1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ellen Johnson-Sirleaf

7. Oktober 2011

Johnson-Sirleaf ist die erste gewählte Präsidentin eines afrikanischen Staates und stellt sich in der kommenden Woche der Wiederwahl. Für ihr Land hat sie viel erreicht.

https://p.dw.com/p/12nvs
Afrikanische Frau vorm Mikro (Foto: AP)
Ellen Johnson Sirleaf, Präsidentin von LiberiaBild: AP
Bundeskanzlerin Merkel und Präsidenten Johnson-Sirleaf (Foto: AP)
Johnson-Sirleaf bei Bundeskanzlerin Merkel in BerlinBild: AP

Die Liberianerin Ellen Johnson-Sirleaf ist Afrikas erste und bisher auch einzige Präsidentin. Sie ist eine Frau, die sich schon sehr lange und sehr souverän auf internationalem Parkett bewegt. Die Karriere der heute 72-jährigen war kometenhaft. Begonnen hat sie mit einem Stipendium für ein Wirtschaftsstudium an der US-Eliteuniversität Harvard. Das ebnete ihr den Weg für Positionen bei der Weltbank und den Vereinten Nationen. Johnson-Sirleaf profilierte sich als strenge Finanzpolitikerin, was ihr später den Namen der 'eisernen Lady' einbrachte. Integer, unbeugsam und willensstark sei sie – genau die richtigen Vorraussetzungen für ein Amt in der Politik.

Ellen Johnson Sirleaf - die Versöhnerin So erreichte sie den vorläufigen Höhepunkt ihrer Laufbahn, als sie 2006 zur ersten Staatchefin Liberias und des afrikanischen Kontinents vereidigt wurde. Und das in einem Land, das 14 Jahre Bürgerkrieg hinter sich hatte, der eine viertel Million Menschen das Leben kostete. Die Menschen waren traumatisiert, unzählige Frauen waren vergewaltigt worden, die Infrastruktur zerstört, es gab weder Wasser noch Strom. Ellen Johnson-Sirleaf verstand es, ein Land zu einen, das nur Zerstörung kannte. Sie war es, die den Menschen wieder eine Vision von Zukunft vermittelte. Dass sie eine Frau war, habe vor allem auch die Frauen motiviert, sich an der Politik zu beteiligen, sagt Betty Arsen, eine Verkäuferin in Monrovia. "Wir wählten Madam Sirleaf in der Hoffnung, sie werde den Frauen helfen."

Johnson-Sirleaf bei einer Diskussionsveranstaltung (Foto: Zuma Press)
Johnson-Sirleaf diskutiert mit Studenten an der University of CaliforniaBild: picture-alliance / s65 / ZUMA Press

Schon in ihrer ersten Amtszeit hat sie viel erreicht. Jonson-Sirleaf trat an mit dem Wahlversprechen: null Toleranz in Sachen Korruption. Sie erreichte einen Schuldenerlass für ihr Land in Höhe von über vier Milliarden US-Dollar. Sie überzeugte Investoren, dass es sich wieder lohne in das kleine, an Bodenschätzen reiche Land zu investieren. Das Exportverbot für Diamanten und Edelhölzer wurde unter Sirleafs Führung aufgehoben.

Nobelpreis mitten im Wahlkampf

Dennoch: ganz unumstritten ist die jetzt geehrte afrikanische Staatsfrau nicht. Ein Bericht der Wahrheits- und Versöhnungskommission in Liberia wirft ihr vor, in den 1980er Jahren den Kriegsverbrecher Charles Taylor unterstützt zu haben. Sirleaf hat sich jedoch stets mit dem Hinweis verteidigt, sie habe sich von Taylor abgewandt, als dessen Verbrechen offenkundig wurden.

Die Preisvergabe des norwegischen Nobelpreis-Komitees kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Sirleaf steckt mitten im Wahlkampf. Am Dienstag (11.10.2011) finden in Liberia Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Die Zuerkennung des Friedensnobelpreises könnte manche Wahlentscheidung beeinflussen.

Autorin: Stefanie Duckstein
Redaktion: Daniel Scheschkewitz