Einsatz im Mittelmeer: Alltag auf dem Bundeswehrschiff
Seit Ende Januar ist die "Frankfurt am Main" als Teil der EU-Operation "Sophia" im Mittelmeer unterwegs. Auch wenn keine Flüchtlinge versorgt werden müssen, gibt es viel zu tun. Daniel Pelz berichtet von Bord.
Auf schwieriger Mission
Leinen los für die "Frankfurt am Main", das größte Schiff der deutschen Marine. Es ist mit einer schwierigen Aufgabe im Mittelmeer unterwegs: Als Teil der europäischen Mission "Sophia" soll es die illegale Migration nach Europa stoppen, Schleppern das Handwerk legen und schiffbrüchige Flüchtlinge aus Seenot retten.
Alle Boote im Blick
Rund um die Uhr sind die Wachen auf der "Frankfurt am Main" im Einsatz. Auf der Brücke beobachten sie das Einsatzgebiet, unter anderem per Radar. Längst nicht jedes Objekt auf dem Schirm ist ein Flüchtlingsboot. Im Mittelmeer sind auch Handels- und Kreuzfahrtschiffe unterwegs. Und immer wieder begegnet die "Frankfurt am Main" anderen Schiffen, die an der Sophia-Mission teilnehmen.
Vorsorge-Untersuchung
Der Seegang ist zu hoch - Flüchtlingsboote gehen bei diesem Wetter nicht aufs Meer. Die Besatzung geht anderen Pflichten nach. Sanitäts-Maat Shanice S. führt einen routinemäßigen Hörtest bei einem Soldaten durch. Jedes Besatzungsmitglied wird regelmäßig untersucht. Bei Bedarf können im Bordkrankenhaus sogar Operationen durchgeführt werden. Auch ein Zahnarzt ist an Bord.
Ärzte, Bäcker, Bordpfarrer
Kommandant Andreas Schmekel (im Bild rechts) ist der Chef der mehr als 200 Mann starken Besatzung. Die Mannschaft ist vielfältig: Neben den klassischen Seeleuten und dem Ärzte-Team sind auch Köche, Bäcker und ein Bordpfarrer mit dabei. Die meisten Besatzungsmitglieder sind mehrere Monate lang an Bord.
Vorbereitung auf die Aufnahme
Niemand weiß, wann ein Flüchtlingsboot in Not gerät. Daher bereitet die Besatzung alles für den Ernstfall vor. Bordtechniker Jan S. prüft die Glühbirnen in einem der Container auf dem Vorderdeck. Hier werden die Flüchtlinge auf Waffen durchsucht, medizinisch untersucht und verpflegt. Wenn mehrere hundert Flüchtlinge gleichzeitig an Bord kommen, kann die Aufnahme länger als einen Tag dauern.
Soldatenalltag
Wenn keine Schiffbrüchigen an Bord sind, trainiert die Mannschaft. Wie alle Soldaten übt auch die Besatzung regelmäßig den Waffeneinsatz - auch wenn er für den Mittelmeer-Einsatz nicht vorgesehen ist. Auch Wetterkunde, Feuerbekämpfung oder das Abdichten von Lecks werden geprobt. Im Notfall soll jeder Handgriff sitzen.
Ordnung muss sein
Neben Wache und Training gehören auch Putz- und Küchendienst für einen Großteil der Mannschaft dazu. Beim täglichen "Reinschiff" um 16 Uhr wird das Schiff eine Stunde lang geputzt und gewienert - vom Kompass bis zum Treppengeländer. Für einen Großteil der Besatzung bleibt bei dem engen Zeitplan nicht viel Raum für Freizeit.
Besuch von den Nachbarn
Auch auf dem Mittelmeer kommen die Nachbarn zum Besuch vorbei. Die deutsche Fregatte "Karlsruhe" und der italienische Flugzeugträger "Cavour" üben gemeinsam mit der "Frankfurt am Main" die Fahrt im Verbund. Volle Konzentration bei Steuermann und Brückenbesatzung, denn das Manöver ist schwer.
Ein schwimmendes Warenlager
Die "Frankfurt am Main" ist ein Einsatzgruppenversorger: Während der Einsätze versorgt sie kleinere Schiffe mit Treibstoff oder Wasser. Auch Verwundete können im Bordkrankenhaus behandelt werden. Ein Teil des Schiffes soll nun Flüchtlingen dienen, die an Bord genommen werden. Sie werden entweder in den nächsten Hafen gebracht oder an ein anderes Schiff übergeben.
Tankstopp im Meer
Die spanische Fregatte "Numancia" lässt sich von der "Frankfurt am Main" auftanken. Ein schwieriges Manöver, denn beide Schiffe fahren mit fast 20 Stundenkilometern nebeneinander her. Während des Tankmanövers müssen beide Schiffe einen genauen Abstand zueinander einhalten. Mehr als eine Stunde kann ein solches Auftankmanöver dauern.
Gedanken an Zuhause
Wer Heimweh hat, findet diese Motivationshilfe auf der Brücke. Handynetz gibt es auf dem Meer nicht, aber alle paar Wochen läuft das Schiff einen Mittelmeer-Hafen an - Gelegenheit, die Vorräte an Bord wieder aufzufüllen und eine Chance für die Mannschaft, sich zu erholen.