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Hoffnung auf Weltfrieden?

Das Interview führte Anna Kuhn-Osius6. November 2008

Hans Blix, einst UN-Waffeninspektor, Außenminister Schwedens und Direktor der Atom-Energiebehörde, sieht Obama als große Chance für die Weltpolitik. Im Interview mit DW-WORLD.DE hofft er auf weltweite nukleare Abrüstung.

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Blix. Quelle: dpa
Hans Blix, ehemaliger UN-Waffeninspektor, Ex-Außenminister Schwedens und früherer Direktor der Atom-Energiebehörde: Er hofft auf den Staatsmann ObamaBild: picture-alliance/ dpa

DW-WORLD.DE: Was bedeutet die Wahl von Barack Obama für die Weltpolitik?

Hans Blix: Ich denke, die Wahl bedeutet politisch eine unglaubliche Entspannung für die Welt. Wir mussten so eine lange teilweise fast extremistische und rein militärische Politik der Bushregierung ertragen. Bush hat die Angewohnheit, den Menschen Befehle zu geben, statt mit ihnen zu reden. Obama hat bereits signalisiert: Er will sich hinsetzen und mit den Staats- und Regierungschef dieser Welt reden, wirklich verhandeln. Viele haben Obama vorgeworfen, das sei naiv. Aber ich sehe das als große Chance, gerade für so Länder wie den Iran. Ob es etwas bringt, weiß man natürlich nicht.

Was denken Sie?

Wir müssen es in jedem Fall versuchen. Es ist höchste Zeit, wir haben schon so viele Jahre verloren. Mit seinem Gegner zu reden, heißt ja nicht, klein beizugeben. Es bedeutet einfach, die Position des Gegners besser verstehen zu können. Und bald sind Wahlen im Iran, da könnte sich einiges ändern.

Und was ist mit dem Irak? Obama kritisierte den Krieg im Irak als den schlimmsten Fehler, den Bush machen konnte …

Da hat Obama völlig recht. Dieser Krieg war in keiner Weise gerechtfertigt. Bush hatte drei Argumente für diesen Krieg. Erstens: Al Kaida sei im Irak. Al Kaida war aber nicht da. Zweitens: Der Irak habe Massenvernichtungswaffen. Es gab aber keine. Drittens wollte Bush den Irak demokratisieren. Und auch das ist gescheitert. Jetzt hat Bush am Ende seiner Amtszeit aufgegeben und sogar Obamas Forderung zugestimmt: Die amerikanischen Truppen werden abgezogen. McCain hatte ja noch angekündigt, er würde die Truppen auch 100 Jahre im Irak lassen.

Obama will die Truppen "verantwortungsvoll abziehen", wie er es nennt. Wird der Irak nicht im Chaos versinken, wenn der letzte Soldat das Land verlassen hat?

Die Mehrheit der irakischen Bevölkerung will, dass die USA abziehen. Auch wenn das Land dann wieder sich selbst überlassen ist. Wichtig ist deshalb eine stärkere Kooperation mit den anderen Staaten der Golfregion. Sie können helfen, den Irak zu stabilisieren. Das ist die größte Hoffnung, die ich für diese Region habe.

Wie bewerten Sie das Verhalten Russlands nach der Wahl Barack Obamas?

Russland fühlt sich von den USA gedemütigt. Deswegen gratulierte Medwedew Obama nicht zur Wahl und richtete Raketen auf Europa aus. Russland will verzweifelt ernst genommen werden. Leider sind wir durch die Bush-Ära in der Beziehung mit Russland zurück gefallen, als hätte der Kalte Krieg nie geendet. Das Verhältnis zwischen Russland und den USA war nie einfach, hat sich aber unter Bush dramatisch verschlechtert. Das Raketenabwehrsystem hat die Beziehung beschädigt, die NATO-Beitrittverhandlungen mit Georgien und der Ukraine haben das Verhältnis fast zerstört. Das war einfach zu viel für die Russen. Ich setze jetzt auf verstärkte Gespräche von Obama mit Russland. Ich hoffe, er versucht, die Situation der Russen zu verstehen. Sie fühlen sich einfach von den USA nicht ernst genommen. Nach der Georgien-Krise haben fast alle Nationen starke Kritik an Russland geübt, dabei waren es die Georgier, die angegriffen haben. Die Russen haben einigen Grund, beleidigt zu sein.

Hat Obama eine Chance, geschickter und vor allem friedvoller weltweit zu vermitteln?

Am meisten Mut macht mir bei Obama die von ihm geforderte nukleare Abrüstung. Der Kalte Krieg ist vorbei und wir brauchen – für keinen Grund der Welt – nukleare Waffen. Natürlich ist es utopisch zu glauben, dass alle Atombomben sofort abgeschafft werden. Aber man sollte erste Schritte in diese Richtung gehen. Obama unterstützt das sehr stark. Er will die Produktion von Raketen reduzieren. Da habe ich große Hoffnung. Und die USA könnten dadurch viel Geld sparen: 1,3 Billionen gibt die Welt pro Jahr für militärische Zwecke aus. Die Hälfte davon, fast 700 Milliarden Euro, bezahlt Amerika. Obama und seine neue Regierung könnten ein ordentliches Stück von diesem Geld sicher besser für andere Projekte gebrauchen.