Erinnerungskultur: Die Spur der Mauersteine
Geschichte erlebbar machen, das war der politische Auftrag für das Haus der Geschichte. Die Original-Steine, die beim Bau der Berliner Mauer 1961 benutzt wurden, sind eines der beliebtesten Ausstellungsstücke in Bonn.
Bau der Berliner Mauer
Nachdem der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht den Befehl zur Abriegelung der Sektorengrenze gegeben hat, beginnen am Morgen des 13. August 1961 Grenzpolizisten das Straßenpflaster aufzureißen. Betonpfähle werden eingerammt, Stacheldraht gezogen und mit Mörtel und diesen Hohlblocksteinen eine Mauer errichtet. Nur jeder zweite Deutsche kennt überhaupt diesen Tag und was damals passierte.
Deutschland wird Weltmeister
Als Helmut Rahn in der 84. Minute das entscheidende Tor gegen Ungarn schießt - da geschieht es, das "Wunder von Bern". Deutschland ist Weltmeister des Jahres 1954. Nur neun Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist dieser Erfolg Sinnbild für den Anfang vom Ende der Entbehrungen der Nachkriegszeit. Fußball wird zum Volkssport in Westdeutschland.
"Wir sind wieder wer"
Vom "Wunder" im Fußballstadion von Bern 1954 zeugen auch zwei Holzbänke des Stadions im Haus der Geschichte. Denn dieser Erfolg steht für den deutschen Aufschwung. "Wir sind wieder wer!", wird zum geflügelten Wort der 50er Jahre. Im Nachhinein wurde das Fußballereignis zur "eigentlichen Geburtsstunde der Bundesrepublik" stilisiert, dabei war die BRD bereits fünf Jahre zuvor gegründet worden.
Startpunkt für die BRD
Im Hotel Petersberg bei Bonn residiert nach dem Krieg der Alliierte Kontrollrat. Am 21. September 1949 nimmt Konrad Adenauer dort das Besatzungsstatut entgegen. Die BRD ist nur eingeschränkt souverän. Bei der Zeremonie stellt sich der Bundeskanzler dennoch mit den drei Hochkommissaren auf den Teppich - entgegen des Protokolls. Selbstbewußt verlässt er das Hotel durch das Ehrenspalier (Foto).
D-Mark wird Zahlungsmittel
Der Prägestempel für die deutsche Ur-Mark ist eines der wertvollsten Sammlungsexponate im Haus der Geschichte. Noch heute könnte man damit Geldmünzen herstellen. Aber Währungsreform und Deutsche Mark sind längst Geschichte. Seit Februar 2001 ist die DM von der europäischen Währung des Euro abgelöst. Dieser Prägestock (Bild Mitte) ist ein Geschenk des ehemaligen Bundesfinanzministers Hans Eichel.
Kalter Krieg
"Geschichte erleben" war lange Titel der Dauer-Ausstellung im neugegründeten "Haus der Geschichte". Diese Station erinnert an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953. Die Präsenz des russischen T-34-Panzers macht das Museums-Konzept physisch erlebbar: Diese Sorte Panzer rollt im Juni 1953 durch die Straßen Berlins und walzt die Protestwelle mit Gewalt nieder. Der Panzer als Zeitzeuge.
Westdeutsches Wirtschaftswunder
"Raum ist in der kleinsten Hütte": Der Messerschmidt-Kabinenroller (im Bild links) gehört zu den ersten Automodellen, die in Deutschland auch für "den kleinen Mann" erschwinglich waren. Hauptsache man konnte damit am Wochenende ins Grüne fahren. Goggomobil, VW-Käfer und andere Kleinwagen mobilisieren die Deutschen in den Gründungsjahren der Republik. Sogar Urlaub in Italien wird damit möglich.
Dolce Vita und Rock´n Roll
In den 50er Jahren beginnt die Reisewelle in Deutschland: Italien und Spanien werden die beliebtesten Ziele der bundesdeutschen Bürger, die DDR-Bürger fahren nach Ungarn und an die Ostsee. Im Westen wird die Vespa zum Inbegriff des "Dolce Vita", Milchbars mit Musikboxen entwickeln sich zum Treffpunkt der jungen Leute. Man gönnt sich wieder was: Konsumieren wird zum Statussymbol für Wohlstand.
Flower Power und Hippiezeit
Der VW-Bulli ist in Westdeutschland lange der Inbegriff von Unabhängigkeit. Als alternative Wohnform bietet er Ende der 60er Jahre vielen jungen Leuten das, was sie auch in Musik und Drogenkonsum suchen: grenzenlose Freiheit, statt normierter Elternspießigkeit. Der legendäre T 1, der aus Kalifornien zurück nach Deutschland ins Museum kam, steht auch für die Exportschlager "Made in Germany".
Protestjahre in der BRD
Die Anti-Atomkraft-Bewegung bringt Ende der 70er Jahre im Westen Demonstranten aus allen Bevölkerungschichten auf die Straße. Ein Stück vom Bauzaun um das AKW in Brokdorf bei Hamburg erinnert im Haus der Geschichte an die ersten Massendemonstrationen. Bürgeriniativen entstehen, eine neue Partei - "Die Grünen" - wird 1980 gegründet und verändert das politische Klima in Westdeutschland.
DDR-Devotionalien
Das Jahr 1989 wird zum Schicksalsjahr für Deutschland. Ende Oktober reißen die friedlichen Demonstrationen in Dresden, Leipzig und Ost-Berlin nicht mehr ab. Immer mehr Bürger gehen für Demokratie und Reisefreiheit auf die Straße. Anfang November überschlagen sich die Ereignisse: die DDR-Regierung tritt zurück, am Abend des 9. November öffnet sich die Grenze. Kurz darauf fällt die Mauer...
"Ist das Kunst oder ist das echt?"
800.000 Objekte umfasst die Sammlung im "Haus der Geschichte" insgesamt. Eines ist sogar in die Kunstgeschichte eingegangen. Der amerikanische Objekt-Künstler Duane Hanson, der mit seinen lebensechten Figuren schon auf der Documenta für Aufsehen sorgte, verewigte den Bonner Hausmeister als Kunstobjekt - eines der beliebtesten Museumsstücke der jüngeren Besucher.