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Enthusiasmus und Beharrlichkeit

17. Januar 2002

Er ist die charismatischste Persönlichkeit in der Kulturpolitik der Bundesrepublik. Jetzt hat Hilmar Hoffmann sein Amt als Präsident des Goethe-Instituts Inter Nationes abgegeben.

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Hilmar Hoffmann, scheidender Präsident des Goethe-Instituts Inter NationesBild: Porträtstudio Meinen

Die Laufbahn des zupackenden Kulturmanagers begann in der Ruhrgebietsstadt Oberhausen. Dort war der gebürtige Bremer 1951 jüngster Volkshochschulleiter. Außerdem engagierte er sich für den Film, begründete die Obernhausener Kurzfilmtage und hatte lange deren Leitung inne.

Wirklich legendär ist Hilmar Hoffmanns 20jährige Amtszeit als Frankfurter Kulturdezernent. In der Main-Metropole gelang ihm die Verschränkung von Kultur und Politik in einer Weise, von der seine Nachfolger nur träumen können. Sicherlich darf nicht vergessen werden, dass Hoffmann wesentlich bessere Grundvoraussetzungen hatte: Die Kassen der Stadt waren damals noch gut gefüllt. Geld bot ihm die Möglichkeit, Kulturpolitik aktiv gestalten zu können. Sieben Museen sind das Ergebnis seiner Aktivitäten in Frankfurt. Hoffmann wandelte das Mainufer zum Museumsufer.

Neue Allianzen

Entscheidend für diese Erfolge war Hoffmanns Kulturbegriff. In der Nachkriegszeit waren Kultur und Politik als etwas streng voneinander Getrenntes betrachtet worden. Hoffmann erkannte früher als andere die Verflechtungen von Kultur, Politik und Wirtschaft. Er sah in ihnen ein Potenzial zur Verwirklichung seines Traums: die Demokratisierung der Kultur. Theater, Literatur und Film und Museen sollten allen zugänglich sein.

Grenzgänger zwischen Kultur und Wirtschaft

Als Autor stellte er in seinen Publikationen neue Modelle der Kulturpolitik vor. "Das Guggenheim-Prinzip", so der Titel einer 1999 aufgelegten Veröffentlichung, kennzeichnet am besten seine in Frankfurt betriebene Museumspolitik: Eine Stadt zahlt für Grund und Boden, lässt ein Museum bauen und stellt die Infrastruktur. Private Kunstsammler und Mäzene liefern die Kunst und kassieren - eine Übertragung des Franchising-Modells auf die Museumspolitik. Wobei Hoffmann dieses Prinzip mit mahnenden Worten flankierte: "Wenn wir weiter die Zeiten des Umbruchs verschlafen und auf den Staat als allein seligmachendes Prinzip hoffen, dann werden wir Opfer jener Mega-Manager, die fixer handeln."

Im Dienste der Außenpolitik

Hoffmann, dem es auch unter schwierigen Umständen gelang, Geld für die Kultur zu erkämpfen, war prädestiniert für das Amt des Präsidenten des Goethe-Instituts. 32 Institute mussten dennoch in seiner Amtszeit geschlossen werden. Vor diesem Hintergrund richtete er sein Hauptaugenmerk darauf, die Finanzierung der Institute dauerhaft zu sichern und baute kurz vor dem Ende seiner Amtszeit eine Goethe-Stiftung auf. Mit Ausdauer, Beharrlichkeit und Überzeugungskraft mobilisierte er dafür deutsche Unternehmen.

Schlüssel für Friedensbemühungen

Das Amt als Präsident der wichtigsten deutschen Institution für auswärtige Kulturarbeit legt er jetzt nach neun Jahren aus Altersgründen nieder. Die Ereignisse des 11. September 2001 nahm Hoffmann noch einmal zum Anlass, die Bedeutung der auswärtigen Kulturpolitik hervorzuheben: "Was nützen Sonntagsreden, in denen Politiker uns loben, wenn sie am Montag im zuständigen Ausschuss die Mittel weiter kürzen", wetterte Hoffmann auf der Jahrespressekonferenz des Goethe-Instituts. Hoffmann sieht in der Kultur- und Bildungspolitik einen Schlüssel für Friedensbemühungen. Die neue Ära deutscher Außenpolitik müsse deshalb im Kern auf den Ausbau der internationalen kulturellen Verständigung zielen. Eine Umkehr der bisherigen Gewichtung sei vonnöten: "Wir müssen die Kultur- und Bildungspolitik zur Säule Numero eins machen." (cg)