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Mobiles Krankenhaus für Idomeni

Heiner Kiesel18. März 2016

Die Gesundheitsversorgung der vielen tausend Flüchtlinge in Nordgriechenland soll verbessert werden. In der Nähe von Idomeni soll eine Poliklinik unter Zeltdächern aufgebaut werden.

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Flüchtlinge bei Idomeni (Bild: Reuters/A. Konstantinidis)
Brauchen dringend Hilfe: Flüchtlinge bei IdomeniBild: Reuters/A. Konstantinidis

Bernhard Römhild schiebt die luftgefüllten Plastikbeutel beiseite, die den Inhalt in der Sperrholzkiste vor dem Verrutschen schützen. "Das hier sind einfache Blut- und Urintester, einfache Laborgerätschaften", sagt der schlanke Mediziner in der abgewetzten Rot-Kreuz-Signalweste.

Römhild begleitet den Konvoi, der gerade in einer Lagerhalle auf dem Gelände des Berliner Flughafens Schönefeld vorbereitet wird und dann nach Nordgriechenland aufbrechen wird. "Diese mobile Gesundheitsstation, die wir in den Lagern in der Nähe von Idomeni aufbauen, ist eine Art Poliklinik in Zelten", erklärt er.

In Griechenland verschärft sich Lage der Flüchtlinge nach der Schließung der Grenzen auf dem Balkan immer mehr. Inzwischen sollen fast 50.000 Flüchtlinge in dem EU-Land festsitzen,12.000 davon konzentrieren sich in mehr oder weniger gut organisierten Lagern an der nordgriechischen Grenze.

Mediziner Bernhard Römhild (Bild:DW/H. Kiesel)
Mediziner Bernhard Römhild wird in Nordgriechenland Flüchtlinge versorgenBild: DW/H. Kiesel

Die örtlichen griechischen Gesundheitseinrichtungen sind mit dem Andrang überlastet. "Wir werden bei uns in der Regel keine schweren Fälle versorgen, die kommen in die Krankenhäuser, aber dahin muss ja nicht gleich jeder Flüchtling mit einer Erkältung oder Durchfall", meint Römhild.

Die mobile Krankenstation des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) solle auch dazu beitragen, die Familien zusammen zu halten. Bis jetzt bleibt vielen nur die Möglichkeiten, im Krankenhaus medizinisch versorgt zu werden. Doch die griechischen Krankenhäuser seien fern der Lager, so Römhild, es könne immer nur einer den Kranken besuchen.

Flexible Lösung für die Flüchtlingsversorgung

In der Nähe des Grenzorts Idomeni wird die Gesundheitsstation auf zwei Standorte aufgeteilt – auf die Lager in Nea Kavala und Cherso. Das Deutsche Rote Kreuz arbeitet dabei mit seiner finnischen Rotkreuz-Partnerorganisation zusammen. Von Finnland sind deswegen ebenfalls bereits Transportfahrzeuge in Richtung Griechenland unterwegs. Vor Ort sollen griechische Rotkreuz-Mitarbeiter, aber auch Bewohner der Flüchtlingslager beim Aufbau helfen.

Bereits am kommenden Dienstag sollen die ersten Patienten in der Gesundheitsstation behandelt werden. Sie sei für die Versorgung von 10.000 Flüchtlingen ausgelegt, könne aber je nach Bedarf schnell erweitert werden, heißt es beim DRK. Geplant ist außerdem, in den nächsten Tagen noch einen mobilen Behandlungsraum in die Region um Idomeni zu schicken.

Container auf Lkw
30 Tonnen wiegt die mobile GesundheitsstationBild: DW/H. Kiesel

Das Rote Kreuz geht zunächst davon aus, dass ihre Station für vier Monate eingesetzt wird. Aber wenn sich die Lage verändert, könne räumlich und zeitlich schnell umdisponiert werden, betont ein DRK-Vertreter. Die Nothilfeeinheit (ERU = Emergency Response Unit im Jargon der internationalen Hilfsorganisationen), die nun aus Deutschland nach Griechenland gebracht wird, könnte für die Versorgung von bis zu 30.000 Menschen ausgebaut werden.

Wichtiges politisches Signal aus Berlin

Auch Bundestagsabgeordnete Bärbel Kofler (SPD) ist in die Lagerhalle am Flughafen gekommen. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung will angesichts der verstörenden Bilder aus Idomeni zeigen, dass Deutschland etwas tut. Die Bundesregierung habe - flankierend zu den Finanzhilfen der EU – mehrere Millionen Euro für die humanitäre Hilfe bereitgestellt, erklärt Kofler.

Deutschland Berlin Bärbel Kofler, Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung
Menschenrechtsbeauftragte Bärbel Kofler hofft, dass die Mittel für die Hilfe noch weiter erhöht werdenBild: DW/H. Kiesel

Das Auswärtige Amt will die Arbeit des Roten Kreuzes und die Hilfswerke der Vereinten Nationen in diesem Jahr mit 16 Millionen Euro unterstützen. Dabei geht es um Hilfe für Flüchtlinge und für Athen. Kobler: "Es ist wichtig, dass Deutschland dies als Zeichen der Unterstützung für die Griechen in dieser schwierigen Situation macht."

Als die Menschenrechtsbeauftrage fertig ist, werden noch ein paar Container in die Lkw geladen und sicher vertäut. Eine DRK-Helferin meint, sie wäre gerne früher gefahren und hätte sich die Verzögerung mit der Politikerin lieber gespart. Der Reiseplan sei ambitioniert.

"Die Laster dürfen nur 80 km/h fahren, wie sollen wir das bis morgen schaffen?" Es geht auf den Mittag zu und es liegen rund 2.000 Kilometer und sechs Grenzübergänge vor ihr. Dann zuckt sie mit den Schultern und geht zu ihrem Fahrzeug. Sie weiß, die Zeit werden sie irgendwie wieder wett machen.