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Ernüchterung beim Weltmeister

Calle Kops (sid/dpa)12. Oktober 2014

Erste Niederlage gegen Polen, höchste Auswärtspleite in einer Qualifikation überhaupt: Zeit zum Ärgern bleibt der DFB-Elf aber nicht, mit Irland wartet nach der historischen Pleite in Warschau der nächste Gegner.

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Bundestrainer Joachim Löw verschränkt frustriert die Arme hinter dem Kopf (Foto: Thomas Eisenhuth/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Eisenhuth

Viel Zeit über die 0:2-Pleite in Warschau gegen Polen nachzudenken bleibt Joachim Löw nicht, denn der Bundestrainer muss seine Mannschaft nun im Schnellverfahren auf die nächste knifflige Aufgabe in der EM-Qualifikation vorbereiten. Einen weiteren Betriebsunfall kann sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Dienstag (20.45 Uhr MESZ) auf Schalke gegen das traditionell unbequeme Team aus Irland nicht leisten. Sonst steckt der Weltmeister auf dem vermeintlich leichten Weg zur Endrunde 2016 in Frankreich plötzlich in der Bredouille.

"Wir müssen darüber sprechen, wie unser Torabschluss sein muss, wie wir solche Chancen verwerten", kündigte Löw für die extrem kurze Vorbereitung auf das Irland-Spiel gezielte Unterredungen mit Mario Götze, Thomas Müller und Co an. Zweifel an Spielphilosophie oder gar Qualität hatte die erste Niederlage im 19. Spiel gegen Polen und die höchste Auswärtsniederlage in einem Ausscheidungsspiel für ein großes Turnier nicht verursacht.

Keine Sorgenfalten

"Die Einstellung der Mannschaft und die Konzentration zum Spiel waren absolut in Ordnung", meinte Löw. "Jetzt haben wir nach 33 Spielen mal wieder ein Qualifikationsspiel verloren. Das gibt es jetzt halt mal. Das muss man jetzt mal akzeptieren und so hinnehmen und die Lehren daraus ziehen", betonte der Weltmeister-Trainer nach der Pleite. Auf dem Trainingsplatz können sich die Nationalspieler den Frust kaum von der Seele schießen. Eine einzige Übungseinheit steht am Montag in Essen auf dem Programm. "Wir haben 28 Torschüsse heute, so viele wie selten zuvor", hob Löw hervor. Dabei hatte er sogar noch einen Versuch übersehen. 29:5 Torschüsse, 6:0 Ecken und 67 Prozent Ballbesitz und dennoch jubelten die Polen.

Arkadiusz Milik (r.) köpft an Nationaltorhüter Manuel Neuer (3.v.r.) und Jerome Boateng (2.v.r.) vorbei zum 1:0 für Polen ins Netz (Foto: REUTERS/Kacper Pempel)
Neuer hat das Nachsehen: Der Pole Milik (r.) köpft am Nationaltorhüter und Boateng (2.v.r.) vorbei zum 1:0 ins NetzBild: Reuters/Kacper Pempel

Zerknirscht kommentierte Offensivspitze Müller das nicht für möglich gehaltene Geschehen. "So ist es schwierig, ein Fußballspiel zu gewinnen, wenn du eigentlich bis zur Box gut spielst und auch gute Möglichkeiten herausarbeitest, aber nicht triffst." Ersatzkapitän Manuel Neuer, beim ersten Gegentor von Arkadiusz Milik mitschuldig und beim zweiten Tor durch Sebastian Mila alleine gelassen, blickte konzentriert voraus. "Irland wird mit Sicherheit auch nicht die Flucht nach vorne suchen. Da wird es schwer sein, sich Torchancen herauszuspielen, sie werden versuchen zu kontern", sagte er vor dem Auftritt in seiner alten Schalker Heimat.

Ungewohnte Situation

Die Iren werden nach ihrem 7:0 gegen Gibraltar motiviert und mit einer ähnlichen Taktik wie Polen die Weltmeister ärgern wollen. "Irland kennen wir aus den vergangenen Jahren. Sie werden vorwiegend defensiv spielen", sagte Löw. Das DFB-Team befindet sich in einer ungewohnten Situation. Mit einer Niederlage ist noch keiner nach einem Qualifikationsspiel nach Hause geflogen. Bei der letzten Pleite, dem 0:3 gegen Tschechien in München im Oktober 2007, war das Ticket für die EM-Endrunde 2008 schon gebucht. Als Deutschland 1998 in der Türkei (0:1) letztmals auswärts verlor, spielten praktisch alle heutigen DFB-Akteure noch in E-, D- oder C-Jugend. Drei Monate nach dem WM-Triumph müssen die Champions plötzlich aufpassen. Mit drei Punkten ist das Löw-Team in der Gruppe D nur Vierter, hinter Polen, Irland (je 6 Punkte) und sogar hinter den punktgleichen Schotten.

Irland hat seit 1994 nicht mehr gegen Deutschland gewonnen und in der Qualifikation für Brasilien (1:6/0:3) zwei klare Niederlagen kassiert. Doch auf Statistiken ist kein Verlass, hat Warschau bewiesen. Bis zum Samstagabend hatten nicht einmal die Polen den ersten Sieg gegen Deutschland für möglich gehalten. "Ich bin mir sicher, das werden wir wieder ausgleichen. Ich sehe jetzt keine großen Probleme in dieser Qualifikation", sagte Löw. "Dass wir weiterhin alles abrufen müssen, ist klar, aber Probleme sehe ich nicht. Wir haben verloren, okay. Am Dienstag geht es weiter."