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Erdogan droht Armeniern mit Ausweisung

18. März 2010

Im Streit über die historische Bewertung der Tötung hunderttausender Armenier im Ersten Weltkrieg verschärft die Türkei den Ton: Regierungschef Erdogan drohte damit, bis zu 100.000 Armenier aus seinem Land auszuweisen.

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Recep Tayyip Erdogan (Archivfoto: AP)
Recep Tayyip Erdogan: "Was werde ich machen?"Bild: AP

"Ich muss sie nicht in meinem Land behalten", sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in einem Interview mit dem türkischsprachigen Dienst des britischen Senders BBC.

Und er erläuterte: "Derzeit leben 170.000 Armenier in unserem Land. Davon sind nur 70.000 türkische Bürger. Aber wir dulden den Rest. Falls nötig, muss ich diese 100.000 vielleicht auffordern, in ihr Land zurückzukehren, weil sie nicht meine Bürger sind."

Verärgerung über USA und Schweden

Erdogan reagierte auf Resolutionen des schwedischen Parlaments und eines US-Kongressausschusses, in denen die Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet werden. Antriebskraft hinter solchen Resolutionen seien im Ausland lebende Armenier, mutmaßte der türkische Regierungschef. Aus Protest gegen die Entschließungen hatte die Türkei kürzlich sogar ihre Botschafter in Washington und Stockholm nach Ankara zurückbeordert.

Armenien reagierte mit Unverständnis auf die Drohungen. "Solche politischen Äußerungen tragen nicht dazu bei, die Beziehungen zwischen den Staaten zu verbessern", sagte Ministerpräsident Tigran Sarksyan. Zuletzt hatten sich die Türkei und Armenien sogar einander angenähert. Ein im vergangenen Jahr geschlossenes Abkommen zum Aufbau diplomatischer Beziehungen wurde allerdings noch nicht von den Parlamenten in Ankara und Eriwan ratifiziert.

Denkmal in Eriwan (Foto: AP)
Völkermord-Denkmal in Armeniens Hauptstadt EriwanBild: AP

Türkei: Kein Genozid!

Historiker schätzen, dass im Ersten Weltkrieg bis zu 1,5 Millionen Armenier getötet wurden. Die Türkei wehrt sich vehement gegen diese Einschätzung und hat wiederholt erklärt, die Zahl der Toten sei übertrieben. Die Armenier seien Opfer von Bürgerkrieg und Unruhen geworden. Die Türkei ist Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches.

Autor: Christian Walz (rtr, dpa)
Redaktion: Hans Ziegler