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Es wird immer enger für Hoeneß

11. März 2014

Der Druck auf Uli Hoeneß ist am zweiten Prozesstag gewachsen. Eine Steuerfahnderin errechnete eine weit höhere Steuerschuld des FC-Bayern-Präsidenten als zuvor bekannt. Bricht nun seine Verteidigungsstrategie zusammen?

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Uli Hoeneß mit rot-weißem Schal beim Champions League- Achtelfinale FC Bayern München - Arsenal London in München (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die rasch wachsende Steuerschuld des Uli H.

Am Dienstagabend verfolgte Uli Hoeneß auf der Tribüne das Champions-League-Heimspiel seines FC Bayern gegen den FC Arsenal in der Münchner Allianz Arena (Artikelbild). Doch war er mit den Gedanken wirklich anwesend? Der Steuerprozess vor dem Landgericht München II hatte ihm im Tagesverlauf ein Desaster beschert. Dort ist er wegen sieben Fällen von Steuerhinterziehung angeklagt.

Zum Prozessauftakt hatte Hoeneß überraschend eine Steuerhinterziehung von mindestens 18,5 Millionen Euro gestanden - mehr als das Fünffache der 3,5 Millionen Euro, die in der Anklage genannt sind. Am Dienstag erklärte eine Steuerfahnderin vor Gericht jedoch auf der Grundlage nachgereichter Unterlagen, dass zu den 3,5 Millionen tatsächlich noch 23,7 Millionen Euro hinzukommen und er also 27,2 Millionen Euro an Steuern hinterzogen habe.

Dies ist allerdings nur die Mindestsumme - die Rosenheimer Finanzbeamtin rechnete sogar zugunsten von Hoeneß. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft verwies darauf, dass bei einer Verurteilung die Höhe der hinterzogenen Summe ausschlaggebend ist: Hoeneß drohen demnach bis zu zehn Jahre Haft.

Grunddatei schon vor einem Jahr geschrieben

Vor dem Gericht schilderte die Steueramtsrätin Gabriele H. zudem, wie Hoeneß die Finanzverwaltung nach seiner Selbstanzeige hingehalten hat. Nach ihren Worten übergaben die Verteidiger von Hoeneß USB-Sticks mit PDF-Dateien zu den Bewegungen seiner geheimen Schweizer Konten erst am 27. Februar 2014, also erst knapp zwei Wochen vor dem Prozess. Diese Dateien seien zwar erst am 24. Februar 2014 erstellt worden. "Die Grund-PDF-Dateien wurden allerdings schon am 18. Januar 2013 erstellt", sagte die Steuerfahnderin. Dies hätten die Computer-Experten der Steuerfahndung festgestellt.

Die Verteidiger erklärten hingegen, dass die Bank bis zu diesem Februar zum Vorlegen der Daten gebraucht habe. Die Dateien seien nach und nach vervollständigt und erst kurz vor dem Prozess fertiggestellt worden.

Nach Angaben der Finanzbeamtin hatte der an der Börse zockende Präsident mit seinen Spekulationen zeitweise hohe Gewinne erzielt. In Spitzenzeiten häufte er ein Vermögen von 154 Millionen Euro auf seinen Konten an. Nach 2006 sei es allerdings abwärtsgegangen. "Ende 2010 ist nicht mehr sehr viel von den Gewinnen da, was leider an der Steuer nichts ändert", sagte Gabriele H.

Umfassende Selbstanzeige?

Für Hoeneß' Hoffnungen, dass seine Selbstanzeige vor Gericht als gültig anerkannt wird und er damit straffrei davonkommt, bedeuten die Ausführungen der Steuerfahnderin einen massiven Dämpfer. Eine solche strafbefreiende Selbstanzeige muss nach den gesetzlichen Vorgaben nämlich umfassend sein. Die Staatsanwaltschaft hatte seine am 17. Januar 2013 eingereichte Selbstanzeige aber bereits als unvollständig eingestuft und deshalb nicht anerkannt.

Der Angeklagte verfolgte die Entwicklung am Dienstag mit hochrotem Kopf. Der Bayern-Patron muss nach der weiteren Verschärfung seiner Lage mehr denn je eine Freiheitsstrafe fürchten.

Die rasch wachsende Steuerschuld des Uli H.

Politiker verlangen Rücktritt

Auf dem politischen Parkett mehren sich allerdings die Stimmen, die den Rücktritt von Hoeneß als Aufsichtsratschef und Bayern-Präsident fordern. "Spätestens jetzt ist es Zeit, sein öffentliches Amt beim FC Bayern München niederzulegen. Die Vorbildfunktion des Sports ist durch Hoeneß bereits stark beschädigt", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. Der SPD-Finanzexperte Joachim Poß betonte: "Wenn Hoeneß den Anstand hätte, den er für sich reklamiert, müsste er jetzt gehen."

Ob das Urteil wie ursprünglich geplant am Donnerstag verkündet wird, ist wegen der neuen Entwicklung ungewiss. Das Gericht will erst noch diesen Mittwoch abwarten. Dann sollen als Zeugen ein Betriebsprüfer sowie ein EDV-Mann des Finanzamtes Rosenheim gehört werden.

kle/sc (afp, dpa, sid, rtr)