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Empörung über Anschlag auf Josefsgrab

16. Oktober 2015

Der Brandanschlag auf das Josefsgrab bei Nablus im Westjordanland sorgt für Empörung. Nach Palästinenserpräsident Abbas reagierte auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit scharfen Worten.

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Orthodoxe Juden im Josefsgrab bei Nablus (Archivfoto: dpa)
Orthodoxe Juden im JosefsgrabBild: picture-alliance/dpa/K. Gideon

Bei dem Anschlag auf die für gläubige Juden heilige Stätte Josefsgrab handle es sich um eine "unverantwortliche" Tat, sagte Mahmud Abbas nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa. Er habe eine Ermittlungskommission mit der Aufklärung der Tat beauftragt und habe die sofortige Instandsetzung des biblischen Heiligtums angeordnet. Die Palästinenser seien gegen derartige Gewaltakte, die mit ihrem Kultur- und Religionsverständnis nicht vereinbar seien, fügte der Palästinenserpräsident hinzu.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Brandanschlag von Palästinensern auf das Josefsgrab bei Nablus im Westjordanland ebenfalls scharf verurteilt. Ban habe von einer "verwerflichen Tat" gesprochen, sagte der stellvertretende UN-Generalsekretär Tayé-Brook Zerihoun am Freitag in New York bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur angespannten Lage in Israel und den Palästinensergebieten. Ban verlange, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Palästinsener-Polizei greift ein

Gewalttätige palästinensische Demonstranten hatten das Josefsgrab im Morgengrauen angegriffen und mit Molotow-Cocktails in Brand gesetzt. Einheiten der palästinensischen Polizei verjagten die Randalierer und löschten das Feuer. Der Sachschaden sei erheblich, berichtete die israelische Webseite ynetnews.com. Menschen wurden nicht verletzt.

Das Josefsgrab in Nablus im Westjordanland ist eine israelisch verwaltete Enklave mitten im Palästinensergebiet. In der von palästinensischen Polizisten bewachten Stätte ruht nach biblischer Überlieferung Josef, ein Sohn von Jakob und Rahel. Er ist die Hauptgestalt der biblischen Josefsgeschichte und einer der Stammväter der Zwölf Stämme Israels.

Juden dürfen den Ort im Westjordanland nicht ohne Genehmigung betreten. Da es immer wieder zu Zwischenfällen kommt, ist das Tor der Grabanlage meist verschlossen. Das Heiligtum war im Herbst 2000 Schauplatz blutiger Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Palästinensern.

Serie von Messerangriffen

Die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis haben zuletzt wieder deutlich zugenommen, insbesondere im Westjordanland und in Jerusalem. Seit Anfang Oktober wurden bei zwölf, meist mit Messern verübten Angriffen von Palästinensern sieben Israelis getötet und fast hundert verletzt.

Mehr als 30 Palästinenser wurden getötet, knapp die Hälfte von ihnen Attentäter, die während oder nach ihren Angriffen von israelischen Sicherheitskräften erschossen worden waren. Die anderen Palästinenser starben bei Unruhen im Westjordanland oder bei Zusammenstößen mit dem israelischen Militär am Grenzzaun zum Gazastreifen.

Ausgelöst wurde die Gewaltwelle durch neuen Streit um den Tempelberg in Jerusalem. Auf der drittheiligsten Stätte des Islam stehen der Felsendom sowie die Al-Aksa-Moschee. Palästinenser werfen Israel vor, die Kontrolle der Muslime über ihre Heiligtümer aushöhlen sowie immer mehr Juden den Zugang auf das Plateau gestatten zu wollen. Israel bestreitet derartige Pläne.

Netanjahu holt Berlin-Besuch nach

Die Bundesregierung in Berlin teilte derweil mit, der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu werde nächste Woche nach Deutschland kommen. Netanjahu werde am Mittwochabend von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin empfangen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Vergangene Woche hatte Netanjahu deutsch-israelische Regierungskonsultationen wegen der Unruhen zwischen Israelis und Palästinensern kurzfristig abgesagt.

wl/sti (dpa, afp, rtr)