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EM 2016 - wer darf mit?

Tobias Oelmaier 16. Mai 2016

Dienstagmittag gibt Bundestrainer Joachim Löw sein vorläufiges Aufgebot für die Europameisterschaft in Frankreich bekannt. Wird es Überraschungen geben? Oder setzt er auf die Oldies?

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Joachim Löw
Bild: Getty Images/Bongarts/M. Hangst

Shkodran Mustafi war im Vorfeld der WM 2014 nur absoluten Fußball-Insidern bekannt. Der gebürtige Hesse verdiente erst in England sein Geld, dann in Italien später in Spanien. In der Bundesliga war der Innenverteidiger nie zum Zuge gekommen. Und doch tauchte der damals 22-Jährige plötzlich im Kader für Brasilien auf. Und spielte dann auch.

An diesem Dienstag werden einige dieser Mustafis nach Berlin schauen, wo Joachim Löw in der französischen Botschaft sein vorläufiges Aufgebot für die Europameisterschaft in Frankreich bekannt geben wird. Bleibt sich der Bundestrainer auch diesmal treu? Vor den letzten Turnieren hatte er immer wieder an verdienten, alten Kämpfern festgehalten, aber eben auch mit so manchem Neuling überrascht.

Garantie für den ausgeruhten Götze

Zunächst zu den Gesetzten: Dass Manuel Neuer (Bayern München) im Tor stehen wird, ist keine Frage. Auch Jerome Boateng (Bayern), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Thomas Müller (Bayern), Sami Khedira (Juventus Turin), Toni Kroos (Real Madrid), Mesut Özil (Arsenal London) oder Marco Reus (Dortmund) werden ihre Urlaubsplanungen dem DFB-Reisebüro überlassen. Sie sind die Topstars im Team, Leistungsträger seit Jahren, bis auf Reus auch amtierende Weltmeister. Dazu kommt Mario Götze, der zwar bei Bayern München kaum eingesetzt wurde, aber von Löw eine Art Garantieschein bekam.

Fussball WM 2014 - Finale: Deutschland - Argentinien Götze Schuh Tor
Einsatzgarantie: Mario Götze schoss Deutschland zum WM-Titel 2014 und wird auch in Frankreich dabei seinBild: Imago

Neben den genannten hat sich seit dem Endspielerfolg von Rio auch Außenverteidiger Jonas Hector vom 1. FC Köln festgespielt. Fußballerisch sicherlich limitiert, macht er sich den Mangel an Konkurrenz auf seiner Position zu nutze und ist somit unverzichtbar geworden. Auf der linken Defensivseite fehlt Löw allerdings ein Pendant zu Hector. Deshalb dürfen sich sowohl Emre Can vom FC Liverpool, der viel lieber im Mittelfeld agiert, als auch der Hoffenheimer Sebastian Rudy hier Hoffnungen machen.

Defensives Mittelfeld mit Fragezeichen

Im Mittelfeld herrschte vor kurzem noch ein Überangebot. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Dortmunds Ilkay Gündogan und die unklare Gesundheitsprognose von Kapitän und Dauerpatient Bastian Schweinsteiger (Manchester United) besteht hier plötzlich Handlungsbedarf. Auch wenn an Schweinsteiger kein Weg vorbei führt, wenn die medizinische Abteilung grünes Licht geben sollte. Schließlich war er auch in Brasilien mit Trainingsrückstand ins Turnier gestartet und hatte sich dann, auch wegen seiner großen Erfahrung, zu einem Titelgaranten gemausert.

Trotzdem warten zwei Shooting Stars dieser Saison auf den Anruf des Bundestrainers: Julian Weigl von Borussia Dortmund und Joshua Kimmich von Bayern München. Beide wären Debütanten, beide können defensives Mittelfeld, beide haben sich auch international in der Champions League bewährt, beide hätten eine Nominierung verdient. Leverkusens Christoph Kramer, der vom WM-Finale 2014 nichts mehr weiß, kann sportlich hier nicht mithalten.

