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Erdbeben im Mittelmeerraum

24. Februar 2004

Am Dienstagmorgen (24.2.) hat ein Erdbeben der Stärke 6,3 den Nordosten Marokkos erschüttert. Nahezu gleichzeitig bebte die Erde in Mazedonien und bereits am Montagabend in Ostfrankreich.

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Über 500 Menschen kamen bei dem Beben in Marokko ums LebenBild: AP


Das Erdbeben in Marokko ereignete sich gegen 3.30 Uhr MEZ in der nordöstlichen Provinz El Hoceima. Die Menschen in den Ortschaften rund um die Küstenstadt El Hoceima waren besonders stark von den Erdstößen betroffen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur MAP. Auch in benachbarten Regionen sei das Beben zu spüren gewesen.

Das Beben hatte sein Epizentrum im Mittelmeer rund 15 Kilometer südwestlich von El Hoceima. Kurz darauf erschütterte in Mazedonien ein Beben der Stärke 4,5 bis 5 auf der Richterskala die Region Skopje, Berichte über Schäden und Verletzte gab es zunächst nicht. Bereits am Vorabend (23.2.2004) hatten Erdstöße der Stärke 5 Ostfrankreich erschüttert. Verletzt wurde niemand.

Karte Erdbeben in Marokko morocco AP grafik
Das Epizentrum lag im Mittelmeer, 15 km vor der Küste

Tektonisch aktive Gegend

Das schwere Erdbeben in Marokko kommt nicht völlig überraschend. Wie die anderen Maghreb-Staaten Tunesien und Algerien liegt das nordwestafrikanische Land in einer Zone, in der die Reibungen von afrikanischer und eurasischer Erdplatte immer wieder Erschütterungen auslösen. So wurde die Region in den vergangenen 50 Jahren vier Mal von schweren Beben heimgesucht, bei denen tausende Menschen starben:

  • 9. September 1954: In Algerien wird Orléansville, das heutige El Asnam, von einem schweren Erdbeben fast gänzlich zerstört. Rund 1400 Menschen sterben, 300.000 Menschen in der Stadt und ihrer Umgebung werden obdachlos. Eine Woche später vernichtet ein ähnlich starkes Beben die wenigen Häuser, die noch stehen geblieben waren.
  • 29. Februar 1960: Agadir in Marokko wird von einem Beben komplett zerstört. 12.000 Menschen sterben.
  • 10. Oktober 1980: El Asnam erbebt erneut; 2500 Menschen sterben.
  • 21. Mai 2003: Ein Beben der Stärke 6,8 auf der Richterskala erschüttert die Provinzen Algier und Boumerdès. 2300 Menschen sterben, Zehntausende Algerier verlieren ihr Dach über dem Kopf. Die Hauptstadt selbst war bereits 1716 von einem Beben ausgelöscht worden, die Chronik spricht von 20.000 Toten.

Beben unabhängig voneinander

Zwischen den starken Erdbeben in Marokko, Mazedonien und Frankreich gibt es nach Auskunft des Kölner Geologen Klaus-Günter Hinzen keinen direkten Zusammenhang. "Der Mittelmeerraum gehört zu den aktivsten Erdbebengebieten der Welt, es ist keine Seltenheit, dass sich dort in kürzeren Abständen mehrere Beben ereignen", erklärt der Leiter der Erdbebenstation Bensberg der Universität zu Köln. Dem noch in Deutschland spürbaren Beben in Ostfrankreich lägen ganz andere geologische Gegebenheiten zu Grunde.

Die Erdbeben in Marokko und Mazedonien ereigneten sich an unterschiedlichen Grenzen kollidierender tektonischer Platten, erläuterte Hinzen. "In der Straße von Gibraltar stößt die afrikanische Platte gegen die europäische, in der Adria kollidiert die adriatische mit der europäischen." Das Erdbeben in Ostfrankreich liege dagegen über einer geologischen Schwächezone entlang Rhône und Rhein mitten in der europäischen Platte. "Da gibt es keinen unmittelbaren Zusammenhang", sagte Hinzen. (arn)