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Es bleiben viele Fragen

Daniel Scheschkewitz 9. April 2003

Der Tod von drei Journalisten wirft kein gutes Licht auf die amerikanische Kriegsführung, schreibt Daniel Scheschkewitz in seinem Kommentar. Er ist DW-Korrespondent in Washington.

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Eines vorweg: Jeder Journalist, der sich freiwillig an einen Kriesgschauplatz begibt, muss wissen was er tut. Die Verantwortung für sein Leben trägt er selbst, nicht die Kriegsparteien. In diesem Punkt, aber nur in diesem Punkt hat das Pentagon recht.

Alle anderen Umstände der drei jüngsten Journalistentode werfen drängende Fragen auf.

Warum wurde auf ein Hotel geschossen, von dem alle wussten, dass sich hier fast ausschließlich ausländische Journalisten aufhielten?

Warum haben nur die US-Militärs das Feuer der Heckenschützen in der Hotellobby gehört, nicht aber die dort untergebrachten Journalisten?

Warum wurde mit einem Panzergeschütz auf kleines Maschinengewehrfeuer geantwortet?

Wo blieb die Präzision, mit der das Pentagon sonst seine Kriegsführung anpreist, schließlich wurden die Journlisten im 15 Stock des Hotels getötet?

Warum verwickeln sich Pentagon und das US-Zentralkommando in Widersprüche bei der Darstellung des Sachverhalts?

Und kann es ein Zufall sein, dass mit dem Korrespondenten von El Dschasira ausgerechnet ein Journalist jenes Senders getötet wurde, der die umfassendsten Bilder vom Elend der irakischen Zivilbevölkerung in die Welt ausstrahlt?

Fragen über Fragen, die eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle unabdingbar machen. Es drängt sich nämlich der Verdacht auf, dass man im Pentagon die Modalitäten der Kriegsberichterstattung gerne alleine bestimmen wollte.

Das Angebot ein paar hundert ausgewählte Korrespondenten bei der Truppe einzubetten, schien zunächst verlockend. Doch nach drei Wochen scheint hier in erster Linie das Kalkül des Pentagon aufgegangen zu sein - die Truppekorrespondenten zeichneten vor allem das Bild einer heroisch kämpfenden Truppe auf ihrem unaufhaltsamen Vormarsch in Richtung Baghdad. Bilder von der hässlichen Seite des Krieges gab es dagegen kaum. Die unabhängige Berichterstattung aus Bagdad musste den US-Militärs gerade jetzt, da der brutale Häuserkampf in der Haupstadt immer unausweichlicher wird, ein Dorn im Auge sein.

Um es ganz klar zu machen: es geht nicht um den privilegierten Schutz von Journalisten. Krankenhäuser, Schulen, und Kindergärten müssen für die kriegsführenden Parteien ebenso tabu sein wie ein von Journalisten bewohntes Hotel. Dass die Regimekräfte im Irak auch gegen das Leben unschuldiger Bürger Krieg führen, ist schlimm genug. Für ein Land, dass sich die Humanität auf die Fahnen geschrieben hat, müssen auch in der Kriegsführung andere Maßstäbe gelten.