fordert neue europaweite Regeln gegen gefälschte Kilometerstände bei Gebrauchtwagen. Damit Unregelmäßigkeiten auffallen, sollten die gefahrenen Kilometer der Autos bei jedem Werkstattbesuch in Datenbanken erfasst werden, heißt es in einem verabschiedeten Bericht. Für die Ahnung manipulierter Tachostände müssten verschiedene Voraussetzungen bestehen. Zum einen müssten die Datenbanken grenzüberschreitend zugänglich sein. Außerdem müssten alle EU-Staaten künstlich herabgesetzte Angaben als Betrug und damit als Straftat verfolgen.

Wenige Kilometer, höherer Preis

Manche Händler und private Anbieter manipulieren den Tachometer des angebotenen Fahrzeugs, um potenzielle Käufer glauben zu machen, der Motor sei weniger gelaufen, als er tatsächlich ist. Denn unter anderem berechnet sich der Verkaufspreis anhand der Laufleistung. Laut EU-Schätzungen stimmen die Werte bei 30 bis 40 Prozent der Gebrauchtwagen, die über Grenzen von EU-Ländern hinweg gehandelt werden, nicht. Verbrauchern entsteht nach Angaben des verkehrspolitischen Sprechers der europäischen Sozialdemokraten, Ismail Ertug, dadurch jährlich ein Schaden zwischen 5,5 und 9,6 Milliarden Euro.

Symbolbild Manipulation am Tachometer (Foto: Imago/M. Westermann)
Gefälschte Kilometerstände: Vermutlich ist jeder dritte Tachometer manipuliertBild: Imago/M. Westermann

Als positives Beispiel heben die EU-Abgeordneten Belgien und die Niederlande hervor, die das Problem fast gelöst hätten. In beiden Ländern werden die Zählerstände regelmäßig erhoben und festgehalten. Betrügereien fallen so schneller auf. In Belgien sei der Anteil an Autos mit geschönten Werten auf diese Weise innerhalb von zwei Jahren von 8,6 Prozent auf 0,2 Prozent gefallen, heißt es in einer Studie, die vom Verkehrsausschuss des EU-Parlaments in Auftrag gegeben wurde. Seitdem die Nachbarländer die Daten untereinander austauschten, gebe es noch weniger Fälle.

Verbraucherschützer warnen

Die verpflichtend erfassten Daten sieht die deutsche Verbraucherzentrale kritisch: Autokäufern, die darauf zugreifen wollten, drohten zusätzliche Kosten. Außerdem nähmen die Datenbanken den Druck von den Autoherstellern, selbst für mehr Sicherheit zu sorgen, sagte Marion Jungbluth, Teamleiterin Mobilität und Reisen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Auch ältere Autos ließen sich mit sicheren Chips nachrüsten.

Autobauer in der Pflicht

Das EU-Parlament sieht bei den Autobauern ebenfalls Handlungsbedarf. Die EU-Kommission solle künftig überwachen, wie die Konzerne ihre Autos vor Manipulationen schützen. Außerdem solle sie klare Regeln aufstellen, mit denen überprüft werden kann, ob die Kilometerzähler betrugssicher sind. Mit ihrem Papier rufen die Parlamentarier die EU-Kommission auf, binnen eines Jahres einen entsprechenden Rechtsrahmen vorzuschlagen. Die Kommission kann der Forderung entweder nachkommen oder sie zurückweisen. In letzterem Fall muss sie aber erklären, warum.

sam/uh (dpa)