1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eon und RWE ordnen sich neu

11. März 2018

Die beiden Energieriesen würfeln ihre Geschäfte kräftig durcheinander. Das Ziel: RWE will künftig Strom produzieren und Eon will sich auf Netze und Vertrieb konzentrieren. Dafür trennt sich RWE von seiner Tochter Innogy.

https://p.dw.com/p/2u77i
Logo Eon und Innogy
Bild: picture-alliance/dpa/I. Fassbender, B. Thissen

Die Energieriesen Eon und RWE wollen den deutschen Strommarkt kräftig durcheinanderwirbeln. Zwei Jahre nach der Aufspaltung von Eon und RWE stellen sich die größten deutschen Versorger neu auf. Die RWE-Tochter Innogy soll zwischen den Konzernen aufgeteilt werden und RWE eine Minderheitsbeteiligung an Eon erhalten, wie die Unternehmen am Sonntag mitteilten. Die komplexe Transaktion sehe einen umfassenden Tausch von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen vor sowie eine Barzahlung von RWE an Eon in Höhe von 1,5 Milliarden Euro.

Eon würde sich dann künftig auf das Netzgeschäft mit Strom und den Vertrieb fokussieren und RWE könnte sich auf die Produktion von Strom konzentrieren.

Erneuerbare Energien kehren zu RWE zurück

RWE hatte das eigene Geschäft mit erneuerbaren Energien, dem Vertrieb und dem Netz erst im Oktober 2016 unter dem Namen Innogy an die Börse gebracht. Seitdem hält RWE noch knapp 76,8 Prozent an Innogy. RWE behielt die konventionellen Großkraftwerke und den Strom-Großhandel.

Durch den Deal mit Eon sollen die Erneuerbaren jetzt zu RWE zurückkehren. Zudem soll RWE das bisherige Eon-Geschäft mit den Ökoenergien übernehmen. Eon würde im Gegenzug zu einem Unternehmen, das sich ganz auf die Energienetze und das Endkundengeschäft konzentriert, wie es in der Mitteilung heißt. Die Stromnetze sind schon jetzt der verlässlichste Gewinnbringer von Eon, zuletzt steuerten sie rund 65 Prozent der Erträge bei.

Der Vereinbarung zufolge soll RWE für den Verkauf von Innogy eine Beteiligung an Eon in Höhe von knapp 16,7 Prozent erhalten. RWE würde damit der größte Einzelaktionär von Eon. An RWE sollen zudem Innogys Gasspeichergeschäft und die Beteiligung am österreichischen Energieversorger Kelag gehen. Den übrigen Innogy-Aktionären will Eon ein freiwilliges Übernahmeangebot mit einem Gesamtwert von 40 Euro je Aktie unterbreiten.

Noch ist die Milliarden-Transaktion aber nicht in trockenen Tüchern: Die Kartellbehörden und die Aufsichtsräte der Versorger müssen noch zustimmen. Letztere berieten am Sonntag über die Pläne. Auch die Beschäftigten müssen noch überzeugt werden. Experten rechnen mit Einsparungen von 500 Millionen Euro - vor allem beim Personal. "Die Zeiten werden unruhig", hieß es im Lager der Arbeitnehmer. Ein Branchenkenner sagte, vor allem in dem künftig bei Eon gebündelten Vertriebsgeschäft könnten Jobs gestrichen werden.

Innogy-Fahnen in Frankfurt am Main im Oktober 2016, als die RWE-Tochter an die Börse ging (Foto: Getty Images/H. Foerster)
Es ist erst knapp eineinhalb Jahre her - und doch schon bald wieder Geschichte: Innogy-Fahnen in Frankfurt am Main im Oktober 2016, als die RWE-Tochter an die Börse ging Bild: Getty Images/H. Foerster

Innogy schon länger unter Druck

Über einen Verkauf von Innogy ist in den vergangenen Monaten wiederholt spekuliert worden. Noch vor einer Aufsichtsratssitzung am vergangenen Dienstag hatte das Unternehmen versichert, es würden bei dem Treffen "keine wie auch immer gearteten Szenarien in Bezug auf einen Verkauf des Unternehmens behandelt". Innogy hat rund 44.000 Mitarbeiter und wurde an der Börse zuletzt mit etwa 20 Milliarden Euro bewertet.

Der bislang wichtigste Gewinnbringer von RWE stand jüngst unter Druck. Wegen andauernder Probleme auf dem britischen Markt musste Innogy die Gewinnprognose für 2017 kappen. Nach einem Absturz des Börsenkurses räumte Vorstandschef Peter Terium seinen Posten. Seitdem führt Personalvorstand Uwe Tigges kommissarisch den Vorstand.

Bei Innogy wird weiter investiert

Am Montag legte Tigges die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vor. Für 2017 erreichte Innogy seine im Dezember gesenkte Prognose. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) stieg leicht um 3 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Dazu trug das Netzgeschäft mit rund 1,9 Milliarden Euro den Löwenanteil bei. Das Nettoergebnis wurde mit 778 Millionen Euro nahezu halbiert - unter anderem wegen Abschreibungen auf das britische Vertriebsgeschäft.

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte Innogy und geht weiter von einem bereinigten Nettogewinn von mehr als 1,1 Milliarden Euro und einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 2,7 Milliarden Euro aus. Im Bereich erneuerbare Energien rechnet Innogy mit einem stagnierenden Ergebnis im Bereich erneuerbare Energien.

Germany Innogy
Zentrale von Innogy in EssenBild: picture alliance/AP Images

Trotz drohender Zerschlagung hält Innogy an seinem Investitionskurs fest und will den Ausbau Erneuerbarer Energien vorantrieben. Bis 2020 will der Konzern netto 2 Milliarden bis 2,5 Milliarden Euro jährlich investieren. Schwerpunkt sollen die drei Kernbereiche des Unternehmens sein. Innogy will zeitgleich bis 2020 brutto 400 Millionen Euro sparen. Zu den Plänen des Großaktionärs RWE und des Konkurrenten Eon hielt sich Innogy zunächst bedeckt. Man werde dazu "zu gegebener Zeit Stellung nehmen", so Tigges.

sti/iw/ww (afp, dpa)