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Gesellschaft

Polizei püft angebliche Suizid-Aufrufe

23. Oktober 2016

Nach dem tödlichen Sprung eines Flüchtlings aus einem Haus im thüringischen Schmölln ermittelt die Polizei, ob ihn Anwohner zum Suizid ermuntert haben. Bislang gibt es dafür keine konkreten Beweise.

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Die Flüchtlingsunterkunft in Schmölln
Die Flüchtlingsunterkunft in SchmöllnBild: picture alliance/dpa/M. Reichel

Ein Polizeisprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, eine Mitarbeiterin der Einrichtung habe bei ihrer Befragung erklärt, dass die Worte "Spring doch" so nicht gefallen seien. Sie habe gemeint, etwas Ähnliches gehört zu haben. Die Ermittler kennen bisher auch nicht den Passanten, der die beiden Worte gerufen haben soll. "Wir gehen diesen Hinweisen aber nach", betonte der Polizeisprecher.

Unbegleiteter Minderjähriger

Ein 17-jähriger Somalier, der in Schmölln in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge lebte, hatte sich am Freitag aus einem Fenster des Hauses gestürzt und war im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Der Geschäftsführer der Einrichtung, David Hirsch, bestätigte der Online-Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung", dass es Rufe von Schaulustigen gegeben habe. Mitarbeiter hätten sie zweifelsfrei gehört, sagte Hirsch.

Kleinstadtidylle in Schmölln: Restaurierte Häuser am Marktplatz
Kleinstadtidylle in Schmölln: Restaurierte Häuser am Marktplatz Bild: picture-alliance/dpa/J.-P. Kasper

Ähnlich äußerte sich Schmöllns Bürgermeisters Sven Schrade: "Uns liegen auch Informationen vor, dass einige, ich nenne sie mal Schaulustige, diesem Vorfall lange beigewohnt haben, und wohl auch Rufe gefallen sein sollen wie 'Spring doch'", sagte der SPD-Politiker dem MDR. "So etwas kann man nur verurteilen." Polizei und Feuerwehr bestätigten dies aber nicht. Sie hielten sich nach eigenen Angaben längere Zeit vor der Unterkunft auf.

Die Polizei in Altenburg hatte am Freitag eine Pressemitteilung herausgegeben, nach der ein 17 Jahre alter Somalier in seiner Unterkunft randalierte, weswegen die Polizei gerufen wurde. Als die Beamten eintrafen, habe der Flüchtling auf einer Fensterbank im fünften Stock gesessen. "Trotz allen Bemühungen der Einsatzkräfte sprang der Jugendliche aus dem Fenster", heißt es in der Mitteilung.

Psychische Probleme

Von Anwohnern, die den Somalier angefeuert haben sollen, ist in der Presseerklärung nicht die Rede. Ein Polizeisprecher ergänzte, der Jugendliche sei neben ein von der Feuerwehr aufgespanntes Sprungtuch gesprungen. Der Flüchtling sei wegen psychischer Probleme in Behandlung gewesen.

wl/fab (dpa, epd, rtr)