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Bayern-Brass aus Übersee

9. Dezember 2009

Fast aus dem Nichts tauchten die fünf Musiker aus Bayern auf. LaBrassBanda verzichtet auf E-Gitarren und Keyboards, setzt stattdessen auf Tuba und Posaune und ist auch außerhalb Deutschlands extrem erfolgreich.

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CD-Cover "Übersee" (Foto: Trikont Label)
"Übersee" das Album von LaBrassBandaBild: Trikont Label

Übersee liegt definitiv in Bayern. Wer das bisher nicht wusste, wird mit dem gleichnamigen Album von LaBrassBanda aufgeklärt. Übersee am Chiemsee ist die musikalische Heimat der Band, dort steht auch ihr Tonstudio, in dem sie ihre Songs aufnehmen. Ansonsten kann man die reisefreudigen Bayern allerdings in ganz Europa antreffen, wenn sie ihre Instrumente einpacken und auf Tour gehen: von Roskilde bis Liverpool.

Nicht ohne meine Lederhosn

LaBrassBanda unter Wasserfall (Foto: Trikont Label)
Werbegag oder authentisches Heimatgefühl: LaBrassBandaBild: Trikont Label

Wer noch in der vergangenen Saison die Eskapaden einer bayrischen Band mit Faible für Blasmusik mitverfolgte, der hätte meinen können, dass hier eine gigantische Werbemaschinerie einen PR-Gag an den anderen reiht. Erst die Mofatour zur Fußball-Europameisterschaft von Oberbayern nach Wien, die in einem Spontan-Konzert auf der Fanmeile gipfelte. Im Winter dann die Hüttentour mit historischen Skiern. Und dann noch das Bühnenoutfit: Lederhosn und T-Shirt. Mit "vernünftig seinem Beruf nachzugehen hat das nichts zu tun", kommentiert Manuel Winbeck, der Posaunist der Band, trocken. Dafür haben sich fünf gefunden, für die das Musikmachen auch Gaudi ist, die "ähnlich ticken und gerne verrückte Sachen machen". Und genau deshalb jetzt doch mit diesem Projekt Platten verkaufen, Konzertsäle füllen und weit über Bayern hinaus erfolgreich sind. Innerhalb kürzester Zeit haben sich die fünf jungen Bayern, Stefan Dettl,

Manuel Winbeck, Andreas Hofmeir, Oliver Wrage und Manuel Da Coll – die sich größtenteils aus der Zeit ihres Musikstudiums kennen – ganz nach oben gespielt. Drei ausverkaufte Konzerte am Stück im Münchner Zirkus Krone-Bau hatten sie diesen Herbst. Das wäre auch für eine international gefeierte Band nicht ganz einfach, doch nun ist ausgerechnet für eine "Blaskapelle" aus Deutschland das kleine Popwunder in Erfüllung gegangen.

Zwischen Blasmusik und Pop

Porträt der Band (Foto: Trikont Label)
Das kleine Popwunder ist ausgerechnet eine Blaskapelle aus BayernBild: Trikont Label

LaBrassBanda befindet sich mit ihrer Musik zwischen allen Stühlen: Brass- und Popband zugleich, ein bisschen Boygroup, geografisch zwischen Balkan und Bavarian Ska. Das musikalische Konzept könnte man vielleicht sogar als freiwilligen Verzicht umschreiben. Askese liegt den Jungs zwar fern, aber sie sparen bei der Besetzung: keine Gitarre, kein Keyboard, das müssen alles die drei Bläser schaffen. Manuel da Coll sitzt am Schlagzeug und findet, dass genau das musikalisch den Stil der Band prägt, auch wenn "viele noch gar nicht kapiert haben, wie schwer das zu spielen ist, und wie das nur mit Tuba, Posaune, Trompete, Bass und Schlagzeug überhaupt geht." Dazu kommen bayrische Texte, alle selbst geschrieben und nicht selten in fast jamaikanischer Dancehall-Manier in Zeitraffergeschwindigkeit gesungen. Das ist selbst für Muttersprachler zu zackig zum Mitsingen, aber egal: Beim Refrain sind dann alle wieder dabei und singen "Ringalbleame" oder "Rotes Hoserl" im Chor, wenn LaBrassBanda live zu hören ist.

Pure Energie auf der Bühne

Auch und vor allem bei den Live-Auftritten haben die Blechblasinstrumente eine ganz eigene Power. Das spürt LaBrassBanda bei jedem Gig, egal ob vor 100 oder vor 3000 Fans. Ganz Bayern scheint happy darüber, dass es 25 Jahre nach Haindlings größten Erfolgen wieder etwas gibt, das bayrisch groovt, aber nichts mehr mit der klassischen Volksmusik zu tun hat. Und wie schon beim ersten Album "Habediehre" sind es auch auf der neuen CD die Instrumentalstücke, die über den Spaßfaktor hinaus etwas zeitlos schönes, neues und frisches haben.

Autorin: Renate Heilmeier

Redaktion: Matthias Klaus