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Er, der Österreicher

Christian F. Trippe (EM-Diaspora Brüssel)28. Mai 2008

"Das Leder ist rund!" Unter diesem Titel kursiert ein Handbuch mit Tipps "für den richtigen Umgang" mit Fans, die zur EM aus ganz Europa anreisen. Der Inhalt ist so originell wie der Titel befürchten lässt.

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"Die Begriffe Ossi und Wessi sollten nicht verwendet werden, religiöse und politische Themen sind insbesondere bei Norddeutschen zu vermeiden", wird da gleich im ersten Kapitel über den Umgang mit dem großen gleichsprachigen Nachbarn geraten. Nanu? So geht das munter weiter. Franzosen, ältere zumal, sprechen keine andere Sprache außer Französisch. Klar, wusste doch jeder. Über die Holländer wird konsterniert konstatiert: "Im Vergleich zu anderen Nationalitäten geben Niederländer möglichst wenig aus." Zusammen gestellt wurde das Handbuch "nach Berichten der österreichischen Handelsdelegierten". Und die müssen so was ja schließlich wissen.

Christian F. Trippe
Christian F. Trippe, Leitung Studio BrüsselBild: DW/Frommann


Das Kapitel über die Türken, die ja angeblich nach dem Titel greifen und vor ein paar hundert Jahren bekanntlich schon einmal vor Wien standen, ist besonders drollig. Da bemüht sich die Türkei um EU-konforme, liberale Gesetze zur Meinungsfreiheit, entschärft schließlich sogar den berüchtigten Paragraphen über die "Verunglimpfung des Türkentums". Alles vergebens, denn für Fußballfans gilt: "Auf keinen Fall sollten kritische Bemerkungen über die Person des Begründers der modernen Türkei, Mustafa Kemal, genannt Atatürk fallen."

Der Russe und die Flasche

Noch mehr Kostproben gefällig? "Man bestellt starke Getränke häufig gleich in der Flasche." Wer so was wohl tut? "Der Russe" - wer sonst. Nicht minder liederlich: "Auch im Urlaub bleiben die Griechen gerne lange auf und suchen ihr Vergnügen im Nachtleben." Wohingegen "der Schwede" gemeinhin "seinem Naturell entsprechend" einen "Hang zum Understatement" erkennen lässt. Noch einmal zu den Niederländern: Die sind nicht nur geizig, sondern auch vorlaut und "fühlen sich berufen zu allem ihren Kommentar abzugeben. Der beinahe missionarische Eifer, dem Rest der Welt erklären zu müssen, wo es langgeht," könne manchmal ganz schön "nerven".

Postskriptum: "Direkte, unverblümte Meinungsäußerungen empfindet er als taktlos." Er – der Österreicher, behauptet zumindest das EM-Handbuch über die Absender dieser Klischee-Kaskaden. Was nicht zu beweisen war.