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Erneuter Melamin-Skandal in China

8. Februar 2010

Mehr als ein Jahr nach dem Milchpulverskandal in China ist erneut verseuchte Milch aufgetaucht. Tonnen des mit Melamin vergifteten Pulvers sollen immer noch im Umlauf sein. Die Behörden versprachen, zu reagieren.

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Behörden kontrollieren Produkte (Foto: Archiv/ap)
In welchen Produkten ist immer noch Melamin?Bild: AP

Ein Skandal, der nicht enden will: Die Zeitung "China Daily" berichtete, dass in China immer noch mehr als 90 Tonnen des verseuchten Milchpulvers im Handel seien.

Melamin in Speiseeis

Labor mit Milchprodukten (Foto: ap)
Die Behörden werden kritisert, zu wenig zu kontrollierenBild: AP

Eine Molkerei im Norden des Landes hatte nach dem Skandal im vergangenen Jahr rund 170 Tonnen des giftigen Pulvers aufgekauft und neu verpackt. Das Pulver wurde dann als harmlos getarnt weiterverkauft. Die Molkerei wurde jetzt geschlossen. Offenbar fehlten dem Betrieb die Testgeräte, um das Melamin zu entdecken - es ist also unklar, ob die verseuchte Milch bewusst oder versehentlich in Umlauf gebracht wurde.

Fest steht: Erst 72 Tonnen des giftigen Pulvers wurden wiedergefunden, der Großteil ist in Lebensmittel und in den Handel gelangt. Immer wieder wurden in den vergangenen Wochen Milchprodukte mit Melamin im Supermarkt entdeckt, darunter auch Speiseeis.

Kinder (Foto: Archiv/ap)
Tausende Kinder erkrankten 2008 an giftigem MilchpulverBild: AP

Kritik an Regierung

Die chinesische Regierung hatte diese Fälle bislang zu vertuschen versucht. Der frühere Vize-Vorsitzende des chinesischen Molkereiverbandes, Wang Huaibao, kritisierte die Kontrollmechanismen der chinesischen Regierung: "Die eigentliche Affäre liegt schon anderthalb Jahre zurück und immer noch fehlt den Regierungsbehörden das Bewusstsein für den Lebensmittelschutz", sagte Wang.

Unternehmen droht Pleite

Kuh gibt Milch (Foto: dpa)
Was wurde in die gesunde Kuhmilch gemischt?Bild: picture-alliance/ dpa

300.000 Babys und Kleinkinder waren bei dem Melamin-Skandal im September 2008 an verseuchtem Milchpulver erkrankt, sechs Kinder starben. Die chinesische Regierung reagierte mit einer umfangreichen Rückrufaktion, ohne Hilfe allerdings für die geprellten Unternehmen: Viele blieben auf Tonnen des giftigen Pulvers sitzen. Ihnen droht jetzt der Bankrott, so dass viele offenbar versuchen, unter der Hand das giftige Pulver dennoch zu verkaufen.

Täter hingerichtet

Die Industriechemikalie Melamin wird eigentlich zur Herstellung von Kunststoff und Düngemitteln verwendet. In Milchpulver täuscht das Produkt einen höheren Proteingehalt vor und wurde deswegen von skrupellosen Unternehmen in die Milch gemischt. Für Menschen ist die Substanz hochgiftig. Zwei Mitarbeiter der in den alten Melamin-Skandal verwickelten Unternehmen waren im November 2009 in China hingerichtet worden.

Autorin: Anna Kuhn-Osius (ap, dpa, afp)

Redaktion: Carolin Hebig