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Einmal und nie wieder

Stephan Hille12. August 2003

Die Brautleute konnten oder wollten nicht warten. Entgegen aller Proteste der russischen Raumfahrtbehörde Rosaviakosmos fand sie nun doch statt: die erste Hochzeit per Videolink. Stephan Hille berichtet.

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Der russischen Kosmonaut Jurij Malentschenko, 41, heiratet an Bord der Internationalen Raumstation ISS seine amerikanischen Braut russischer Herkunft, Ekaterina Dmitrijewa, 26. Die zumindest blieb physisch auf dem Boden im amerikanischen Texas. Was sich leicht überirdisch anhört, ist die Kurzbeschreibung einer sehr irdischen Zeremonie, die ebenso irdische Folgen haben wird.

Irgendwer mit irgendwem geht nicht

Dank texanischem Bundesrecht, das Ferntrauungen bei Abwesenheit eines Partners aus wichtigen Gründen ausdrücklich erlaubt, und der Beharrlichkeit der beiden Brautleute konnte die Hochzeit stattfinden. Doch mit seiner spektakulären Traumhochzeit im Weltraum hat der Militärpilot Malentschenko bei seinen Vorgesetzten für einigen Ärger gesorgt und sich selbst möglicherweise aus seiner zukünftigen Kosmonauten(-um)laufbahn gekickt.

Denn als Geheimnisträger darf Malentschenko nicht ohne weiteres eine Ausländerin heiraten. Nach seiner Rückkehr zur Erde werde er sich einigen "strengen Fragen" seiner Vorgesetzten stellen müssen, vermuten russische Medien. Doch offenbar fand sich auf Seiten der russischen Weltraumbehörde kein juristischer Hebel, um die kosmische Hochzeit zu verbieten.

ISS als Standesamt?

Vielleicht wollten die russischen Militärs auch nicht als Spielverderber erscheinen, nachdem sich die Vorbereitungen zur Hochzeit in Amerika bereits zum Medienspektakel entwickelt hatten. Genau dies scheint die russische Seite geärgert zu haben, schließlich hatte die Braut die exklusiven Fernsehübertragungsrechte an den amerikanischen Sender CBS verkauft. "Von mir aus kann er auch eine Außerirdische heiraten, aber er soll sich nicht wie ein Filmstar aufführen", hatte sich im Vorfeld der russische Luftwaffengeneral Wladimir Michajlow erbost und über den "Missbrauch" der Internationalen Raumstation geklagt.

Was sein muss, muss sein

Eine etwas kleinlicher Vorwurf vor dem Hintergrund, dass die finanzschwache russische Raumfahrtbehörde bereits zwei Weltraumtouristen für je 20 Millionen Dollar zur ISS befördert hatte. Sehr zum Leidwesen der amerikanischen NASA-Kollegen, übrigens. Den russischen Raumfahrern soll nun künftig per Statut das Heiraten im All verboten werden, kündigte Rosaviakosmos vorsorglich an.

Dass sich viele Nachahmer finden, erscheint ohnehin fraglich: Zu einer zünftigen russischen Hochzeit gehört es sich für das Brautpaar, Blumen am "ewigen Feuer" für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges niederzulegen und anschließend die Trauung ordentlich zu begießen. Und dies dürfte bei einer Parallelveranstaltung im Orbit und auf Erden schwierig werden.