Endlich wieder Schule: Thailands Senioren drücken die Schulbank
Die thailändische Stadt Ayutthaya hat ein Schulprojekt für Senioren ins Leben gerufen. Immer mehr Ältere im Land leben allein und nicht mehr in der Großfamilie. In der Schule können sie Freunde finden.
Graue Zöpfe
Fast wie vor über 50 Jahren: Wenn Poonsri Seangnual heute zur Schule geht, werden genau wie damals die Zöpfe mit roten Gummibändern zusammengehalten. Allerdings waren die Haare früher noch schwarz. Die heute 63-Jährige besucht mit anderen Senioren das Schulprojekt der Stadt Ayutthaya, 80 Kilometer nördlich von Bangkok gelegen.
Auf gehts
Poonsri Seangnual ist startbereit für einen neuen Schultag. Der Besuch der Schule für Ältere ist für sie von großer Bedeutung: "Ich gehe gerne zur Schule, denn ich habe dadurch viele Freunde gefunden. Wenn ich dort bin, fühle ich mich weniger einsam, als wenn ich nicht zur Schule gehe. Bin ich zuhause, dann vermisse ich sogar den Klassenraum."
Übungen für die körperliche Fitness
Zum Programm gehören auch die Körperübungen. Da bleibt dann auch schon mal der Gehstock, die unerlässliche Hilfe im Alltag, auf dem Boden liegen. Neben Sport wird auch noch Englisch unterrichtet. Thailand hat ein Demografieproblem. Nach Angaben des Global Age Index ist 2018 erstmals der Anteil der über 60-Jährigen höher, als der der unter 15-Jährigen. 2030 ist jeder vierte Thai ein Senior.
Auf dem Programm: Thailändischer Tanz
Für alle die es körperlich noch schaffen, wird auch thailändischer Tanz angeboten. Sport - und Körperübungen sind generell gut zum Ausgleich. Da unterscheiden sich Thailands Senioren nicht von denen im Rest der Welt. Das gemeinsame Erleben und der Kontakt reißt viele aus ihrer Lethargie. Da sich in Thailand die Großfamilie immer mehr auflöst, muss der Staat sich um die Älteren kümmern.
Lernen bis ins hohe Alter
Phoem Khonkrit, 91, macht sich bereit für den Schulbesuch. Mit Hilfe ihrer Tochter Kanyarat zieht sie sich an. Auch die Angehörigen finden das städtische Schulangebot gut: "Meiner Mutter geht es jetzt viel besser. Sie ist vorher kaum noch aus dem Haus gegangen. Nun hat sie wieder Freunde gefunden, mit denen sie auch in Kontakt bleibt", sagt die Tochter.
Per Schulbus zur Schulbank
Als diese "Schülerinnen" früher zur Schule gingen, sofern dies überhaupt möglich war, sind sie sicherlich nicht mit dem Bus dorthin gefahren worden. Heute holt ein Bus sie ab. In ihrer Fröhlichkeit unterscheiden sie sich allerdings kaum von den jugendlichen Schülern heute. Der Blick aufs Smartphone gehört auch für viele Ältere einfach dazu.
Ausbrechen aus dem Alltag
Nicht nur Frauen interessieren sich für das Schulprojekt. Choochart Supkerd gehört zu den Männern, die einmal die Woche wieder im Klassenraum sitzen. Für ihn, der kein Einkommen hat, ist der Besuch der Schule eine willkommene Abwechslung im tristen Leben. Der 63-Jährige lebt von rund 26 Dollar Sozialhilfe im Monat.
Wichtiges Untensil: die Schuluniform
Schüler in Thailand tragen eine Schuluniform - auch die Senioren. Nach dem Tragen kommt der Rock erstmal auf den Bügel - bis zum nächsten Einsatz in der kommenden Woche. Einmal pro Woche treffen sich die "Schüler". Zwölf Wochen dauert der Kurs insgesamt.
Zeit für die Spende
Somjit Teeraroj (M) spendet einem Mönch Geld. Wie überall im Land genießen buddhistische Mönche großes Ansehen. Auch Somjit ist Schülerin an der Schule in Ayutthaya. Seit über 40 Jahren ist sie Witwe, nachdem ihr Mann bei einem Unfall ums Leben kam. "Ich freue mich auf jeden Mittwoch, da ich dann wieder zur Schule gehen kann, meine Schuluniform anziehe und Freunde treffe", sagt die 77-Jährige.