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Entspannung am deutschen Arbeitsmarkt 2011

22. März 2011

Trotz Japan-Krise und hohen Ölpreisen sagen Experten für dieses Jahr weniger Arbeitslose und mehr Jobs voraus. Fachkräfte aus dem Ausland haben nach wie vor gute Chancen.

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Passant vor dem Schaufenster des Jobcenters der Bundesanstalt für Arbeit (Foto: picture alliance/dpa)
Gute Aussichten: 2011 soll es weniger als drei Millionen Arbeitslose gebenBild: picture alliance/dpa

Die Krisenstimmung ist vorbei, die Lage auf Arbeitsmarkt entspannt sich weiter. Im Schnitt 2,93 Millionen Menschen werden in diesem Jahr ohne Arbeit sein. Das sind 320.000 weniger als noch 2010. Das zumindest prognostizieren Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer am Dienstag (22.03.2011) in Nürnberg veröffentlichten Studie. Darin steht auch, dass in diesem Jahr durchschnittlich 40,9 Millionen Menschen einen Job haben werden, 360.000 mehr als noch 2010 und so viele wie nie zuvor seit der Wiedervereinigung 1990.

Die Wirtschaft wächst weiter

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) (Foto: dapd)
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen: "Jetzt erst recht anpacken"Bild: dapd

"Die kräftige Erholung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts im Jahr 2010 setzt sich 2011 fort", erklärten die IAB-Experten, deren Forschungsstelle zur Bundesagentur für Arbeit gehört. Bei ihren Berechnungen gingen sie davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um kräftige drei Prozent wächst. Im Jahr 2010 waren es 3,6 Prozent.

Die Arbeitslosenzahlen werden unter die magische Drei-Millionen-Marke fallen. "Ermutigend" findet das Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). "Die Krise ist überwunden. Und Deutschland startet stark durch. Ausruhen geht jetzt überhaupt nicht", sagte sie in Berlin. Eine Herausforderung bestehe nun darin, die stetig wachsende Zahl offener Stellen zu besetzen, so die Ministerin.

Japan-Krise und Ölpreis bleiben Risiken

Ölleitung der Firma Wintershall auf dem Ölfeld As Sarah in Libyen (Foto: dpa)
Risiko: Politische Unruhen lassen den Ölpreis steigenBild: picture alliance/dpa

"Alle Angaben ohne Gewähr" müsste eigentlich unter der IAB-Studie stehen. Denn die wirtschaftliche Entwicklung unterliege derzeit "außergewöhnlich hohen" Risiken, sagen die Forscher. Die Inflationsgefahr habe zugenommen, weil die Unruhen in den arabischen Staaten den Ölpreis in die Höhe treiben. Außerdem würden die hohen Staatsschulden einiger EU-Mitgliedstaaten und die Katastrophe in Japan Gefahren für die deutsche Konjunktur bergen. Diese Risikofaktoren könnten dafür sorgen, dass die Wirtschaft 2011 doch nur um 1,75 Prozent wächst – statt um drei Prozent. Dann würden die Arbeitslosenzahlen nur noch auf etwa 3 Millionen sinken.

Mehr Jobs als Arbeitnehmer

Deutschlands demografische Entwicklung macht sich auch 2011 auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Weil es immer mehr Ältere, aber nicht genug junge Menschen gibt, gehen die Forscher davon aus, dass das Angebot an Arbeitkräften 2011 um 70.000 Menschen abnehmen wird. Dieser Rückgang könne aber zu einem großen Teil ausgeglichen werden, da immer mehr Frauen in Arbeit kämen und die Zuwanderung aus den mittel- und osteuropäischen EU-Staaten zunehme. Für diese Staaten gilt ab Mai die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit und Dienstleistungsfreiheit.

Techniker bei der Montage (Foto: dpa)
Fachkräfte gesucht: Deutschland fehlen Ingenieure und TechnikerBild: picture-alliance/dpa

Während Wirtschaftsinstitute vor einem Mangel an Fachkräften warnen, sehen die IAB-Forscher zurzeit "keine Anzeichen für einen besorgniserregenden flächendeckenden Mangel an Fachkräften". Es gebe jedoch "Engpässe" in den sozialen Berufen und im Ingenieurwesen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hatte diese Woche vor einer immer größer werdenden Fachkräfte-Lücke gewarnt. So fehlten rund 120.000 Mathematiker, Informatiker, Techniker und Naturwissenschaftler. Laut IW-Experten wird der Bedarf deutscher Unternehmen an Akademikern aus diesen Fachrichtungen in den kommenden Jahren weiter zunehmen.

Angesichts der aktuellen Zahlen zum Fachkräfte-Bedarf sehen die IAB-Forscher keinen Grund zur "Beunruhigung". Es müsse aber nach Strategien gesucht werden, wie man dem sinkenden Arbeitskräfteangebot begegnen könne. Das könnten etwa Lohnanreize sein, Weiterbildungsangebote für Beschäftigte oder eine gesteuerte Zuwanderung.

Autorin: Julia Hahn (mit afp, dpa, epd, dapd)
Redaktion: Sabine Faber