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Entsetzen über Doppelmord in Virginia

27. August 2015

Nachdem zwei Journalisten vor laufender Kamera erschossen wurden, fordern Präsident Obama und Hillary Clinton strengere Waffengesetze. In den sozialen Netzwerken werden Videos von der brutalen Tat verbreitet.

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Blumen vor den Büros des Lokalsenders WDBJ, für den die Opfer gearbeitet hatten (Foto: REUTERS/Chris Keane)
Blumen vor den Büros des Lokalsenders WDBJ, für den die Opfer gearbeitet hattenBild: Reuters

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei TV-Journalisten ist in den USA erneut eine Debatte um den Umgang mit Waffen entbrannt. US-Präsident Barack Obama sagte, durch solche Verbrechen würden in seinem Land mehr Menschen sterben als durch Terrorismus. "Es bricht mir jedes Mal das Herz, wenn ich so etwas lese oder sehe", sagte Obama. Der US-Präsident hatte nach schweren Massakern mehrfach versucht, die Waffengesetze zu ändern, war aber am Widerstand der Waffenlobby gescheitert. In den USA ist der Besitz und das Tragen von Waffen Waffentragen in der Verfassung geschützt. Die Vereinigten Staaten sind das Land mit der höchsten Rate an Toten durch Schußwaffen unter allen Industrienationen.

Tatwaffen legal erworben

Die Reporterin Alison Parker und der Kameramann Adam Ward waren am Mittwochmorgen bei einem Liveinterview für den Lokalsender WDBJ7 von einem ehemaligen Mitarbeiter des Senders erschossen worden. Parkers Interviewpartnerin wurde schwer verletzt. Der mutmaßliche Mörder schoss sich während einer Verfolgungsjagd in den Kopf. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht und verstarb wenig später. Er hatte die Tatwaffen legal erworben.

Auch die Kandidatin um die demokratische Präsidentschaftsnominierung Hillary Clinton forderte härtere Gesetze, ebenso wie viele Prominente auf Twitter – darunter Autor Stephen King.

Ben Carson, einer der Kandidaten um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, erklärte laut der Tageszeitung Guardian hingegen, dass nicht Waffen das Problem seien, sondern Menschen. Es sei wichtig, dass man in Einklang mit der Verfassung handele.

Täter schrieb über "Rassenkrieg"

Der Fernsehsender ABC erhielt ein 23-seitiges Fax im Namen des 41-jährigen Schützen. In dem wirren Manuskript sprach er von einem "Rassenkrieg" und äußerte Bewunderung für die Massenmörder in der Columbine High School in Colorado (1999) und an der Virginia Tech-Universität (2007). Als mögliches Motiv nannte er das Charleston-Massaker vom Juni, bei dem ein weißer Rassisten in einer Kirche neun Afro-Amerikaner getötet hatte. Er erklärte, er sei oft diskrimiert worden, da er schwarz und homosexuell sei.

Auf Twitter hatte er geschrieben: "Alison hat rassistische Kommentare gemacht". Er beschwerte sich auch darüber, dass die Journalistin bei WDBJ7 angestellt und er nicht weiterbeschäftigt worden sei – er hatte bis 2013 für den Sender gearbeitet.

"Bitte nicht angucken!"

Der Schütze verbreitete online über Facebook und Twitter ein Video, das die Tat aus seiner Perspektive zeigt. Die Seiten des Täters bei Twitter und Facebook und das Youtube-Video wurden schnell gelöscht. Das Video sowie der Live-Mitschnitt aus der Sendung wurden jedoch über die sozialen Medien weiterverbreitet. Dies führte zu einer "Nicht Angucken!"-Kampagne (im Original: "'Don't Watch' campaign"), bei der Nutzer in den sozialen Netzwerken dazu aufforderten, die Videos nicht anzuschauen oder weiterzuverbreiten, wie die Zeitung LA Times berichtet.

"Unsere WDBJ Crew wurde heute morgen erst überfallen. BITTE teilt oder postet dieses Video NICHT", tweetete Brent Watts, der Meteorologe des Senders.

Fersehserie verschoben

Der Sender USA Networkverschob nach den Ereignissen in Virginia das Staffelfinale der kritisch gelobten Fernsehserie "Mr. Robot". Die Episode enthalte "eine bildliche Szene, die dem tragischen Ereignis in Virginia sehr ähnelt", so USA Network. Laut der Zeitschrift "Hollywood Reporter" wird in einer Szene vor laufender Kamera ein Journalist erschossen."Aus Respekt für die Opfer, die Angehörigen, ihre Kollegen und auch gegenüber unseren Zuschauern verschieben wir die letzte Folge der ersten Staffel.", erklärte der Sender

mb/cr (dpa, epd, afpe, ape, LA Times, Guardian)