1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Portugal bezwingt Wales und steht im Finale

Andreas Sten-Ziemons6. Juli 2016

Nach schwachem Beginn steigert sich Portugal im EM-Halbfinale gegen Wales und erreicht das Endspiel. Angeführt von Cristiano Ronaldo drehen die Portugiesen nach der Pause auf. Ronaldo stellt dabei eine EM-Bestmarke ein.

https://p.dw.com/p/1JJCq
Euro 2016 Portugal vs Wales
Bild: Reuters/C. Recine

Die Europameisterschaft in Frankreich hat ihren ersten Finalteilnehmer. Mit einer guten zweiten Halbzeit hat sich Portugal den Sieg gegen wacker kämpfende Waliser verdient und ist als erste Mannschaft ins Endspiel eingezogen. Die Portugiesen setzten sich in Lyon mit 2:0 (0:0) durch. Entschieden wurde die Halbfinal-Partie durch einen Doppelschlag kurz nach der Halbzeitpause. Zunächst stieg Cristiano Ronaldo nach einer Ecke am höchsten und köpfte zum 1:0 ein (50.). Kurze Zeit später spitzelte Nani eine Hereingabe von Ronaldo aus kurzer Distanz ins Tor (53.).

Ronaldo als gefragtes Foto-Modell

Kuriose Szenen gab es im Stadion von Lyon bereits vor dem Anpfiff: Zunächst bat einer der Jugendlichen, der Teil der offiziellen Eröffnungszeremonie war, auf dem Platz um ein gemeinsames Foto mit Ronaldo. Der Superstar von Real Madrid erfüllte den Wunsch mit einem Lächeln. Direkt anschließend schmuggelte sich ein zweiter Junge als zwölfter Mann auf das offizielle portugiesische Team-Foto vor der Partie. Der Jugendliche posierte strahlend neben Ronaldo, der über die Szene schmunzeln musste und den Jungen lachend umarmte.

Das Spiel begann dann schwungvoll: Besonders Portugal, bislang meist mit destruktiv-zurückhaltender Taktik aufgefallen, machte Druck nach vorne. Ronaldo hatte zweimal Pech. Zunächst wurde ein Beinstellen an der Strafraumgrenze gegen ihn nicht als Foul gewertet, dann übersah der schwedische Schiedsrichter einen Klammergriff des walisischen Innenverteidigers James Collins gegen Ronaldo im Strafraum. Klare Torchancen gab es nicht, den ersten Warnschuss gab Joao Mario erst in der 16. Minute ab.

Bei Wales, dem das Fehlen von Mittelfeldspieler Aaron Ramsey anzumerken war und das sich erst im Verlauf der insgesamt enttäuschenden ersten Halbzeit steigerte, lief vieles über Gareth Bale. Doch auch er brauchte lange, um zu einer guten Tormöglichkeit zu kommen. Bei einem Eckball lief er sich geschickt frei und feuerte einen Schuss ab, der das Tor allerdings verfehlte (19.). In der 23. Minute schoss er aus vollem Lauf aus der Distanz, traf aber genau in die Arme von Portugals Schlussmann Rui Patricio. Ansonsten spielte sich das Geschehen bis zum Pausenpfiff meist fern der Tore ab.

Doppelschlag als Vorentscheidung

War es zuvor über weite Strecken langweilig, so begann die zweite Halbzeit mit einem Hallo-wach-Effekt. Eine Ecke von links segelte in den walisischen Strafraum, Ronaldo wartete in der Mitte, stieg hoch und köpfte den Ball mit perfekter Technik zum 1:0 ins Netz (50.). Verteidiger James Chester war ebenfalls hochgesprungen, hatte aber keine Chance, den Treffer zu verhindern. Für Ronaldo, der sein 20. EM-Endrundenspiel bestritt und seine Bestmarke damit weiter ausbaute, war es ein besonderer Treffer: Mit dem neunten Tor bei einer Europameisterschaft zog er mit dem bisherigen Rekord-Torschützen Michel Platini gleich.

Euro 2016 Portugal vs Wales Ronaldo (Foto: Reuters/C. Recine)
Ronaldo macht es: Der Kopfball des Superstars von Real Madrid schlägt unhaltbar im Waliser Tor einBild: Reuters/C. Hartmann

Kurz danach musste Wales den nächsten Rückschlag hinnehmen: Als Ronaldo den Ball scharf und flach in den Strafraum brachte, war Torwart Wayne Hennessey bereits auf dem Weg in die rechte Torecke, da warf sich Nani mit lang gestrecktem Bein in die Flugbahn des Balles und spitzelte ihn zum 2:0 über die Linie (53.).

Wales versuchte zu antworten, ein direkter Freistoß von Bale war aber eine leichte Beute für Rui Patricio (55.). Gefährlicher war ein Versuch von Ronaldo auf der anderen Seite. Sein Freistoß aus rund 20 Metern strich nur knapp über die Querlatte (63.). Die endgültige Entscheidung verpasste Joao Mario, dessen Abstauber nach Schuss von Nani und Parade von Hennessey knapp rechts vorbei ging (65.). Wales' Trainer Chris Coleman brauchte kurz danach sein Wechselkontingent auf. Zwischen der 58. und 66. Minute brachte er drei frische Offensivkräfte, Gefahr versprühte aber weiterhin fast nur Bale. In der 80. Minute zog er von rechts ab, Rui Patricio musste sich strecken, konnte aber klären. Es sollte die letzte große Chance für Wales sein. Auf der anderen Seite verpasste Ronaldo sein zehntes EM-Tor, als er den Torwart bereits umspielt hatte, aus spitzem Winkel aber nur das Außennetz traf.

Für Portugal war es im Turnierverlauf der erste Sieg in 90 Minuten. In der Vorrunde hatte es drei Unentschieden gegeben, in den vorherigen K.o.-Runden gab es gegen Kroatien Verlängerung (1:0) und gegen die Polen Elfmeterschießen (5:3). "Ich habe immer davon geträumt, mit Portugal etwas zu gewinnen und jetzt ist es nur einen Schritt entfernt", freute sich Ronaldo anschließend. "Träumen kostet nichts, also lasst uns weiter träumen!" Auch sein Trainer Fernando Santos war zufrieden: "Ich bin sehr, sehr glücklich. Glücklich für die Spieler, glücklich für meine Familie, glücklich für alle Portugiesen", sagte er. "Mein erstes Spiel als Portugals Trainer war im Stade de France, es ist schön, jetzt wieder zurückzukehren."

Voll des Lobes für sein Team, das als erste walisische Fußball-Mannschaft seit der WM 1958 wieder bei einem großen Turnier dabei war, war Chris Coleman: "Portugal hat gut verteidigt, das müssen wir zugeben. Glückwunsch an Portugal. Ich hoffe, dass sie das Finale gewinnen werden. Dennoch kann ich gar nicht sagen, wie stolz ich auf meine Mannschaft bin."

Den genauen Spielverlauf mit allen Chancen und wichtigen Szenen können Sie hier noch einmal im Detail nachlesen.