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Energie für ländliche Entwicklung

Helle Jeppesen15. Juni 2014

Hunger und Armut auf dem Land mit Energie bekämpfen - das ist eine Idee der internationalen Initiative "Powering Agriculture". Denn 1,4 Milliarden Menschen in Entwicklungsländern haben noch heute keinen Strom.

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Bewässerung in Afrika - Foto: Issouf Sanogo (AFP)
Bild: Getty Images

Mit der gemeinsamen Initiative#link:http://poweringag.org/:Powering Agriculture# haben sich die Entwicklungsministerien in Deutschland, Schweden und den USA zusammengetan, um ländliche Entwicklung mit neuen Energiekonzepten voranzubringen. Der Grundgedanke: Nur mit einer besseren Strom- und Treibstoffversorgung lässt sich die Nahrungsmittelproduktion steigern und Hunger bekämpfen.

Denn für den weiten Weg vom Feld bis auf den Teller ist bei der Herstellung von Lebensmitteln viel Energie nötig: sei es um Wasser für Feld, Tier und Mensch aus Brunnen zu pumpen, um Nahrungsmittel zu verarbeiten und sie zu den Verbrauchern zu bringen, die am Ende ja auch noch Energie benötigen, um das Essen zuzubereiten. Fast ein Drittel der weltweit erzeugten Energie wird bislang dafür verbraucht, um die Nahrung auf den Teller zu bringen.

Dabei gibt es heute schon zu viele Teller, die leer bleiben: 840 Millionen Menschen hungern weltweit. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, schätzt, dass die Lebensmittelproduktion bis 2050 um 70 Prozent erhöht werden muss, um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können. Das geht nur, wenn künftig mehr Nahrungsmittel mit weniger Energie, Fläche und Wasser produziert werden.

Klimafreundliche Energie-Effizienz

Die Energieversorgung auf dem Land muss sich bessern - davon ist Maria Weitz überzeugt, die das Powering-Agriculture-Projekt bei der GIZ betreut, der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Gleichzeitig gehe es aber auch um mehr Effizienz. Denn bereits heute stammen rund 20 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Nahrungsmittelproduktion.

Maria Weitz, Projektleiterin "Powering Agriculture" bei der GIZ - Foto: Helle Jeppesen (DW)
Agrarökonomin Weitz: Mehr Effizienz und emmisionsfreie EnergieBild: DW/H. Jeppesen

"Das müssen wir natürlich bremsen", sagt Weitz. Durch einen ökonomischeren Einsatz und die Verwendung von Energien, die keine Treibhausgasemissionen verursachen. Als Beispiele nennt die Agrarökonomen Solar- und Windenergie sowie die Nutzung von Biogasanlagen, die sich mit Abfallstoffen der Agrarproduktion betreiben lassen. Dabei müssen es keine Hightech-Lösungen sein, so Weitz, sondern vor allem Lösungen, die lokal akzeptiert und damit auch wirklich genutzt werden.

Entwicklung durch Energie

Ob Hightech oder Lowtech: Entscheidend sei, dass ein Energieversorgungssystem lokal einsetzbar und gleichzeitig bezahlbar sei, meint Jeremy Foster, der das Projekt Powering Agriculture bei der US-Entwicklungsbehörde USAID betreut. Er sieht die internationale Zusammenarbeit beim Thema Energie und Landwirtschaft als Fundament für die ländliche Entwicklung in vielen Ländern.

Jeremy Foster, Energie- und Umweltexperte bei USAID - Foto: Helle Jeppesen (DW)
Projektbetreuer Foster: Forderung nach bezahlbarer EnergieBild: DW/H. Jeppesen

"Ohne Zugang zu sauberer, bezahlbarer und zuverlässiger Energie, bleiben Bauern und Agrarbetriebe in Entwicklungsländern weit hinter ihre Möglichkeiten zurück, wenn es darum geht, ihre Einkommen und Verdienstmöglichkeiten zu verbessern", sagt der US-Energie- und Umweltexperte.

Heute, so Foster, haben 1,4 Milliarden Menschen in Entwicklungsländern keine Stromversorgung, vor allem in ländlichen Gebieten. Drei von vier Menschen, die in extremer Armut leben, sind auf dem Land zu Hause. Ohne Energie jedoch lasse sich Entwicklung kaum voranbringen, so Foster. "Ohne bezahlbare Technologien werden Wachstum und Entwicklung dort ausgebremst".

Expertennetzwerk als Wissensvermittler

Nicht die Kleinbauern selbst, sondern Agrarexperten, lokale und internationale Entwicklungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen sind die Ansprechpartner des neuen internationalen Netzwerkes Powering Agriculture. Hier soll ein Forum entstehen, wo ein globaler Austausch über lokale Erfolge stattfinden kann - damit diese als Inspiration und Erfahrungsquelle auch in anderen Teilen der Welt dienen.

Afrikanerinnen kochen an einer Feuerstelle - Foto: Bambine Africane (Africa)
Kochen mit Holzfeuer: Fast ein Drittel der Weltenergie geht in die Herstellung von NahrungsmittelnBild: Fotolia/africa

Es gehe jedoch auch darum, Experten und Fachleute aus den Bereichen Energie und Landwirtschaft zusammenzubringen, die dann über Modellprojekte neue Lösungsansätze entwickeln können, betont Maria Weitz von der GIZ. Diese Lösungsansätze könnten dann direkt in Projekten in Partnerländern mit einfließen. "Wir docken an laufende Landwirtschafts- und Energieprojekte an, die schon in den Partnerländern umgesetzt werden", sagt sie und nennt als Beispiel ein Public-private-Partnership in Ägypten, wo Bewässerungsanlagen dank der Investitionen mit solarbetriebenen Pumpen arbeiten. "Das kommt dann direkt Kleinbauern zugute".

Lokale Lösungen für lokale Probleme

"Es gibt Technologien, die in Industrieländern entwickelt wurden, die theoretisch auch in Entwicklungsländern passen würden", so die Agrarökonomin Weitz. Dazu sei aber auch Ausbildung und Training nötig. Kurzum: Es geht darum, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Wichtig sei, so Maria Weitz, dass die eingesetzte Technik den jeweiligen Gegebenheiten angepasst wird und dass die Anlagen auch lokal gewartet und repariert werden können. Das sorgt dann sogar für zusätzliche Einkommensmöglichkeiten und damit für weitere Perspektiven in ländlichen Gebieten.