1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine Epoche in der polnischen Kirche geht zu Ende

9. Februar 2004

- Polnisches Episkopat wählt einen neuen Vorsitzenden

https://p.dw.com/p/4ean

Warschau, 6.2.2004, GAZETA WYBORCZA, poln.

Eine Epoche in der polnischen Kirche geht zu Ende. Am 17. März wird der Primas Polens, Jozef Glemp, sein Amt als Leiter der polnischen Bischofskonferenz niederlegen. Der Klerus hält den Atem an und wartet auf seinen Nachfolger.

Für dieses Jahr wird innerhalb der katholischen Kirche in Polen eine Quasi- Revolution erwartet. Papst Johannes Paul II. wird neue Bischöfe für mindestens sieben Diözesen ernennen, darunter drei Kardinäle in Wroclaw (Breslau), Warschau und Krakau. Außerdem wird zumindest eine neue Diözese mit Sitz in Bydgoszcz (Bromberg) gegründet.

Das wichtigste Ereignis stellt jedoch die Wahl des Präsidiums der Bischofskonferenz dar. Zu der Versammlung im März kommen 102 Bischöfe, die das Wahlrecht haben, und 41 potentielle Kandidaten für den Posten des Vorsitzenden und des Vizevorsitzenden des polnischen Episkopats. Von ihrer Entscheidung wird es im großen Maße abhängen, wie das neue Gesicht der Kirche in Polen nach fast 25 Jahren unter der Führung von Kardinal Glemp aussehen wird.

Nach dem Statut der polnischen Bischofskonferenz, das 1997 vom Vatikan bestätigt wurde, kann ein Diözesanbischof die Funktion des Leiters der polnischen Bischofskonferenz nicht länger als zwei fünfjährige Amtsperioden ausüben. Aus diesem Grunde darf Kardinal Glemp nicht mehr kandidieren. Noch mehr: Der Primas Polens und gleichzeitig der Erzbischof von Warschau wird im Dezember 75 Jahre alt und sollte - laut kanonischem Recht - in den Ruhestand gehen. (...)

Wer wird der neue Vorsitzende des polnischen Episkopats? Seit 1989 ist die Kirche in Polen nicht mehr einheitlich. Unter den Würdenträgern gibt es verschiedene Fraktionen, verschiedene politische Ansichten und Denksysteme.

Bei den inoffiziellen Gesprächen "hinter der Bühne" wird gemunkelt, dass der beste Kandidat unter den "liberalen" Bischöfen (die proeuropäisch eingestellt und offen für einen Dialog mit Andersdenkenden auch außerhalb der Kirche sind) der herausragende Intellektuelle innerhalb der Bischofskonferenz, d. h. Erzbischof Jozef Zycinski, der Bischof von Lublin, wäre.

Die "Konservativen" hingegen (die gegen die Integration in die EU sind und rechts-nationale Ansichten vertreten) sprechen sich für den jetzigen Vizevorsitzenden des Episkopates aus, d. h. für Erzbischof Jozef Michalik, den Bischof von Przemysl.

Die beiden Kandidaten genießen zwar hohes Ansehen, aber sie sorgen auch für Kontroversen. Aus diesem Grunde ist es auch möglich, dass die Bischöfe nach einem "Kompromisskandidaten" suchen. (...)

Unter den Bischöfen, die die "Liberalen und Konservativen" einigen können, wird der Name des Erzbischofs von Posen, Stanislaw Gadecki erwähnt.(...) Oft wird aber auch der Name des Bischofs von Tarnow, des 56 jährigen Humanisten und Theologen Bischof Wiktor Skworc genannt. (...) (Sta)