Erstmals wieder mehr Einwohner
25. Juli 2012Die EU-Osterweiterung und die Schuldenkrise in Südeuropa haben den Abwärtstrend im dicht besiedelten Deutschland gestoppt: Erstmals seit neun Jahren ist die Einwohnerzahl in der Bundesrepublik wieder leicht gestiegen. Hauptursache ist die Zuwanderung von rund 279.000 Menschen im Jahr 2011 - mehr waren es dem Statistischen Bundesamt zufolge zuletzt nur 1996.
Sie haben Deutschland innerhalb eines Jahres ein Plus von der Größe einer Stadt wie Düren, Zwickau, Esslingen oder Ratingen gebracht.
Kein langfristiger Wandel
Fachleute sehen darin aber nur eine Momentaufnahme und keine Trendwende. Die Wissenschaftler betonen auch: Zuwanderung ist bei der Prognose der Bevölkerungsentwicklung viel unberechenbarer als die Geburtenrate und die Sterblichkeit.
Fest steht: Die rund 81,8 Millionen Menschen in Deutschland konzentrieren ihren Wohnsitz zunehmend auf die wirtschaftlich prosperierenden Regionen. Und: Die Gesellschaft wird nicht nur älter, sondern auch europäischer und bunter.
Langfristig sinkende Einwohnerzahl
"Wir müssen uns langfristig auf eine deutlich alternde Bevölkerung und eine rückläufige Einwohnerzahl einstellen", sagt etwa Sozialwissenschaftler Steffen Kröhnert vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.
Qualifizierte Zuwanderung könne dies zwar abmildern, aber keinesfalls vollständig ausgleichen. Familienpolitik könne erreichen, dass die Kinderzahl pro Frau steige. Auf die demografische Entwicklung werde dies aber kaum Auswirkungen haben, weil es immer weniger potenzielle Eltern gibt.
Die Sterbefälle in Deutschland gehen derzeit noch zurück, werden aber in einigen Jahren deutlich und langfristig steigen, sagt Kröhnert. Der Druck auf die erwerbstätige Bevölkerung werde in den nächsten Jahrzehnten ebenso zunehmen wie die Belastung der Steuer- und Gebührenzahler, prognostiziert Kröhnert. Dies wiederum könne Deutschland als Arbeitsmarkt für Zuwanderer unattraktiv machen.
re/nis (kna, dpa, rtr, dapd)