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Möglicher Paris-Mitwisser in Arnsberg?

20. November 2015

Der Generalbundesanwalt hat den Fall eines Algeriers übernommen, der in einem Flüchtlingsheim in Arnsberg die Pariser Anschläge Tage zuvor angekündigt haben soll. Ist der Mann ein Mitwisser oder nur ein Wichtigtuer?

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Flüchtlingsunterkunft in Arnsberg (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sagte, dass man gegen einen 39-jährigen Algerier ermittle. Demnach wurde der Mann in Arnsberg in Nordrhein-Westfalen festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Der Mann soll mehrere Tage vor den Terroranschlägen von Paris in einer Flüchtlingsunterkunft in Arnsberg (Artikelbild) mehrfach gegenüber Mitbewohnern aus Syrien geäußert haben, dass Paris in Angst und Schrecken versetzt werde. Auch eine Bombe erwähnte er. Nach Berichten der "Süddeutschen Zeitung" und des Südwestrundfunks (SWR) meldeten sich die beiden Mitbewohner beim Chef der Flüchtlingsunterkunft. Dieser wiederum alarmierte die Polizei. "Es geht um die Nichtanzeige einer geplanten Straftat", sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft. Derzeit werde geprüft, ob der Mann ein Mitwisser sei oder sich nur wichtig machen wollte.

Der Algerier habe bei der Vernehmung bestritten, von den Anschlägen gewusst zu haben. Allerdings habe er mehrfach betont, Frankreich zu hassen. Bei der Durchsuchung seines Zimmers fand die Polizei den Berichten zufolge belastendes Beweismaterial: Hinter einem Schrank befand sich eine handschriftliche Notiz. "Ali Baba 13.11. Paris" stand auf dem Zettel. Allerdings ist unklar, wann der Zettel geschrieben wurde, ob vor oder nach den Terroranschlägen. Auch wer der Verfasser ist, steht noch nicht eindeutig fest.

Einreiseverbot für Frankreich

Der SWR berichtet weiter, dass der Algerier im sogenannten Gemeinsamen Zentrum - das ist eine Einrichtung von Polizei und Zollbehörden aus Deutschland und Frankreich - schon vor den Attentaten bekannt gewesen sei. Außerdem bestehe gegen ihn ein Einreiseverbot für Frankreich.

Insgesamt laufen nach den Anschlägen von Paris und dem Terroralarm in Hannover bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe derzeit vier Verfahren. Dies sagte ein Sprecher der Behörde. Neben dem Fall aus Arnsberg prüfen die obersten Ankläger einen ähnlichen Fall aus Cuxhaven. Dabei handelt es sich laut SWR um einen jungen Mann, der für die Polizei kein Unbekannter sowie Sympathisant des IS sein soll.

Bundesjustizminister: "Wir lassen uns die Art, wie wir leben, nicht kaputt machen"

Seit Donnerstag ermittelt der Generalbundesanwalt außerdem wegen des Anfangsverdachts auf Bildung einer terroristischen Vereinigung und wegen einer möglichen Verabredung zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion. Einzelheiten nannte der Sprecher dazu nicht. Dabei geht es sowohl um die Attentate von Paris vom 13. November, bei denen mindestens zwei Deutsche getötet wurden, als auch um den Terroralarm von Hannover, wegen dem am Dienstag das Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden abgesagt worden war.

In Paris hatten schwerbewaffnete Angreifer am Freitag vor einer Woche die Konzerthalle Bataclan, eine Reihe von Bars und Restaurants sowie das Fußballstadion Stade de France attackiert. Bei den Anschlägen wurden nach jüngsten Angaben 130 Menschen getötet. Zu den Attentaten bekannte sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

kle/uh (dpa, afp, SWR, sueddeutsche.de)