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EMS-Training: Wirkungsvoll oder gefährlich?

Larissa Warneck
17. Januar 2018

Fit und schlank mit 20 Minuten Training pro Woche – der Traum einer jeden faulen Socke und ein Versprechen jener Fitnessstudios, die mit Elektromyostimulationstraining, kurz EMS, werben. Doch ist es wirklich sinnvoll?

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Stock Bild von Ertüchtigung, elektro-, muskulös
Bild: Colourbox

Beim EMS  werden die Muskeln während des Ganzkörpertrainings zusätzlich mit elektrischem Strom stimuliert. Dabei trägt der Trainierende einen verkabelten, hautengen und feuchten Sportanzug, der gezielt verschiedene Muskelgruppen unter Strom setzen kann.

Das Training besteht aus verschiedenen Posen, die einige Sekunden lang gehalten werden. Zum Beispiel gibt es eine Übung, bei der man breitbeinig, mit gebeugten Knien und weit geöffneten Armen da steht. Diese soll die Brustmuskulatur stärken. Eine andere Pose verspricht straffe Oberschenkel und einen ‚Knackpo‘.

Die Theorie dahinter: Durch den Strom wird die Muskelkontraktion der angespannten Muskeln so sehr verstärkt, dass auch tiefere Muskelfasern erreicht werden. Dieser Ablauf soll mit geringem Aufwand zu einem schnelleren Muskelaufbau führen.

Obwohl EMS schon seit geraumer Zeit in der Physiotherapie,  im Hochleistungssport und in der Medizin nach Operationen angewandt wird, hat sich die Anwendung in eigenen Fitnessstudios auch bereits etabliert. Ein Trend, vor dem die Neurophysiologen der  Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) nun warnen.

Denn bislang ist noch nicht bekannt ob das EMS Training überhaupt wirksam ist, so die DGKN. „Bei falscher Anwendung kann es zur Muskelschädigung kommen. Dabei können Muskelpartikel freigesetzt werden, die über die Blutbahn in die Nieren gelangen und zu einer Nierenschädigung führen“, erklärt Professor Dr. Stefan Knecht, Chefarzt der Klinik für Neurologie an der St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch und Pressesprecher der DGKN.

Ist das Training  zu intensiv, kann es nämlich zu einer erhöhten Ausschüttung des Enzyms Creatin-Kinase (CK) kommen. Normalerweise versorgt das Enzym die Muskeln mit Energie, doch erhöhte CK-Werte können genau diese Schäden verursachen. Bei Herzrasen, Schmerzen oder Schwächegefühlen nach dem EMS Training, sollte daher unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, rät die DGKN. 

Während Physiotherapeuten und Mediziner gezielt für das EMS Training ausgebildet sind, fehlt dem Personal in Fitnessstudios häufig das richtige Wissen und die Ausbildung. Sie können somit die maximale Belastung nicht richtig einschätzen und es droht die Gefahr, dass die Stromintensität zu hoch eingestellt und den Muskeln und Nieren geschadet wird. 

Apropos Nieren: Obwohl das Training kurz ist, ist es sehr intensiv, sodass unbedingt darauf geachtet werden muss, dass ausreichend getrunken wird. 

„In Maßen und unter ärztlicher Beobachtung ist das EMS Training vertretbar. Davor sollte man aber unbedingt seine Nierenfunktion überprüfen lassen und sichergehen, dass man nicht an einer Muskelerkrankung leidet“, rät Knecht. Auch sollte man ohne ein medizinisches Umfeld auf jeden Fall von einer Kombination aus High-Intensity-Training und EMS Training absehen.

Grundsätzlich raten die Neurophysiologen des DGKN vom EMS Training ab. Besser sei ein ganz normales, reguläres Fitnessprogramm, so die Experten.