1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

England scheitert nach Elfmeter-Krimi

Wim Abbink24. Juni 2004

Portugal hat als erste Mannschaft das Halbfinale bei der Euro 2004 erreicht. In einer Partie, die an Dramatik kaum zu überbieten war, unterlag England dem Gastgeber erst nach Elfmeterschießen.

https://p.dw.com/p/5E9B
Entscheidung im Duell der Torhüter:<br>Ricardo bezwingt JamesBild: AP

EM-Gastgeber Portugal hat den Siegeszug der englischen "Torfabrik" bei der Euro 2004 gestoppt und steht wie vor vier Jahren in der Euro-Vorschlussrunde. In einem hochklassigen Viertelfinale gewann die Mannschaft gegen die Briten mit 6:5 in einem Elfmeter-Drama. Nach Verlängerung hatte es 2:2 (1:1, 0:1) gestanden. Halbfinal-Gegner der Portugiesen am kommenden Mittwoch (30.06.2004) ist entweder Schweden oder die Niederlande.

Im Elfmeterschießen schoss Englands Kapitän David Beckham gleich den ersten Elfer weit über das Tor in den Nachthimmel über Lissabon. Dann tat es im Rui Costa nach. Schließlich scheiterte Darius Vassell an Torhüter Ricardo, der auch ohne Handschuhe keine Probleme hatte, den schwach geschossenen Elfmeter um den Pfosten zu lenken. Und der Keeper wurde zum absoluten Matchwinner, als er den entscheidenden Elfmeter zum Sieg verwandelte.

Englischer Fan vor dem Spiel Portugal gegen England
So dürfen Fans nach einer Niederlage schmollen ...Bild: AP

Traumstart für England: Owen traf mal wieder

Das 10-Millionen-Einwohnerland befand sich nach dem Abpfiff im Ausnahmezustand. Zehntausende feierten die "Seleccao" mit Hupkonzerten und Autokorsos. Die englische Auswahl um Kapitän David Beckham schied hingegen wie bei der WM 2002 im Viertelfinale aus; zum bislang einzigen Mal standen die "Three Lions" 1996, damals als Gastgeber, in einem EM-Semifinale: gegen Deutschland.

Dabei erlebten die Engländer einen Traumstart. Ausgerechnet der zuletzt in fünf Länderspielen erfolglose Michael Owen, der bislang im Turnierverlauf deutlich im Schatten von Shootingstar Rooney gestanden hatte, erzielte schon in der 3. Minute das Führungstor. Das frühe Tor wirkte wie ein Weckruf für den Euro-Gastgeber, der prompt mit aggressiven Angriffen antwortete. Die 60.000 Zuschauer im Hexenkessel von Lissabon, unter ihnen rund 30.000 lautstarke englische Anhänger, erlebten nach dem Führungstor eine äußerst unterhaltsame und temporeiche Partie. Die Portugiesen blieben den hart in die Zweikämpfe gehenden Engländern nichts schuldig und hatten mehr vom Spiel.

EM 2004 Portugal - Michael Owen
Traf mal wieder: Michael OwenBild: AP

Späte Belohnung für portugiesischen Sturmlauf

Pech für England: In der 27. Minute humpelte der 18 Jahre alte Wayne Rooney mit einer Knöchelverletzung vom Platz, für ihn kam Darius Vassell. Im zweiten Durchgang versuchten die Portugiesen, den Druck zu erhöhen, taten sich gegen die starke englische Abwehr aber sehr schwer. Teilweise hielten sich bis auf Torhüter Ricardo alle Spieler in der englischen Hälfte auf. Erst sieben Minuten vor Schluss wurde der Sturmlauf der Gastgeber belohnt: Ausgerechnet England-"Legionär" Helder Postiga von Tottenham Hotspur erzielte den Ausgleich. Er war kurz zuvor für Altstar Luis Figo von Real Madrid in die Mannschaft gekommen. Figo, der wahrscheinlich sein letztes Länderspiel bestritt, verschwand sichtlich verärgert sofort in der Kabine.

Helder Postiga - Torschütze der Portugiesen bei der EM 2004
Eingewechselt und getroffern: Helder PostigaBild: AP

In der 89. Minute standen die Engländer bereits vor der Entscheidung. Ein Kopfball von Owen landete an der Latte, den Abpraller köpfte Sol Campbell ins portugiesische Tor. Doch Schiedsrichter Urs Meier (Schweiz) verweigerte dem Treffer zu Recht die Anerkennung, weil John Terry Torwart Ricardo im Fünfmeterraum behindert hatte.

In der Verlängerung markierte zunächst ein weiterer Einwechselspieler, Rui Costa, in der 110. Minute das 2:1 für die "Seleccao". Doch Frank Lampard (115.) schaffte erneut den Gleichstand und verhinderte damit, dass zum ersten Mal ein "Silver Goal" eine Partie entschieden hätte.