1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Einladung ins Weiße Haus

26. März 2009

Eine Akkreditierung für die Pressekonferenz des US-Präsidenten - das kommt für deutsche Korrespondenten in Washington nicht alle Tage vor. Die Spannung von Christina Bergmann war groß.

https://p.dw.com/p/HKQz
Bild: DW

Die erste Lektion: keinen Schritt alleine gehen. Ein Ausweis in grellem Pink wies alle Sicherheitsleute darauf hin, dass wir für jeden Meter außerhalb des Pressegebäudes eine Begleitung brauchen - das beginnt schon auf dem kurzen Weg vom Eingangtor zum Presseraum, in dem wir warten mussten. Und wehe, wir schauten nur einmal kurz aus der Tür, um die Gegend zu erkunden: sofort herrschte uns einer der Officers in schwarzer Kampfkluft an, was wir denn hier wollten, wo unser offizieller Begleiter sei und dass er mit dem jetzt ein Wörtchen reden wolle. Demütig zogen wir uns wieder in den Presseraum zurück und warteten darauf, die paar Meter zum Haupteingang des Weißen Hauses gebracht zu werden.

Lektion zwei

Nicht alle Secret Service Leute sind so ungnädig. Nachdem ich mein Aufnahmegerät im "East Room", dem Ort der Pressekonferenz, angeschlossen hatte, war noch Zeit - und da die Devise im East Room "keine Getränke, keine Toiletten" hieß, wollte ich noch einmal zurück zum Presseraum. Ein Escort war gerade nicht aufzutreiben. Der Mann vom Sicherheitsdienst nahm seinen Knopf aus dem Ohr ("Ich kann Sie sonst gar nicht verstehen") und erklärte einem Kollegen, der vor der Tür Wache stand, es sei schon O.K., wenn ich das kurze Stück alleine ginge. Ich fühlte mich auf dem Weg ziemlich beobachtet…

Lektion drei

Im Weißen Haus ist alles sehr imposant - außer den Presseräumen. Die Journalisten, die dort ständig arbeiten dürfen, sitzen mehr oder weniger wie die Hühner im Käfig, dicht an dicht. Die täglichen Pressekonferenzen von Pressesprecher Robert Gibbs finden in einem Raum statt, der an eines der kleinen Kastenkinos erinnert, wie es sie früher am Berliner Ku'damm gab. Auch die rund 50 Sitze sind wie Kino-Klappstühle angeordnet. Immerhin gibt es Fenster, dafür ist die die Decke sehr niedrig. Im Fernsehen sieht alles viel größer aus.

Im Weißen Haus selbst ist die Deckenhöhe wiederum imposant. Der Fußboden ist echter Marmor. Für die Kameraleute heißt das: Trollies sind verboten, die Räder könnten Schaden anrichten, also: alles Gerät schleppen. Im Eingangssaal hängt übrigens auf der rechten Seite ein riesiges Gemälde von Bill Clinton - direkt über einem roten Plüschsofa. Wie passend.

Lektion vier

Journalisten sind auch nur Menschen. Viele sind, genau wie wir, offensichtlich zum ersten Mal in das Zentrum der Macht geladen. Also werden erst einmal Souvenir-Fotos gemacht - wir fotografieren uns gegenseitig. Die Dame rechts von mir ruft ihre Tochter an, erwischt leider nur den Anrufbeantworter: "Liebes, wenn Du diese Nachricht erhältst, schalt doch die Pressekonferenz des Präsidenten ein und halt nach Mammi Ausschau."

Lektion fünf

Nicht alle Journalisten sind gleich. Erste Klasse: Sitzen in der Mitte des Raumes, im Blickfeld des Präsidenten. Einige von ihnen sind besonders privilegiert und dürfen dann sogar die Fragen stellen - der Präsident wählt allerdings nicht spontan aus, sondern liest die Namen von einer Liste. Zweite Klasse: Sitzen an den Seiten und bekommen meist nur Obamas Profil zu sehen. Fragen stellen dürfen sie nicht. Erstaunlich viele deutsche Journalisten sind darunter. Wir fragen uns, warum wir wohl geladen sind - geht es in der Pressekonferenz doch vor allem um die US-Wirtschaft. Europa und der G20 Gipfel kommen nur sehr am Rande vor. Also einfach eine Goodwill-Aktion? Sollen wir gutes Wetter machen in der Heimat im Vorfeld von Obamas Europabesuch? Der Präsident selbst wirkt übrigens recht müde, aber die Augenringe kann man ja nur ahnen, nicht sehen. Er gibt sich ernst, aber viel Neues hat er nicht zu verkünden.

Fazit

Inhaltlich ist nicht viel rumgekommen, aber einen Bericht machen wir dann doch. Das erwarten die Redaktionen zu Hause von ihren Korrespondenten. Denn die sind ja schließlich nicht jeden Tag ins Weiße Haus eingeladen.

Autorin: Christina Bergmann

Redaktion: Dеnnis Stutе