Was ist mit Schmelzer?

Nach dem Rücktritt der Abwehrstrategen Per Mertesacker und Philipp Lahm werden wohl auch der Schalker Benedikt Höwedes und Mustafi, inzwischen beim FC Valencia unter Vertrag, in Frankreich dabei sein. Deutlich schlechter stehen die Chancen von Leverkusens Jonathan Tah, der bei seinem ersten und einzigen DFB-Einsatz Ende März gegen England keine sehr glückliche Figur machte. Davon könnte Antonio Rüdiger vom AS Rom profitieren, aber auch der Dortmunder Erik Durm. Warum Löw seit einiger Zeit einen großen Bogen um BVB-Außenverteidiger Marcel Schmelzer macht, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

WM 2014 Kader Deutschland Schmelzer
Tolle Saison beim BVB, aber seit zwei Jahren nicht mehr im DFB-Kader: Marcel Schmelzer ist in Ungnade gefallen.Bild: imago/Schüler

Im offensiven Mittelfeld hat Löw die Qual der Wahl. Neben Müller, Özil und Reus standen da Andre Schürrle und Julian Draxler im WM-Kader für Brasilien. Beide laufen aber, wie ihr aktueller Arbeitgeber VfL Wolfsburg, ihrer Form hinterher. Draxler hat hier vielleicht die Nase vorn. Leverkusens Karim Bellarabi ist in den letzten Monaten von Schalkes Jungstar Leroy Sane überholt worden, muss aber erstmals in seiner Karriere erkennen, dass es nicht immer nur bergauf geht. Dennoch könnte seine Unbekümmertheit sein großes Plus sein. Die Tage eines Lukas Podolski in der Nationalmannschaft sind wohl gezählt. Bei Galatasaray Istanbul schlägt sich die Stimmungskanone zwar nicht schlecht, der Nationalmannschaft kann er in seiner derzeitigen Verfassung aber wohl nicht weiterhelfen.

Im Sturm gibt es nach dem Rücktritt von Miroslav Klose ohnehin nur einen: Mario Gomez ist bei Besiktas Istanbul wieder aufgeblüht, feierte am Wochenende die Meisterschaft und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Torschützenkönig.

Neuer, Trapp, ter Stegen - oder doch ein anderer Torwart?

Bernd Leno Kevin Trapp Fußball Nationalmannschaft FC Bayern München
Trapp, Leno, Neuer. Bernd Leno wird wohl von Marc-Andre ter Stegen ersetzt und als dritter Torwart zur EM fahrenBild: picture-alliance/dpa/A.Gebert

Im Tor die alte Leier. Deutschland hatte noch nie ein Torhüterproblem. Hinter Neuer dürften sich Marc-Andre ter Stegen, der aber beim FC Barcelona nur in den Pokalspielen zum Einsatz kommt, und Kevin Trapp von Frankreichs Meister Paris St. Germain, von den Mitbewerbern abgesetzt haben. Für Trapp spricht, dass Frankreich eben seine neue Heimat ist. Bernd Leno (Leverkusen) und Absteiger Ron-Robert Zieler (Hannover 96) haben, ebenso wie der Mainzer Loris Karius nur Außenseiterchancen, wenn sich einer aus den Top 3 noch verletzten sollte.

Doch wer wird nun der neue Mustafi? Julian Brandt von Bayer Leverkusen könnte es werden, Mahmoud Dahoud von Borussia Mönchengladbach, der Herthaner Mitchell Weiser oder die Schalker Leon Goretzka und Max Meyer. Doch halt! Diese Namen wurden alle schon mal genannt, von Fans, von Journalisten, von Trainern an den Bundestrainer herangetragen. Doch Löw hat wahrscheinlich wieder jemanden im Köcher, mit dem keiner rechnet. Dienstagmittag sind wir schlauer!