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Eine kurvenreiche Geschichte

Rayna Breuer2. Juli 2013

Es geht auf und ab, und das seit 25 Jahren. Der Dax ist das Spiegelbild für die Entwicklung der größten deutschen Unternehmen - und eins der wichtigsten Börsenbarometer weltweit. Doch wie begann die Erfolgsstory?

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Die Anzeigetafel für den DAX spiegelt sich am 06.05.2013 in der Börse in Frankfurt am Main (Hessen) in Plexiglas mit der Aufschrift "DAX". (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Selbst der Erfinder glaubte nicht so wirklich daran. Die Geschichte des deutschen Leitindex begann also ziemlich bescheiden, ohne große Erwartungen. "Niemand dachte, dass daraus Mal eine so große Sache werden wird, denn beim Start war der Dax nichts weiter als die zwölfte Maßzahl. Er musste sich erst einmal gegen die anderen Indizes in Deutschland durchsetzen", erinnert sich Frank Mella, damals Finanzredakteur bei der Börsen-Zeitung.

Zum 25. Geburtstag des DAX steht der DAX-Entwickler Frank Mella am 01.07.2013 auf dem Parkett der Deutschen Börse in Frankfurt am Main (Hessen). Foto: Boris Roessler/dpa
Dax-Erfinder Frank MellaBild: picture-alliance/dpa

Es fing alles 1987 an, als ihn der Verleger bittet, einen Index zu kreieren. Kurze Zeit später präsentiert Mella einen 30-seitigen Text, der die Börsenwelt in Deutschland verändern sollte. "Ich dachte mit der Abgabe des Exposés wäre die Sache beendet, doch dem Verleger gefielen meine Ideen sehr gut", erzählt Mella über die Geburtsstunde des Dax, des Deutschen Aktienindex.

Die ersten Schritte

Ein Durcheinander, ein Wirrwarr nennt Mella den Zustand, der vor dem Dax-Start vorherrschte. "Böse Zungen in London haben damals gesagt, die Deutschen hätten zwar zu wenig Aktien an ihren Börsen, dafür aber umso mehr Aktien-Indizes", sagt Mella. Insgesamt elf Indizes gab es als Richtwert, darunter der Index der Börsen-Zeitung, der FAZ-Index der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der Commerzbank-Index. Alle wurden unabhängig voneinander berechnet - aus heutiger Sicht mit sehr altmodischen Methoden. "Der Index der Börsen-Zeitung wurde auf einem programmierbaren Tischrechner ermittelt. Jede halbe Stunde las ein Mitarbeiter die 30 Kurse von der Anzeigetafel der Frankfurter Börse ab und hackte sie in den Tischrechner ein. Und so wurde dann vier Mal am Tag der Index errechnet", sagt Mella.

Heute ermitteln Großrechner den Dax sekundengenau. Seitdem die Computer die meiste Arbeit übernommen haben, ist die Börse in Frankfurt wie leergefegt. Börsianer sind in der Unterzahl, Besucher und Journalisten haben heute das Parkett erobert. "Die Präsenzbörse ist heutzutage eher eine Kulisse für die Medien, die hier vertreten sind. Heutzutage können sie über jede Computeranbindung ja sogar auf der grünen Wiese ihre Börsengeschäfte erledigen", sagt Fidel Helmer. Er ist 66 Jahre alt. Einfach in Rente zu gehen, davon will er nichts wissen. Seit 1970 ist er an der Börse, es ist sein zweites Zuhause. "Meine Frau würde es nicht begrüßen, wenn ich 24 Stunden zu Hause wäre. Ich fühle mich dazu auch noch viel zu jung und mir macht es nach wie vor Spaß", sagt Helmer, früher Chefaktienhändler und heute Berater beim Hauck und Aufhäuser Privatbankiers.

Fidel Helmer, Berater für Hauck & Aufhäuser Privatkiers (Foto: Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA)
Fidel Helmer: "Einmal Börsianer, immer Börsianer"Bild: Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA

Die Besonderheiten des Dax

1163 - damit fing die Dax-Geschichte an. Am 1. Juli 1988 wurde der deutsche Leitindex zum ersten Mal berechnet und auf diesen Punktestand gesetzt. Wenn man sich die Dax-Anzeigetafel heute anschaut, dann wird einem schnell klar: Der Index kannte in den letzten 25 Jahren in den meisten Fällen nur eine Richtung - nach oben. Es war die visionäre Sicht des Erfinders, die dem Dax diese steile Karriere bescherte.

Die Idee war auf den ersten Blick verrückt, aber Frank Mella wollte sie ausprobieren. Auf einer Reise zu den amerikanischen Terminbörsen kam ihm der Gedanke, auf Aktienindizes sogenannte Futures, also Termingeschäft, anzuwenden. "Das war völlig neu in Frankfurt, das kannte da niemand", sagt Mella. Der Dax wurde also schon zu Beginn so ausgelegt, dass man Optionen oder Futures kaufen kann, bei denen man auf die Entwicklung des Dax-Wertes spekulieren kann. Der Dax war also schon immer mehr als nur ein Performance-Index.

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Was ein Unternehmen mitbringen muss

30 deutsche Unternehmen sind im Dax gelistet - sie gelten als Querschnitt der deutschen Wirtschaft. Regelmäßig werden sie überprüft. So kann es auch passieren, dass das eine oder andere Unternehmen aus dem Dax absteigt, andere dafür aufsteigen. Die Liste der Kriterien für die Aufnahme einer Aktie in den Dax ist lang: Ein Unternehmen muss im sogenannten Prime Standard gelistet sein, wo sehr strenge Transparenzregeln festgelegt sind. Außerdem muss das Unternehmen in der Regel seinen Sitz in Deutschland haben und die Aktien müssen im elektronischen System Xetra gehandelt werden. Schließlich sind Marktkapitalisierung und Börsenumsatz auch wichtige Parameter für die Aufnahme.

Doch können 30 Unternehmen wirklich ein Spiegelbild für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft darstellen? "Ich erinnere mich daran, dass einmal ein Bundesbankpräsident gesagt hat, der Dax sei nicht repräsentativ für die deutsche Wirtschaft. Da soll er wohl recht haben", sagt Mella. In die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts würden Parameter einbezogen, die es beim Dax nicht gebe, wie zum Beispiel der Handel, das Handwerk, die Landwirtschaft, die Personengesellschaften. "Insofern ist der Dax für die deutsche Wirtschaft nicht unbedingt repräsentativ. Er ist wohl repräsentativ für die deutsche Börse, denn er erfasst etwa 60 Prozent der Kapitalisierung und fast 80 Prozent der Börsenumsätze", sagt Mella.

Aus dem täglichen Geschehen an der Börse hat sich Mella vor zehn Jahren zurückgezogen. Den Dax hat er immer noch im Blick - auf dem Bildschirm zu Hause.