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Erster "Preis der Pressefreiheit"

9. November 2001

Ein neuer Medienpreis will ins öffentliche Bewusstsein rücken, "dass überall auf der Welt - und gerade auch weiterhin in Europa - für die Pressefreiheit gekämpft werden muss".

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Preisträger: Der serbische Journalist Miroslav FilipovicBild: cpj.org

Mit dem ersten "Preis der Pressefreiheit" ist am 5. November in Lübeck der serbische Journalist Miroslav Filipovic geehrt worden. Die Auszeichnung ist mit 7.500 Euro dotiert ist und wird vom Deutschen Journalistenverband (DJV) vergeben. Sie soll künftig alle zwei Jahre an Personen oder Institutionen vergeben werden, die sich besonders um die Pressefreiheit in Deutschland und/oder Europa verdient gemacht haben.

Filipovic erhielt den Preis für seine mutige Berichterstattung über die Kriegsverbrechen der serbischen Armee im Kosovo-Krieg. Seine Berichte für ausländische Medien hätten wesentlich dazu beigetragen, die Risse im Regime Slobodan Milosevics zu vertiefen.

Der 50-jährige Preisträger wurde vom Milosevic-Regime im vergangenen Jahr der Spionage und der Verbreitung falscher Informationen für schuldig befunden und zu sieben Jahren Haft verurteilt. Für das "Institute for War and Peace Reporting" (IWPR) hatte Filipovic im Internet Berichte veröffentlicht. Grund für seine Verhaftung war offenbar ein Artikel über den Kosovo-Konflikt, der Zeugenaussagen über Menschenrechts-Verletzungen durch serbische Soldaten und Truppen der jugoslawischen Armee enthielt.

Der Großteil der Verhandlung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Gericht gab keine genauen Angaben über Anklage und Beweislage gegen Miroslav Filipovic frei. Nach dem Wahlsieg des neuen Präsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien, Vojislav Kostunica, wurde Filipovic im Oktober letzten Jahres freigelassen.

Der deutsche Staatsminister für Kultur und Medien, Julian Nida-Rümelin, widmete seine Rede anlässlich der Preisverleihung vor allem dem Aspekt der journalistischen Verantwortung und der kommunikativen Ethik. "Wir müssen behutsam umgehen mit den Regeln der Wahrhaftigkeit." Ethische Regeln gehörten zum Fundament der Kommunikation.

Nida-Rümelin sprach sich in diesem Zusammenhang für weniger Gesetze und mehr Selbstregulierung aus. "Die Protagonisten der öffentlichen Kommunikation sollten ihren Beruf so ernst nehmen, wie es ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entspricht."

Zuvor hatte DJV-Bundesvorsitzender Weischenberg die Aufmerksamkeit auf die weltweite Situation der Pressefreiheit gelenkt: "Die Pressefreiheit, die Freiheit der Information und Meinung, ist und bleibt das höchste Gut - auch in Krisen- und Kriegszeiten."

Weischenberg verwies darauf, dass im Jahr 2000 mindestens 62 Journalisten und Medien-Mitarbeiter getötet wurden. Im April diesen Jahres seien 74 Journalisten in Haft gewesen. Vor allem betonte er: "Zur internationalen Allianz gegen den Terrorismus gehören auch Staaten, die Journalisten wie Terroristen verfolgen."

Mit Blick auf die aktuelle Berichterstattung über Terror und den Krieg in Afghanistan appellierte Weischenberg an die Selbstverantwortung der Journalisten: "Wer hier für Zwecke der Quote oder Auflage Themen hochzieht, wer dramatisiert und spekuliert, handelt verantwortungslos."

Der DJV-Präsident wandte sich vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in seiner Rede auch an die Bundesregierung: "Die Sorgen gelten jetzt Behinderungen der journalistischen Arbeit im Interesse des 'Staatsschutzes'." Schon oft sei, "mit dem Ziel, Freiheiten zu erlangen und dauerhaft zu sichern, der Freiheit dauerhafter Schaden zugefügt worden".