Erste Anhörung überhaupt
20. November 2007Das internationale Rote-Khmer-Tribunal hat am Dienstag (20.11.2007) seine erste öffentliche Anhörung begonnen. Das Tribunal in Phnom Penh, das die Gräueltaten des Pol-Pot-Regimes aus den 70er Jahren aufklären soll, eröffnete eine Sitzung, in der es um die weitere Inhaftierung des 65-jährigen früheren Gefängnischefs Duch gehen soll.
Die Richter erklärten vor Beginn der Anhörung, es bestehe der "gut begründete" Verdacht, dass er an Verbrechen beteiligt war und dass Fluchtgefahr bestehe. Das Tribunal hatte bereits am Montag den früheren Staatschef Khieu Samphan festnehmen lassen.
Folter und Ermordung von 16.000 Häftlingen
Duch soll im Tuol-Sleng-Gefängnis für die Folter und Ermordung von 16.000 Häftlingen mitverantwortlich gewesen sein. Er verlangt nun nach acht Jahren Untersuchungshaft eine Freilassung gegen Kaution. Die Anhörung vor dem Tribunal soll zwei Tage dauern. Das Urteil soll im Dezember gesprochen werden. Die formelle Eröffnung von Prozessen vor dem Rote-Khmer-Tribunal wird erst im kommenden Jahr erwartet.
Die 58 Jahre alte Sin Khor, deren Mann und zwei Brüder während der Herrschaft der Roten Khmer ums Leben kamen, sprach in Phnom Penh von einem historischen Augenblick. "30 Jahre sind vergangen. Aber was damals geschehen ist, bleibt für mich lebendig", sagte die Kambodschanerin.
Führungsriege festgenommen
Das Tribunal nahm inzwischen die fünf führenden noch lebenden Köpfe der Roten Khmer fest. Der Khmer-Führer Pol Pol war 1998 gestorben. In der vergangenen Woche wurden neben Khieu Samphan Ex-Außenminister Ieng Sary und seine Frau, Ex-Sozialministerin Ieng Thirith, festgenommen. Auch der frühere Chef-Ideologe Nuon Chea wartet auf seinen Prozess.
Allen Angeklagten werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie zum Teil auch Kriegsverbrechen zur Last gelegt. In seinem vergangene Woche erschienenen Buch über die Geschichte Kambodschas bestreitet Khieu Samphan, dass es unter den Roten Khmer planmäßige Massentötungen gab. Dem Regime sei vielmehr immer am Wohl der Menschen gelegen gewesen.
1,7 Millionen Tote
Die Kommunisten wollten Kambodscha in eine Agrargesellschaft verwandeln und löschten die akademische Elite aus. Hunderttausende wurden hingerichtet, verhungerten oder arbeiteten sich auf den Reisfeldern zu Tode. Schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen kamen dabei ums Leben.
Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer ging als Epoche der "Killing Fields" in die Geschichte ein. Das im vergangenen Jahr mit der Hilfe der Vereinten Nationen eingesetzte Gericht soll nun die Verbrechen des Regimes in den Jahren 1975 bis 1979 ahnden. (tos)