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Endlich: Rechtschreibreform gelungen

Bernd Riegert15. September 2004

Es geht ja doch. Europa hat eine neu geregelte Rechtschreibung - zumindest für den Namen der Einheitswährung Euro. Allerdings gibt es weiterhin eine Ausnahme, und der Genitiv ist auch noch nicht geklärt.

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Bernd Riegert

Die EU-Finanzminister, die sich im grellbunten niederländischen Seebad Scheveningen, bei ihrer informellen Tagung mit düsterer Haushaltplanung, lästigem Stabilitätspakt, verzwickten Unternehmenssteuern und anderen dicken Brocken beschäftigen mussten, haben wenigstens einen - fast schon sensationellen - Durchbruch geschafft: Eine europaweite Rechtschreibreform für die Gemeinschaftswährung Euro.

E-U-R-O - und sonst gar nichts

In einigen neuen EU-Ländern wurde die Währung nämlich fatalerweise anders geschrieben, als das seit 1997 amtlich für die Altländer geregelt ist. In Lettland schreibt man Eiro, in Slowenien Evro. Die Ungarn verzieren Euro mit einem Akzent. In der Türkei könnte die Währung Avro geschrieben werden, die Abkürzung des türkischen Wortes für Europa. Der Chef der Europäischen Zentralbank Jean-Claude Trichet konnte nun stolz verkünden, dass er es geschafft hat, alle Finanzminister auf Linie zu bringen, die überhaupt nicht wussten, dass es ein Problem gab. Sie stellten fest: Der Euro darf rechtlich einwandfrei nur mit diesen vier lateinischen Buchstaben E-U-R-O geschrieben werden. Basta!

120 verschiedene gültige Münzen

Der niederländische Finanzminister Gerrit Zalm fügte aber lächelnd hinzu, gegen Schreibsünder seien - noch - keine Sanktionen geplant. Aber die Europäischen Union wäre nicht die Union, wenn es nicht doch wieder Ausnahmen geben würde: Griechenland hat bei den Verhandlungen zur Einführung des Euro durchgesetzt, dass auf allen Scheinen in den zwölf Euro-Ländern der Name des Geldes auch in griechischen Buchstaben gedruckt steht: Epsilon-Ypsilon-Rho-Omega. Die griechischen Cent-Münzen tragen auf der nationalen Seite ebenfalls die griechische Bezeichnung Leptar für die Hundertstel. Nur die "Zahl"-Seiten der Münzen sind in allen Euro-Ländern gleich. Die nationale Seite, die "Kopf"-Seite darf nach Gutdünken gestaltet werden, was dazu führt, dass 120 verschiedene Münzen gültiges Zahlungsmittel sind. Auch die Zwergstaaten San Marino, Vatikan und Monaco haben eigene Münzen geprägt. Der Euro gilt tatsächlich nicht nur in zwölf, sondern in 15 Staaten.

Der Plural ist paletti, der Genitiv nicht

Um ein für alle Mal Klarheit bei der Rechtschreibung zu schaffen, haben die Finanzminister auch die Frage des Plurals geregelt, den man 1997 schlicht vergessen hatte. Die Mehrzahl lautet nun höchstamtlich auch Euro, nicht Euros, Eura, Eurae, Euri oder so ähnlich. Der Duden, das Standardwerk für die deutsche Rechtschreibung, lässt Euros als Mehrzahl für die Europa-Knete zu. Er muss geändert werden. Wieder ein kleiner Beitrag zur deutschen Rechtschreibreform. Der Duden nennt außerdem den Genitiv ("des Euros"). Mit dem haben sich die Finanzminister nicht befasst. Dafür ist dann wieder eine neue Arbeitssitzung irgendwann in drei, fünf oder acht Jahren fällig.