Eine Million für 39 Jahre Gefängnis
20. März 2015Wegen der Lüge eines Zwölfjährigen war Ricky Jackson 1975 im Alter von 18 Jahren zunächst zum Tode zuerst verurteilt worden. Später wurde das Strafmaß in lebenslange Haft umgewandelt. Erst im vergangenen November kam der heute 59-Jährige frei - nach 14.178 Tagen hinter Gittern. Für das erlittene Unrecht sprach ihm das Berufungsgericht im US-Bundesstaat Ohio nun eine Entschädigung von mehr als einer US-Million zu - umgerechnet 930.000 Euro.
"Das habe ich nicht gewusst", sagte Jackson, als er durch einen Reporter der Zeitung "Cleveland Plain" von der Entscheidung erfuhr. "Wow, wow, wow, das ist fantastisch." Für die Entschädigungssume muss Jackson keine Steuern zahlen, ein Berater soll ihn dabei unterstützen, das Geld zu investieren. Die Organisation "Ohio Innocent Project" hatte sich für Jackson eingesetzt und die Höhe der Entschädigung mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt.
Noch mehr Geld für Jackson
Die Summe ergibt sich aus einem Beschluss des Parlament von Ohio 2010, der für jeden Tag im Gefängnis 71,25 US-Dollar vorsieht. Dies macht bei 14.178 Tagen 1.010.182 Millionen US-Dollar. Und Jackson darf auf mehr Geld hoffen: Er soll auch für seine Anwaltskosten und für das entgangene Einkommen während seiner Haftzeit entschädigt werden.
Jackson war 1975 verurteilt worden, weil er nach Ansicht des Gerichts mit zwei Komplizen in einem Lebensmittelgeschäft einen Weißen erschossen und eine Frau schwer verletzt hatte. Der Schuldspruch stützte sich auf die Aussage eines Zwölfjährigen, der von den ermittelnden Polizisten unter Druck gesetzt worden war. Später widerrief der vermeintliche Zeuge seine Aussage vor Gericht. Er habe das Verbrechen gar nicht gesehen. Tatsächlich saß der Jugendliche zur Tatzeit in einem Schulbus mehrere Blocks vom Tatort entfernt.
Vermeintliche Komplizen ebenfalls frei
Gemeinsam mit Jackson waren seine vermeintlichen Komplizen Wiley Bridgeman und dessen Bruder Kwame Ajamu verurteilt worden. Der mittlerweile 60-jährige Bridgeman wurde ebenfalls im verangenen Jahr aus dem Gefängnis in Cleveland entlassen. Er war zwischenzeitlich im Jahr 2002 schon einmal auf freiem Fuß, wurde jedoch wieder verhaftet, weil er gegen Bewährunsgauflagen verstoßen hatte. Der dritte Verurteilte kam bereits 2003 wegen eines Verfahrensfehlers frei.
ww/sp (KNA, AP, Reuters)