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Schock mit Folgen

Klaus Dahmann18. August 2008

Vor fünf Jahren, am 19. August 2003, erschütterte ein Selbstmordattentat die Vertretung der Vereinten Nationen in Bagdad. Der damalige UN-Sonderbeauftragte starb. Der Anschlag hatte Folgen für die UN.

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Quelle: AP
Bild: AP
Sergio de Mello
"Der Beste der Besten": Sergio de Mello starb vor fünf JahrenBild: AP

Sergio de Mello war, wie es bei seiner Ernennung hieß, "der Beste der Besten". Doch blieben ihm - was man damals nicht wissen konnte - nur wenige Monate als Irak-Beauftragter der Vereinten Nationen. "Zu viele verlieren ihr Leben, und das fast täglich", sagte de Mello bei seiner Amtseinführung. "Es ist notwendig, dass Sicherheit, Recht und Gesetz im Irak so schnell wie möglich wiederhergestellt werden."

Dazu kam es nicht: De Mello wurde am 19. August 2003 selbst Opfer eines Anschlags. Ein Selbstmordattentäter fuhr in die vier Meter hohe Schutzmauer rund um die Vertretung der Vereinten Nationen in Bagdad und zündete eine Autobombe. De Mello und 22 weitere Menschen starben. Der damalige Generalsekretär Kofi Annan rang nach diesem tragischen Ereignis um Worte. Fassungslos sagt er: "Es erinnert uns daran, dass wir größere Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen."

Neue Schutzmaßnahmen

Zerstörtes UN-Gebäude in Bagdad. Quelle: AP
Das UN-Quartier in Bagdad ist eine RuineBild: AP

In New York reagierte die UNO nach dem Anschlag: Wo das UN-Gelände an die First Avenue stößt, wurde der Gehweg aufgerissen, Bauarbeiter zogen eine neue Barriere hoch. Die damals stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen, Angela Kane, sieht das als notwendiges Übel. Denn das UN-Hauptquartier war schon in den 1990er Jahren Zielobjekt von Terroristen. Ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen hatte damals versucht, in die unterirdische Garage zu fahren. "Die einzige Schwierigkeit war, dass der Lastwagen zu hoch für die Tiefgarage war", schildert Kane. "Der LKW kam nicht rein. Und nur deswegen sind die Terroristen ausgewichen."


Angst bei der UNO


Beim Anschlag von Bagdad vor fünf Jahren waren die Terroristen erfolgreich. "Der Schock des Attentats hatte auf die UNO starke Auswirkungen", bestätigt Harald Ganns, Sprecher der Bonner UN-Institutionen. Denn bis zu diesem Zeitpunkt habe man noch gehofft, dass die UNO kein Opfer terroristischer Anschläge wird, so Ganns. "Die UNO arbeitet ja schließlich für alle Länder dieser Welt und kann nicht mit einer bestimmten Politik identifiziert werden." Diese Einschätzung habe sich nach Bagdad radikal geändert.

Verletzter UN-Mitarbeiter. Quelle: AP
Zahlreiche Verletzte, 23 Tote - traurige Bilanz des AnschlagsBild: AP

Bonner Standort schirmt sich ab

UN-Sitz in Bonn: Der lange Eugen. Quelle: dpa
Geschützter UN-Sitz: Der "lange Eugen" in BonnBild: picture-alliance/ dpa

An allen UN-Standorten wurden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Vor dem Bonner UN-Gebäude wurde die ganze Straße gesperrt. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem verhindert, dass Terroristen bis zum Haus kommen. Ein Zaun schützt das Gelände, wer ins Gebäude will, muss durch eine Sicherheitsschleuse. "So wird Abstand zum Straßenverkehr gewahrt", sagt Ganns. Er räumt ein: Die Terrorbedrohung sei in Deutschland nicht so groß wie in anderen Ländern. Aber seit dem Bagdader Anschlag hat die UN-Zentrale Mindeststandards vorgegeben. Alle UN-Institutionen müssen sich daran halten. An einigen Standorten wie Bagdad gibt es noch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Und trotzdem ist sich auch Ganns bewusst: Hundertprozentigen Schutz vor Terroranschlägen wird es nie geben, auch nicht bei der UN.