Erste Bundesliga-Pleite für Schalke
31. Oktober 2005Im Grunde nicht zu fassen: Da stand der FC Schalke 04 nach zehn Bundesligarunden als einzige Mannschaft ohne Niederlage da, musste jetzt am Wochenende beim Überraschungsteam HSV ein knappes 0:1 hinnehmen - und es setzt Kritik am Trainer. Was soll die ganze Aufregung, könnte man zu Recht irritiert fragen.
Aber, man könnte die Dinge auch ein wenig anders sehen. Denn bereits nach elf Spieltagen ist nicht nur der mit Millionen-Investitionen in neue Spieler genährte Traum vom ersten Meistertitel seit 1958 für die Königsblauen fast schon geplatzt. Mit der Schlappe an der Elbe ist der Abstand zu Spitzenreiter Bayern München auf zehn Punkte angewachsen.
"Wir haben keine Trainerdiskussion"
Nachdem Schalkes Manager Rudi Assauer seinem Trainer Ralf Rangnick nach dem blamablen Pokal-K.o. in Frankfurt (0:6) noch den Rücken gestärkt und seine Profis kritisiert hatte, gab es nun keinen Treueschwur für den Chefcoach des Tabellenvierten mehr. "Wir haben keine Trainerdiskussion, zumindest nicht kurzfristig", sagte Assauer zweideutig.
Dafür schwimmt sein Kollege Thomas Doll weiter auf der Welle des Erfolgs: Optimal in die Gruppenphase des UEFA-Cup gestartet (1:0 gegen ZSKA Sofia), gelungener Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals und Dritter der Punktrunde mit sechs Zählern Vorsprung vor Schalke. "Unser Team hat das Zeug zur Champions League", meinte Mehdi Mahdavikia, der das Tor des Tages für den HSV erzielte.
Duselsieg
Euphorie bei den Norddeutschen, Business as usual beim FC Bayern. Auch wenn der Spitzenreiter aus München beim Gastspiel in Köln einmal mehr viel Dusel hatte. Wie im Pokal bei Erzgebirge Aue (1:0) köpfte Michael Ballack beim 2:1 gegen Podolski & Co. den Siegtreffer. Bitterer Wermutstropfen für die Bayern: der zuletzt so treffsichere Stürmer Roque Santa Cruz zog sich in der Partie beim 1. FC Köln einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu und wird seinem Klub für mindestens fünf Monate fehlen. "Das ist für Roque und für uns eine Katastrophe. Er war in sehr guter Form", erklärte Trainer Felix Magath.
Große Enttäuschung herrscht nach der großen Gegenwehr bei den kriselnden Kölnern, die zum sechsten Mal hintereinander verloren. "Die Leistung macht Mut. Das 1:2 ist nur bedingt als Niederlage zu werten", so der angeschlagene Trainer Uwe Rapolder.
Werder bleibt dran
Bayern-Verfolger Werder Bremen hat mit einem 4:1 gegen Eintracht Frankfurt eindrucksvoll unterstrichen, der größte Konkurrent der Münchner zu sein. Zugleich hat der Tabellenzweite damit den Höhenflug der Hessen beendet. Für die Frankfurter geht es nach den Torfest-Tagen gegen Köln (6:3) und Schalke nun wieder allein um den Klassenerhalt.
Dies gilt auch für den 1. FC Kaiserslautern und Bayer 04 Leverkusen (2:2). "Wahrscheinlich werden wir wieder bis zum letzten Tag zittern müssen", fürchtet Lauterns Club-Chef Rene C. Jäggi einen zähen Abstiegskampf.
Trainerentlassung beim "Club"
Wichtige Heimsiege feierten am Sonntag (30.10.) Arminia Bielefeld und der FSV Mainz 05. Die Ostwestfalen landeten beim 4:1 gegen Hannover 96 schon den dritten Erfolg in Serie. Mit dem selben Ergebnis entschieden die Mainzer das Duell mit Schlusslicht 1. FC Nürnberg für sich und verließen wieder die Abstiegsränge.
Für "Club"-Trainer Wolfgang Wolf eine Niederlage zuviel. Am Montag (31.10.) hat das Schlusslicht nach dem schlechtesten Bundesliga-Start der Vereinsgeschichte die Notbremse gezogen und Wolf vor die Tür gesetzt. Vorerst soll der bisherige Co-Trainer Dieter Lieberwirth das Training leiten. Als Nachfolger werden Matthias Sammer und Lothar Matthäus gehandelt.
Wie eine Erlösung war das 3:3 des VfB Stuttgart gegen Hertha BSC für den Schwaben- Trainer Giovanni Trapattoni. Allerdings dürfte auch der italienische Starcoach seine Schonfrist nur verlängert haben. Denn für den VfB ist ein Punkt im heimischen Stadion klar zu wenig. (ms)