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Erik Bettermann: Digitalisierung bringt "weltweite Renaissance des Hörfunks"

21. Oktober 2004

Expertenrunde mit dem Intendanten der Deutschen Welle im Rahmen der Medientage München

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Peter Senger, Direktor Distribution Deutsche Welle und DRM-VorsitzenderBild: DW/Frank Liesegang 2004

"Die digitale Kurzwelle wird den grenzüberschreitenden Rundfunk revolutionieren und eine weltweite Renaissance des Hörfunks mit sich bringen." Diese Überzeugung äußerte der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf den Münchner Medientagen. Der Chef des deutschen Auslandssenders - und Initiator der Veranstaltung - blieb mit seiner optimistischen Prognose zur Entwicklung des "Digital Global Radio" nicht allein: Auch die anderen Experten der Runde betonten vor allem die Chancen der Digitalisierung im so genannten AM-Bereich, der Kurz-, Mittel- und Langwelle.

Moderiert von Peter Senger, Direktor Distribution der Deutschen Welle und zugleich Vorsitzender des Konsortiums Digital Radio Mondiale (DRM), diskutierten mit Bettermann BBC-Vertreter Mike Cronk, Dan D'Aversa von der RTL-Gruppe und Phil Laven von der European Broadcasting Union (EBU).

Senger skizzierte die Vorzüge der digitalen Kurzwelle so: Der inzwischen weltweit anerkannte DRM-Standard schaffe eine mit UKW vergleichbare Empfangsqualität. Mehr noch: Die Frequenzsuche entfalle, die Stationskennung führe zum gewünschten Sender und schalte unterbrechungsfrei auf die jeweils beste Frequenz. Parallel könnten Programm begleitende Informationen übertragen werden. "Obendrein spart die digitale gegenüber der analogen Übertragungstechnik Energie und damit Kosten", so Senger. Das eröffne vor allem Auslandssendern enorme Chancen.

Seit einigen Jahren verzeichne die DW - wie andere Sender auch - ein Abwandern der Hörer von der Kurzwelle hin zu UKW oder neuen Verbreitungswegen in digitaler Qualität, sagte Bettermann. Dem müsse die Deutsche Welle Rechnung tragen. "Die bisher von der DW durchgeführten Testsendungen lassen eine großflächige Versorgung in nahezu UKW-Qualität ohne Störungen wie Schwankungen, Rauschen oder Fading erwarten", so der Intendant. Dabei sei der Empfang nicht nur stationär innerhalb von Gebäuden möglich, sondern ebenso mobil im Auto und mit kleinen portablen Geräten.

Allerdings: Die Hörer brauchen neue Empfangsgeräte. Deshalb sehe er vor allem in der Markteinführung von DRM "die wirkliche Herausforderung" für das Konsortium, sagte EBU-Vertreter Philip Laven. Der Zeitrahmen für die Einführung digitaler Dienste werde zwar von den Rundfunkanstalten festgelegt, "doch die Geschwindigkeit des Übergangs hin zum digitalen System bestimmt der Endverbraucher", betonte Laven.

Dan D'Aversa von der RTL-Gruppe sagte, er sehe die Chance, eine europaweite Versorgung aufzubauen. Die RTL-Gruppe wolle im Übrigen sicherstellen, "dass es zum Weihnachtsgeschäft 2005 preiswerte DRM-Radios in den Geschäften geben wird".

Mike Cronk sagte, die BBC habe stark in DRM investiert und werde das System "voraussichtlich im Jahr 2005" zunächst in Europa einsetzen. DRM, so Cronk, biete die "einmalige Verknüpfung der großflächigen Kurzwellenabdeckung mit einer UKW-ähnlichen Qualität". So könne man weiterhin die Hörer direkt erreichen und damit "politische oder andere Behinderungen durch Behörden in den Zielgebieten umgehen".
Bettermann, der ebenfalls den Aspekt der "Unzensierbarkeit der Kurzwelle" unterstrich und zum Einstieg auf Europa setzt, kündigte an, dass die DW ihre analoge Kurzwellenausstrahlung schrittweise abschalten werde. Voraussetzung sei allerdings eine weltweite Verbreitung der DRM-Empfangsgeräte.

21. Oktober 2004
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