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Entspannung im Japan-China-Streit

24. September 2010

Nach diplomatischem Tauziehen hat Japan den Kapitän eines chinesischen Fischerbootes wieder freigelassen. Seine Festnahme in umstrittenen Gewässern Anfang September hatte die Beziehungen beider Länder schwer belastet.

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Zhan Qixiong (Foto: AP)
Vor gut zwei Wochen wurde Zhan Qixiong festgenommen - jetzt kam er wieder freiBild: AP

"Angesichts der Folgen für die japanische Bevölkerung und die Beziehungen mit China erachten wir eine weitere Festsetzung des Kapitäns für unnötig", erklärte die zuständige Staatsanwaltschaft auf der Insel Okinawa. Der 41-Jährige Zhan Qixiong sei "einfach nur Kapitän eines Fischerboots" und in Japan nicht vorbestraft. Allerdings werde die Akte nicht offiziell geschlossen, hieß es. Beobachter werteten dies als Weg, beide Seiten ihr Gesicht wahren zu lassen. Laut Medienberichten wurde Zhan Qixiong inzwischen in seine Heimat zurückgebracht.

Mit der Freilassung des Kapitäns sollte offenkundig verhindert werden, dass sich das Verhältnis zwischen den beiden größten Volkswirtschaften Asiens verschlechtert. China ist schließlich seit 2009 der größte Handelspartner Japans, dessen schwächelnde Wirtschaft zunehmend auf die chinesische Wachstumsdynamik angewiesen ist.

Harte Konsequenzen

Chinesisches Fischerboot (Foto: AP)
Dieses chinesische Fischerboot war mit der japanischen Küstenwache kollidiertBild: AP

Zhans Fischkutter war am 8. September mit zwei japanischen Patrouillenbooten nahe der Senkaku-Inseln zusammengestoßen, die beide Staaten und auch Taiwan für sich beanspruchen. Die japanische Marine nahm den Kapitän und seine Mannschaft daraufhin fest. Nach harschen Reaktionen aus China wurde die Mannschaft einige Tage später wieder freigelassen, der Kapitän aber blieb weiter in Untersuchungshaft, bis zum frühen Samstagmorgen (25.09.2010, Ortszeit). Trotz der Freilassung des Kapitäns blieb Chinas Ton zunächst unversöhnlich. In einer ersten Reaktion bezeichnete das Außenministerium in Peking die Inhaftierungen erneut als "illegal und falsch".

Nach den Festnahmen hatte die chinesische Regierung alle hochrangigen Regierungskontakte mit Tokio eingefroren und mit harten Konsequenzen gedroht. Sogar Touristenreisen wurden eingeschränkt: Einer Gruppe von jungen Japanern wurde ein Besuch der Weltausstellung in Schanghai verwehrt, wie das japanische Außenministerium mitteilte. Um die diplomatischen Vertretungen Japans in China vor Ausschreitungen zu schützen, waren dort chinesische Polizisten und Soldaten postiert worden.

Auslöser des Konflikts

Wem gehört das Ostchinesische Meer rund um die Senkaku-Inseln? Diese Frage stand im Mittelpunkt der jüngsten Verstimmungen zwischen China und Japan. Das Seegebiet im Ostchinesischen Meer wird von den Japanern als japanische Wirtschaftszone betrachtet.

Nach dem ersten Japanisch-Chinesischen Krieg hatte China 1895 die bis dahin Diaoyu genannten Inseln an Japan abtreten müssen. Sie blieben die nächsten 50 Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs japanisch und wurden dann ab 1945 von den USA verwaltet. Trotz wiederholter Proteste durch die Volksrepublik China und Taiwan übertrugen die USA 1972 die Verwaltung der Inseln wieder an Japan. War es bis dahin vor allem eine Frage des nationalen Prestiges, dass China und Taiwan Anspruch auf die Inseln erhoben, kam Ende der 1960er Jahre ein weiterer Grund für den Territorialstreit hinzu: Rund um das Archipel ermittelten Geologen reiche Erdöl-Lagerstätten.

Seit einiger Zeit hat sich der Tonfall, mit dem die Staats- und Parteiführung in Peking ihre strategischen Ambitionen im Ostchinesischen Meer artikuliert, deutlich verschärft. Auch im Fall der gemeinsamen Manöver von US-Streitkräften und koreanischer Marine hatte die chinesische Regierung zuletzt äußerst verärgert reagiert.

Autoren: Christian Walz / Thomas Kohlmann (afp, rtr, dapd, dpa)

Redaktion: Miriam Klaussner