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"Einen Stein ins Rollen bringen"

28. Dezember 2001

In Deutschland gibt es zahlreiche Nichtregierungsorganisationen. Eine davon hat sich speziell der Weltbevölkerungsproblematik angenommen: die "Deutsche Stiftung Weltbevölkerung" (DSW).

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Mehr als sechs Milliarden Menschen leben auf unserem PlanetenBild: AP

Vor zehn Jahren in der niedersächsischen Hauptstadt Hannover von zwei Unternehmern gegründet, informiert die DSW zunächst über Ursachen, Auswirkungen und aktuelle Trends des Weltbevölkerungswachstums. Damit leistet sie Bewusstseinarbeit bei den Entscheidungsträgern der Politik in Deutschland. Zugleich unterstützt die Stiftung Bemühungen um eine menschenwürdige Verlangsamung dieses Wachstums.

Im Gegensatz zu nationalen oder internationalen Organisationen kann eine kleine private Stiftung eher Innovationen wagen. "So sind zum Beispiel staatliche Organisationen immer etwas gehemmt, wenn es um Sexualaufklärung für Jugendliche in Entwicklungsländern geht. Privatorganisationen können Pilotprojekte durchführen und finanzieren, die andere nicht wagen, weil das riskant ist. Und wenn das dann funktioniert, dann hat das Einfluss auf andere, größere Träger von Entwicklungszusammenarbeit, und es hilft jungen Leuten unmittelbar", erklärt der Geschäftsführer Hans Fleisch.

Internationale Anerkennung

Das bedeutet nicht, dass die DSW mit den großen Organisationen nicht zusammenarbeiten würde. Im Gegenteil. Es gibt rege Kontakte zum UN-Bevölkerungsfond, UNFPA. Die Stiftung ist zum Beispiel zuständig für die Übersetzung, Herausgabe und Verbreitung des UN-Weltbevölkerungsberichts in Deutschland. Sie organisiert auch Workshops im Auftrag der UNO und ist spätestens dadurch international anerkannt.

Der überwiegende Anteil der Arbeit wird von anderen größeren privaten Stiftungen finanziert. Private Spenden spielen auch eine große Rolle. Mittlerweile bekommt die "Deutsche Stiftung Weltbevölkerung" auch in geringerem Umfang öffentliche Fördermittel von der Europäischen Union.

Qualität vor Quantität

Eine der Devisen der Stiftung lautet: Qualität vor Quantität. Bei den rund 40 Projekten in insgesamt zehn Entwicklungsländern in Asien, Afrika und Lateinamerika eröffnet sich dadurch die Möglichkeit intensiver Projektarbeit mit wissenschaftlicher Begleitung auf kleinem Gebiet. Die Projektmodelle der Stiftung haben dann oft Vorbildcharakter für größere Organisationen.

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in Projekten mit Jugend-Selbsthilfe-Initiativen. Daneben gibt es eine Reihe von Frauenprojekten auf dem Lande. Zusätzlich unterstützt die "Deutsche Stiftung Weltbevölkerung" Projekte, die Umweltschutz in Regenwaldregionen mit Dorfentwicklungsmaßnahmen verbinden. "Wir haben das zusammen mit Umweltschutz-Organisationen in Nepal zunächst getestet, und weil es dort erfolgreich war, wird das jetzt in anderen Ländern und in anderen Teilen Nepals nachgemacht," berichtet Hans Fleisch.

Im Rahmen dieses Projektes ist es gelungen, im Regenwald, am Fuße des Himalaya, die Lebenssituation für 20.000 Menschen vorbildlich zu verbessern. Und das mit einem relativ geringen Kostenaufwand - 5 Mark pro Kopf pro Jahr. Dort gibt es jetzt bessere Einkommensmöglichkeiten und auch bessere Ernährung. Die gesamte Gesundheitssituation hat sich verändert. Es wird nun weniger Regenwald abgeholzt, und die Bildungssituation hat sich ebenfalls verbessert. Außerdem ist das Familienplanungselement dort überraschend erfolgreich.

Einen anderen großen Erfolg konnte die Stiftung in Äthiopien verbuchen. Es wurde eine landesweite flächendeckende Initiative für Sexualaufklärung und Kondom-Verteilung mit lokalen Organisationen gestartet, die mittlerweile sehr viele Jugendliche erreicht. Einen ausgesprochen innovativen Charakter hatte auch ein Projekt in Nicaragua, wo die Stiftung erstmalig Lehrerfortbildung für Sexualaufklärung an öffentlichen Schulen ermöglicht hat. Hans Fleisch ist stolz: "Mittlerweile gibt es ganz viele öffentliche Schulen, die Sexualaufklärung für junge Menschen anbieten. Und wenn man bedenkt, dass in Nicaragua jedes zweite Mädchen bis zum 16. Lebensjahr einmal schwanger ist, und es kaum Informationsmöglichkeiten über Sexualaufklärung gibt, dann freue ich mich sehr, dass wir dort einen Stein ins Rollen bringen konnten."