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Erwartete Reformen beim Polnischen Fernsehen lassen auf sich warten

24. März 2004
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Warschau, 22.3.2004, RZECZPOSPOLITA, poln.

Das Erdbeben, das durch die Affäre um Lech Rywin und durch die vielen Misserfolge des Bündnisses der Demokratischen Linken (SLD) hervorgerufen wurde, hat einige Veränderungen im Aufsichtsrat des Polnischen Fernsehens (TVP) ermöglicht. Eine Minderheitsgruppe von reformwilligen Mitgliedern des Aufsichtrates führte dann zu der Wahl eines neuen und - wie es schien - einen ganz anderen Vorstands. Mann begann zu hoffen, dass das bisherige Fernsehen, das den parteipolitischen Interessen unterstellt war, endlich zu einem echten öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird. Von dieser Hoffnung müssen wir uns jedoch langsam verabschieden.

Das Fernesehen gehörte einst zu den Hochburgen der kommunistischen Machthaber und wurde als Hauptinstrument für Propagandazwecke missbraucht. Es war auch kein Zufall, dass zum letzten Vorsitzenden des Fernsehens der kommunistischen Zeiten gerade Jerzy Urban gewählt wurde, der vorher Pressesprecher der Regierung Jaruzelski war. Sein Nachfolger Jerzy Drawicz versicherte jedoch, dass es während seiner Amtszeit zu keiner Revolution kommen werde. Und in der Tat - es kam damals zu keiner Revolution.

Auf diese Weise konnten also sowohl Personen, die Propagandazwecken dienten, als auch die Propagandamethoden die Wende des politischen Systems in Polen überleben. Diese Tatsache half dann dem vor kurzem abgewählten Chef des Polnischen Fernsehens, Robert Kwiatkowski, das Polnische Fernsehen wieder zu "kommunisieren", d.h. das Fernsehen übernahm erneut die Rolle eines Propagandainstrumentes und diente dem Bündnis der Demokratischen Linken(SLD). (...)

Die grundlegenden Reformen, die beim Polnischen Fernsehen durchgeführt werden sollen, stellen eine durchaus schwierige Aufgabe dar, die zu Konflikten zwischen den einflussreichen Parteien führen kann. Man kann aber auch sicher sein, dass die rechten Parteien ebenfalls versuchen werden, einzugreifen, um ihren Einfluss beim Fernsehen zu gewinnen.

Wenn jedoch der frischgewählte neue Chef von TVP, Jan Dworak, genau das befürchtet hatte, warum hat er sich dann überhaupt um diesen Posten beworben? Das Fernsehen sollte doch unter seiner Führung zu einer wirklich öffentlich- rechtlichen Anstalt werden, weil es bisher diesen Namen nicht verdiente. (...) (sta)