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Grenzen für Bioforschung gefordert

7. Mai 2014

Wie sollte man mit Forschung umgehen, die zum medizinischen Fortschritt beitragen möchte, aber auch von Bioterroristen missbraucht werden könnte? Der Deutsche Ethikrat legt dazu eine Stellungnahme vor.

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Elektronenmikroskopische Aufnahme des Vogelgrippevirus H5N1 (Foto: AP)
Bild: AP

Der Deutsche Ethikrat fordert Grenzen für Forschungen, bei denen die Gefahr von Viren künstlich erhöht wird. Das Gremium aus Wissenschaftlern und Ethikexperten spricht sich dafür aus, bei solchen Forschungsvorhaben künftig stärker darauf zu achten, dass Chancen und Risiken der Experimente abgewogen werden.

"Experimente zur Wandelbarkeit von Krankheitserregern gelten als wichtig für die Vorbereitung auf neue Infektionswellen", schreibt der Rat in seiner Stellungnahme "Biosicherheit und Forschungsfreiheit". Das Wissen über die Veränderbarkeit von Viren und Bakterien berge aber auch ein hohes Missbrauchspotenzial. Dabei geht es dem Ethikrat nicht nur darum, etwa ein Freiwerden veränderter Bakterien durch mehr Sicherheit in den Laboren zu verhindern. Bestimmte gefährliche Erreger hätten grundsätzlich auch das Potenzial, von Terroristen missbraucht oder als Massenvernichtungswaffen eingesetzt zu werden. Die Stellungnahme wurde an Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe übergeben.

Ethikrat fordert Kultur der Verantwortung

Hintergrund für die Äußerungen des Ethikrates sind Forschungen von US-amerikanischen und niederländischen Biologen am Vogelgrippevirus im Jahr 2012. Die Forscher erzeugten mutierte Varianten des für den Menschen höchst gefährlichen H5N1-Virus', die über die Luft zwischen Säugetieren übertragbar waren und nicht wie in der Natur vorkommend nur über engen Körperkontakt von Menschen mit infiziertem Geflügel. Befürchtungen, Ergebnisse solcher Forschung könnten auch beispielsweise für Biowaffen missbraucht werden, lösten eine Debatte über Grenzen der Virenforschung aus

Auch der Ethikrat teilt diese Sorge und resümiert in seiner Stellungnahme, dass weder nationales noch Europa- oder Völkerrecht einen solchen Missbrauch bislang verhindern könnten. Das Gremium fordert daher vom Gesetzgeber die Schaffung von Regeln und eine stärkere Sensibilisierung der Wissenschaft für diese Fragen. Von den Forschern verlangt der Rat eine "Kultur der Verantwortung" und ein Abwägen von Nutzen und Risiken ihrer Arbeiten. Dazu soll ein Forschungskodex erstellt werden. Mit Forschungsgeldern sollten nur Wissenschaftler unterstützt werden, die zuvor auch den Forschungskodex unterzeichnet haben. Außerdem schlägt der Ethikrat eine Kommission vor, in der Experten der betreffenden Wissenschaftsdisziplinen und Sicherheit sowie aus der Zivilgesellschaft vertreten sind.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Bundesbildungsministerin Johanna Wanka stehen mit der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates, Christiane Woopen und dem Mitglied des Rates, Silja Vöneky, zusammen.
Die Stellungnahme wurde an Forschungsministerin Wanka (2. v. rechts) und Gesundheitsminister Gröhe (rechts) überreichtBild: picture-alliance/dpa

Kommission für Biosicherheit

Die Kommission soll nach Ansicht des Ethikrats an eine bestehende Institution, beispielsweise das auf übertragbare Krankheiten spezialisierte Robert-Koch-Institut, angebunden werden. Forscher, deren Vorhaben Aspekte der Biosicherheit betreffen, sollen verpflichtet werden, sich bei ihrem Projekt von der Kommission beraten und begleiten zu lassen. Für ein zusätzliches Genehmigungsverfahren durch eine Behörde wie das Robert-Koch-Institut sprachen sich nur einige Mitglieder des Ethikrats aus.

cr / kle (dpa, epd)