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Entwicklungshelfer: Fachwissen "Plus"

Christiane Wolters14. Dezember 2004

Niger, Laos, Belize: Wer als Entwicklungshelfer ins Ausland geht, muss extrem flexibel und anpassungsfähig sein. Denn am Arbeitsort in der Ferne ist nichts ist wie daheim. Darauf werden die Helfer intensiv vorbereitet.

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Hilfe zur Selbsthilfe ist gefragtBild: AP


"Es gehört schon eine Portion Mut dazu, in ein Entwicklungsland zu gehen", sagt Rosemarie Füglein vom Centrum für internationale Migration (CIM), einer Personalvermittlung mit entwicklungspolitischem Auftrag in Frankfurt. Diese Portion Mut haben viele Menschen. Allein für das CIM sind momentan rund 700 Fachkräfte in über 80 Ländern im Einsatz.

Fachwissen und Facharbeit

Entwicklungszusammenarbeit ist ein Berufsfeld, das sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat. Heute werden nicht mehr vor allem Techniker und Krankenschwestern gesucht, sondern eher Politologen oder Juristen. Nicht mehr das Brunnen-Bauen steht im Vordergrund – stattdessen sollen Strukturen verändert werden. Denn langfristig gilt es, die Lebensbedingungen in dem Entwicklungsland zu verbessern.

Dafür werden Menschen gesucht, die mehr als bloßes Fachwissen mitbringen. "Fachkenntnisse Plus" seien gefragt, erklärt Rosemarie Füglein. Neben Fachwissen sollen Bewerber vor allem Management- und Führungserfahrung mitbringen, idealerweise schon einmal im Ausland gelebt oder gearbeitet haben und über soziale und interkulturelle Kompetenz verfügen.

Von Bad Honnef in die ganze Welt

Interkulturelle Kompetenz ist so etwas wie die Zauberformel der Entwicklungszusammenarbeit. Denn gerade ein Entwicklungshelfer muss offen für die Eigenheiten der Kultur sein, in der er sich bewegt. Entwicklungsorganisationen arbeiten meistens mit lokalen Partnern, mit Ministerien oder Nichtregierungs-Organisationen zusammen. Jemand, der nur nach seinen deutschen Gewohnheiten lebt und arbeitet, wird schnell an Grenzen stoßen. Doch kein Entwicklungsprojekt kann gelingen, wenn die Bevölkerung und Politiker des Landes es nicht unterstützen.

Um die interkulturellen Missverständnisse so gering wie möglich zu halten, werden Entwicklungshelfer mittlerweile systematisch geschult, bevor sie ausreisen - zum Beispiel in Bad Honnef. Dort ist die "Vorbereitungsstätte für Entwicklungszusammenarbeit". Fast alle deutschen Entwicklungsorganisationen schicken ihre Mitarbeiter für einige Wochen dorthin, um sie auf ihren Auslandseinsatz vorzubereiten.

Mit Blick auf das idyllische Siebengebirge wird dann trainiert, wie man in Asien am besten verhandelt oder sich in Kolumbien in gefährlichen Situationen verhält. Hier soll geübt werden, die Perspektive zu wechseln, sich und sein Verhalten aus Sicht einer anderen Kultur zu sehen. Die Kurse werden daher immer von zwei Trainern betreut – der eine kommt aus Deutschland, der andere aus dem Land, in das der Entwicklungshelfer ausreisen wird.

Klarer Kopf auch bei Stress

"Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist ganz wichtig", erklärt Holger Vagt, der bei der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) für die Vorbereitung der Mitarbeiter zuständig ist. Und wichtig ist auch, dass man in schwierigen Situationen einen klaren Kopf bewahrt und handlungsfähig bleibt. Stressige Situationen gibt es gerade in Entwicklungsländern immer wieder.

Gewalt gehört in vielen Ländern der so genannten Dritten Welt zum Alltag, oft gibt es nur eine mangelhafte Infrastruktur oder kaum Kulturangebote. Auch als Entwicklungshelfer muss man sich an solche Lebensbedingungen erst gewöhnen. Deshalb sei es wichtig, "gefestigte Persönlichkeiten" ins Ausland zu schicken, sagt Vagt. "Menschen, die schon in Deutschland Probleme mit sich und ihrem Leben haben, sind für die Entwicklungszusammenarbeit ungeeignet."