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Eine Woche vor den Wahlen

Judith Hartl9. September 2005

Zack! Wieder landet ein Stapel gelber Blätter auf meinem Schreibtisch. Unzählige aneinander geheftete Seiten. Vom Presseservice der SPD. Für uns Journalisten. Damit wir wissen, welcher Politiker gerade wo unterwegs ist.

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Judith Hartl

Klaus-Uwe Benneter zum Beispiel, Tennis- und Juso-Freund unseres Kanzlers und mutmaßlicher Generalsekretär der Sozis. Zehn Städte in zwei Tagen. Oder SPD-Chef Franz Müntefering. Kreislaufschwäche, Zusammenbruch mitten in seiner Wahlkampfrede im saarländischen Homburg, Magen-Darm-Infekt – alles egal. Es gibt wichtigeres im Leben als Gesundheit. Franz musste dann doch zwei Tage ausruhen, lag zähneknirschend im Bett, sein Top-Schnitt von 10 Städten pro Tag war jedenfalls futsch.

Rasender Wahlkämpfer

Bis dahin machte ihm nur der Kanzler was vor. Zugegeben mit unfairen Mitteln – aber dafür ist er ja Kanzler. Und darf mit Hubschrauber und Blaulicht-Limousine durch die Republik jagen. Passau, zwei Stunden später Hamburg, dann ab nach Chemnitz, Rostock, Stuttgart und Hannover. Zwischendurch noch Kurzstopps in Worbis, Ehrenfriedersdorf, Sondershausen und Bickenbach.

Ehrgeizige Ziele

Und dieses einzigartige durch Deutschland-Gehechele scheint sich zu lohnen. Die SPD holt auf. Schwarz-Gelb hat – knapp eine Woche vor den Wahlen – keine Mehrheit mehr. Eine große Koalition? Das wär‘ doch schon was für die Genossen, nicht ganz die Macht verlieren sondern nur ein bisschen..... "Nein", blökt da der Kanzler diese Woche bei einem Kurztrip nach Berlin, Wahlziel sei es und das müssten die Journalisten ja inzwischen auch "mitgekricht" haben, die SPD wolle stärkste Partei im Deutschen Bundestag werden, mehr sei dazu nicht zu sagen.... Tja...momentan liegt sie bei 34 Prozent. Schon ganz beachtlich nach den Jammertal-Fahrten der letzten Monate. Doch die Union liegt noch bei über 40 Prozent.... eine Woche vor den Wahlen. Aber wer nicht an Wunder glaubt, der hat’s eh‘ nicht verdient am Kanzleramt zu rütteln und dann tatsächlich auch noch reingelassen zu werden.