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Einmal Weltraum und zurück

Ralf Nolting21. Juni 2004

Raumfahrt ist nicht mehr nur eine Staats-Angelegenheit mit Milliardenbudgets und riesigen Organisationsapparaten: Vom Airport des kalifornischen Wüstenstädtchens Mojave startete der erste private Raumflug.

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Von Kalifornien aus soll das erste Privatflugzeug die Erdatmosphäre verlassenBild: AP/Scaled Composites


Spaceship One heißt das Mittelding zwischen einer Rakete und einem Segelflugzeug, das der in Fliegerkreisen als Legende geltende Konstrukteur Burt Rutan mit seiner Firma „Scaled Composites“ entwickelt hat. Das Unternehmen gilt als Garant für gleichermaßen unkonventionelle wie erfolgreiche Entwicklungen: Es hat auch den "Voyager" konstruiert, mit dem 1986 die Erde zum erstenmal nonstop umrundet wurde. Finanziell unterstützt wird das ehrgeizige Raumfahrt-Projekt von Microsoft-Mitbegründer Paul G. Allen.

SpaceShipOne © Scaled Composites
SpaceShipOne © Scaled CompositesBild: AP

Anreiz für das Vorhaben ist der sogenannte Ansari-X-Preis: Er garantiert demjenigen zehn Millionen Dollar Preisgeld, der es schafft, mit einem privat entwickelten Flugkörper eine Flughöhe von 100 Kilometern zu erreichen und wieder sicher auf dem Startplatz zu landen. Weitere Bedingung: Das Ganze muss zweimal innerhalb von 14 Tagen geschafft werden und es müssen drei Personen an Bord sein.

Mit Überschall ins All

Und so soll das spektakuläre Unternehmen, das zig-tausende flugbegeisterte Amerikaner - vermutlich auch Gouverneur Schwarzenegger höchstpersönlich - in die Mojave-Wüste locken wird, funktionieren: Ein zweistrahliges Trägerflugzeug, "White Knight" genannt, das irgendwie an eine Spinne oder Heuschrecke erinnert und eigens für diesen Zweck entwickelt wurde, nimmt das Spaceship huckepack und trägt es bis auf eine Höhe von 16 Kilometern. Dann wird der Raumgleiter ausgeklinkt und zündet seinen Raketenantrieb, der ihn immer steiler nach oben katapultiert. In der Endphase schießt das Fluggerät mit dreifacher Schallgeschwindigkeit senkrecht dem Weltraum entgegen.

Einmal die Erde von oben sehen

In 100 Kilometer Höhe angekommen, wird der Pilot etwa drei Minuten Zeit haben, das zu erleben, was auch die ersten Astronauten, Juri Gagarin und Alan Shepard, ihrerzeit faszinierte: Schwerelosigkeit und der grandiose Anblick einer Erdkugel, die sich mit ihren bunten Farben wohltuend vom Schwarz des Weltraums abhebt. In dieser Höhe wird der frischgebackene Privat-Astronaut vermutlich von der mexikanischen Grenze bei San Diego bis fast nach San Francisco gucken können. Und direkt unter sich wird er dann ein für die Luftfahrt historisches Gelände haben, die Edwards Air Force Base. Von hier stammte die erste amerikanische Astronauten-Generation, hier durchbrach Chuck Yeager erstmals die Schallmauer und hier absolvierte das amerikanische Space Shuttle seine ersten Testflüge.

Erde aus dem All aufgenommen
Bild: AP

Zurück auf den Flugplatz

Viel Zeit zum Genießen des Ausblicks wird es aber nicht geben: Denn für den Abstieg in die Atmosphäre ist ein relativ kompliziertes Manöver erforderlich. Das Spaceship One klappt den kompletten hinteren Teil des Tragflügels nach oben, um einen langsamen und belastungsarmen Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu gewährleisten. Ist der erfolgt, verwandelt sich der Tragflügel wieder in die Normal-Konfiguration und es beginnt ein etwa halbstündiger Gleitflug über der Wüste zwischen Los Angeles und Las Vegas, bevor das Fahrwerk ausfährt und der Raumgleiter wieder auf dem Mojave Airport landet. Der hat übrigens schon bei der US-Luftfahrtbehörde FAA die Lizenz für einen privaten Weltraum-Bahnhof beantragt und gute Chancen, sie auch zu bekommen. Der Tag ist dann vielleicht nicht mehr fern, an dem sich Kalifornien-Touristen nach der Besichtigung der Universal-Filmstudios auf einen Kurztrip in den Weltraum begeben.